Selbst wenn es den Anschein hat, weil die Berichterstattung im Vergleich zum Jahr 2010 weniger umfänglich ausfällt: Dass sich Geistliche an Minderjährigen vergangen haben, ist ein Problem, mit dem sich die Verantwortlichen der Kirche noch jahrelang auseinandersetzen werden müssen. Wohlgemerkt, mit der Aufarbeitung. Denn die Prävention muss der Kirche zur dauerhaften Verpflichtung werden – gerade weil sie es nicht in ausreichendem Maße war.
Dass immer noch teils Jahrzehnte zurückliegende Fälle bekannt werden, stimmt nachdenklich, aber es ist auch ein gutes Zeichen. Nur so wird das Ausmaß der Taten offensichtlich. Und nur so kann den Opfern zumindest ein kleines Stück weit späte Gerechtigkeit widerfahren – etwa indem sie „materielle Leistungen in Anerkennung des Leids“ erhalten, wie es die katholische Kirche nennt. Die Opfer dürfen nicht schweigen – und nie mehr zum Schweigen gebracht werden.