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Kommentar: Wirtshaus-Wiesn in Corona-Zeiten: München muss hart durchgreifen

Kommentar

Wirtshaus-Wiesn in Corona-Zeiten: München muss hart durchgreifen

Max Kramer
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    Anstatt des regulären Oktoberfestes findet in München die Wirtshaus-Wiesn statt.
    Anstatt des regulären Oktoberfestes findet in München die Wirtshaus-Wiesn statt. Foto: Felix Hörhager, dpa

    Die Verbal-Watschn ließen nicht lange auf sich warten. Kaum waren die Bilder aus München in der Welt, von Menschen, die mit Maßkrug in der Hand die Wirtshaus-Wiesn feierten, hagelte es Kritik aus ganz Deutschland. Besonders schnell und laut kam sie aus Nordrhein-Westfalen und Berlin. In früheren Tagen der Pandemie waren beide Buh-Bundesländer. Die einen, weil dort Karnevalsfeiern das Virus massiv verbreitet haben, die anderen, weil dort trotz strenger Regeln Techno-Partys abgehalten wurden. Nicht ohne Häme wird nun in Richtung Süden geschimpft. Und das zu Recht.

    Corona-Hotspot München: Hygienekonzepte und Alkohol sind eine schlechte Kombination

    Eine zentrale Lehre der vergangenen Monate lautet: Die Kombination aus vielen Menschen, geschlossenen Räumen und Alkohol ist ein guter Nährboden für die Virus-Verbreitung. Genau deshalb sind Diskotheken und Clubs nach wie vor geschlossen. Genau darin besteht aber auch das Konzept der Wirtshaus-Wiesn.

    Den Wirten ist dabei kein Vorwurf zu machen. Sie wollen jeden Spielraum nutzen, um wirtschaftlich zu überleben. Eine Stadt-umgreifende Massenfeier ist aber ein Schlag ins Gesicht derer, die unter Corona und seinen Auswirkungen leiden: Kinder, Lehrer, medizinisches Personal, Familien, Ältere. Sie müssen es ausbaden, wenn die Zahlen weiter ansteigen, weil für wenige das eigene Vergnügen mehr zählt als das Wohlergehen aller.

    Just an dem Wochenende, an dem die Wirtshaus-Wiesn startete, wurde in der Landeshauptstadt der kritische Fallzahl-Grenzwert überschritten – einen kausalen Zusammenhang herzustellen, wäre jetzt noch verfrüht. Jedoch ist absehbar, dass die Fallzahlen in München weiter steigen werden – und leider wahrscheinlich, dass dann auch die Wirtshaus-Wiesn daran einen Anteil hat. Die ausgefeiltesten Hygienekonzepte helfen nichts, wenn Alkohol im Überfluss fließt.

    Vor allem Kinder und Lehrer müssen die Folgen der 'Wiesn-Gaudi light' ausbaden

    Die Signalwirkung, die von der PR-Aktion Wirtshaus-Wiesn ausgeht, ist fatal. Denn die Folgen der Verantwortungslosigkeit weniger müssen, wieder einmal, viele ausbaden – vor allem Kinder und Lehrer, die wegen der steigenden Fälle in Schulen oder Betreuungseinrichtungen wieder Masken tragen müssen.

    Veranstaltungen wie die Wirtshaus-Wiesn erhöhen das Risiko, sehenden Auges in den nächsten Lockdown zu laufen. Welche verheerenden Auswirkungen ein solches haben kann, dürfte kaum jemand besser wissen als Wirte.

    Die Stadt München muss stärker ihre Corona-Maßnahmen durchsetzen

    Der Stadt München sind beim Thema Wirtshaus-Wiesn weitgehend die Hände gebunden, verbieten kann sie die PR-Aktion nicht. Dass sie mit Kontaktbeschränkungen und einer zumindest punktuellen Maskenpflicht auf steigende Zahlen reagiert, ist richtig. Wenn sich die Bilder vom Wochenende wiederholen, reicht das aber nicht. Dann sind eine vorgezogene Sperrstunde und Alkoholverbote unumgänglich.

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