Auch Abgeordnete machen Fehler, haben Schwächen und sind keine Heiligen. Das müssen sie auch nicht sein. Doch eine gewisse Vorbildfunktion haben sie als gewählte Volksvertreter sehr wohl.
Was sich der Allgäuer Bernhard Pohl in den vergangenen Jahren geleistet hat, hat ihn als Vorbild disqualifiziert. Seine Trunkenheitsfahrt nach dem Landtagsempfang am 21. Juli in München war der vorläufig letzte Eintrag in eine lange Strafliste – und alles andere als ein einmaliger Ausrutscher. Immer wieder ist der Freie-Wähler-Politiker wegen gröbster Verkehrsdelikte aufgefallen. Bei einem davon hat ein Mensch sein Leben verloren. Pohl stand mehrfach vor Gericht, kassierte Geldbußen und Fahrverbote – und gab jedes Mal wieder den reuigen Sünder, der versicherte, seine Lehren daraus gezogen zu haben.
Pohl rast, drängelt und setzt sich betrunken hinters Steuer
Hat er nicht. Sobald er im Auto sitzt, verliert Pohl offenbar jegliche Kontrolle über sich selbst. Er rast, drängelt und setzt sich betrunken hinters Steuer. Nicht einmal, nicht zweimal, sondern regelmäßig. Jetzt kündigt der Politiker „einschneidende Konsequenzen“ an – und meint damit, dass er bis Ende der Legislaturperiode nicht mehr Auto fährt und während der Dauer des laufenden Verfahrens sein Amt als Vize ruhen lässt. Das reicht nicht.
Bernhard Pohl hat jegliche Glaubwürdigkeit verloren. Und die Freien Wähler verlieren sie auch, wenn sie ihn mit dieser lächerlichen Argumentation durchkommen lassen. Denn gerade sie sind es, die – am schnellsten und am lautesten – bei kleinsten Vergehen ihrer politischen Gegner den Rücktritt fordern. Ihrem Kollegen Pohl hätten sie gestern raten müssen, sein Mandat niederzulegen.