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Kommentar: So funktioniert Seehofers Kosmos

Kommentar

So funktioniert Seehofers Kosmos

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    Drei Kronprinzen sind ihm offenbar zu wenig: CSU-Chef Horst Seehofer fand bei der Herbstklausur auf Kloster Banz  mal wieder Zeit für alte Machtspielchen.
    Drei Kronprinzen sind ihm offenbar zu wenig: CSU-Chef Horst Seehofer fand bei der Herbstklausur auf Kloster Banz mal wieder Zeit für alte Machtspielchen. Foto: David Ebener, dpa

    Die CSU will sich wieder um Bayern kümmern. Hinter ihr liegt ein Jahr mit vier Wahlen, die unappetitliche Affäre um Staatsministerin Christine Haderthauer und ein verkorkster Sommer, in dem sich alles nur um die Pkw-Maut für Ausländer zu drehen schien. Nun sollen – das ist die quasi offizielle Botschaft der Klausur der

    Die Abgeordneten beschlossen einstimmig eine Reform des Gymnasiums, die Fraktionschef Thomas Kreuzer gleich unbescheiden als „epochal“ rühmte. Gleichzeitig kündigte Parteichef Horst Seehofer einen „Themenherbst“ an: Vor allem bei den Finanzverhandlungen mit Bund und Ländern sowie mit einer eigenständigen Energiepolitik will er beweisen, dass die Schlagzeilen von der „Verzwergung“ der CSU und der „Schrumpfung“ ihres Vorsitzenden nichts anderes waren als Sommerloch-Gemeinheiten der Journalisten.

    Bislang lautete die Formel "vier plus x"

    Von ihrer allerliebsten Lieblingsbeschäftigung freilich wollen die CSU und ihr Vorsitzender trotzdem nicht lassen. Die Nachrichten darüber kamen in Gestalt kleiner, inoffizieller Botschaften daher. Nach dem Auftritt des niederbayerischen CSU-Bezirksvorsitzenden Manfred Weber in Banz teilte ein Gefolgsmann Seehofers eilig mit, dass Weber, der im Europaparlament zum Fraktionschef der Europäischen Volkspartei aufgestiegen ist, nun auch zum Kreis seiner potenziellen Nachfolger zu rechnen sei.

    Ein anderer Seehofer-Vertrauter merkte daraufhin an, dass auch der neue, allseits geschätzte Staatskanzleichef Marcel Huber gute Karten habe. Der Hintergrund dieser Botschaften ist offenkundig: Die Riege der Kronprinzen benötigte nach dem Ausscheiden Haderthauers dringend eine Auffrischung.

    Welches Spiel wird hier gespielt? Oder anders: Wie viele Planeten müssen im Sonnensystem der CSU einen Fixstern umkreisen, damit das System bis zum Ausscheiden Seehofers als Parteichef 2017 und als Ministerpräsident 2018 stabil bleibt? Vor einigen Jahren hatte Seehofer darauf eine Antwort: vier plus x. Die vier waren Ilse Aigner, Christine Haderthauer, Joachim Herrmann und Markus Söder. Danach gab es eine Zeit lang nur noch Karl-Theodor zu Guttenberg.

    Der Komet Guttenberg ist verglüht

    Und jetzt? Der Komet Guttenberg ist verglüht und in einer anderen Galaxis verschwunden. Haderthauer wurde aus ihrer Umlaufbahn ins politische Niemandsland katapultiert. Da waren es nur noch drei: Innenminister Herrmann, der massereichste Planet, zieht unbeirrt und bedächtig seine Kreise. Wirtschaftsministerin Aigner, zweifellos hübschester Himmelskörper der CSU, kommt auf der Suche nach einem Kurs immer wieder mal ins Trudeln. Finanzminister Söder, der Schnellste von allen, bewegt sich auf einer Ellipse. Immer wenn er dem Feuer des Fixsterns zu nahe kommt, sucht er wieder das Weite.

    Drei Kronprinzen sind Seehofer offenbar zu wenig. Sein Prinzip lautet: Teile und herrsche. Wohl deshalb befeuerte er die interne Debatte, lobte Weber über alle Maßen und machte aus seiner Wertschätzung für Huber keinen Hehl. Als das Ganze öffentlich war, hatte das Manöver seinen Zweck erfüllt. Seehofer konnte demonstrativ gelassen und amüsiert Partei und Fraktion auffordern, sich wieder auf die Sacharbeit zu konzentrieren.

    Tatsächlich ist es ihm im Zusammenspiel mit dem Fraktionschef gelungen, Regierung und Fraktion auf Kurs zu bringen. Wenn die Gymnasial-Reform, der Dialog zur Energiewende und mehr Gerechtigkeit beim Länderfinanzausgleich auch umgesetzt werden, kann das Bayern nur guttun. Die Folgen des Spiels mit der Macht in der CSU aber sind unkalkulierbar.

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