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Kommentar: So viele Kirchenaustritte in Bayern wie nie: Ein Land verliert seinen Glauben

Kommentar

So viele Kirchenaustritte in Bayern wie nie: Ein Land verliert seinen Glauben

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    Rund 110.000 Menschen sind im vergangenen Jahr in Bayern aus der Kirche ausgetreten.
    Rund 110.000 Menschen sind im vergangenen Jahr in Bayern aus der Kirche ausgetreten. Foto: Harald Tittel, dpa (Symbolbild)

    Gott mit dir, du Land der Bayern? So viele Katholiken und Protestanten wie 2019 sind noch nie aus ihren Kirchen ausgetreten. Dabei möge die Empörung über lange vertuschte Missbrauchsfälle oder über den skandalösen Umgang mit kirchlichem Geld eine Rolle spielen.

    Doch die tiefere Ursache der immer stärkeren Abwendung liegt darin, dass eine religiöse Bindung als überflüssig empfunden wird. Die Ausgetretenen erwarten sich in ihrer Mehrzahl nichts mehr von der Kirche. Erhebende Gefühle im Gottesdienst oder seelsorgerlicher Trost sind bei ihnen Fehlanzeige.

    Die Bischöfe sind es schon gewohnt, sich alljährlich in Zerknirschung zu üben. Allerdings klingen ihre Stellungnahmen nicht mehr so fatalistisch wie einst. Sie kommen in der neuen Epoche einer individuellen Selbstbestimmung an.

    Klare Worte des Augsburger Bischofs

    Völlig unmöglich scheint es nicht, Menschen an Religion und Kirche zu binden. Allerdings wollen sie aufgesucht und persönlich angesprochen werden. Von der Kanzel herab lassen sich die wenigsten begeistern. Bischof Bertram Meier spricht hier klare Worte.

    Leider hat die Corona-Pandemie den Rückfall ins Klerikale eher gestärkt. Ein Priester, der in der leeren Kirche allein die Messe zelebriert, sendet das Signal aus, er brauche die Gläubigen gar nicht. Das Gegenteil ist allerdings der Fall. Katholiken werden immer weniger Priester haben und sich selbst geistlich zusammenfinden und handeln müssen (wie die Protestanten übrigens auch). Das wird die Gestalt der Kirche verändern. Andernfalls steuert sie ins Sektiererische und verabschiedet sich aus der Gesellschaft.

    Lesen Sie dazu auch: Bayern laufen den Kirchen davon: Austrittszahlen auf Rekordhoch

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