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Kommentar: Aufarbeitung des Regensburger Missbrauchsskandals muss Vorbild sein

Kommentar

Aufarbeitung des Regensburger Missbrauchsskandals muss Vorbild sein

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    Die Opfer des Missbrauchsskandals bei den Regensburger Domspatzen sollen bis Ende 2017 finanziell entschädigt werden - je nach Schwere der Übergriffe.
    Die Opfer des Missbrauchsskandals bei den Regensburger Domspatzen sollen bis Ende 2017 finanziell entschädigt werden - je nach Schwere der Übergriffe. Foto: Armin Weigel, dpa

    Manches Missbrauchsopfer fordert von der katholischen Kirche eine Million Euro als Entschädigung für das, was Geistliche ihm angetan haben. Die Forderung ist nachvollziehbar. Aber weder bis zu 20.000 Euro, wie bei den Domspatzen, noch eine Million Euro können irgendetwas wiedergutmachen. Gut machen kann und muss man jedoch die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und die Erarbeitung von Präventionsmaßnahmen. Es ist nach wie vor eine bittere Notwendigkeit – wie alleine die nochmals gestiegene Zahl an Opfern in Regensburg zeigt.

    Die Kirche kann nicht länger verschweigen

    Das sind die Regensburger Domspatzen

    Die Regensburger Domspatzen sind einer der ältesten und berühmtesten Knabenchöre der Welt. Zum Chor gehören ein Musikgymnasium, eine Grundschule, ein Internat und eine Ganztagesbetreuung.

    Domkapellmeister und Chorleiter ist seit 1994 Roland Büchner. Derzeit hat das Gymnasium 320 Schüler, die Hälfte besucht das Internat.

    Die Geschichte der Domspatzen reicht über 1000 Jahre zurück. Bischof Wolfgang gründete im Jahr 975 eine Domschule, die besonderen Wert auf die musikalische Ausbildung legte.

    Von 1964 bis 1994 leitete Georg Ratzinger, Bruder von Papst Benedikt XVI., den Chor.

    Mit der dortigen Aufarbeitung des Missbrauchsskandals ist ein Maßstab für andere Bistümer und die katholische Kirche gesetzt, hinter der es kein Zurück mehr geben darf. Sie muss nun als Vorbild dienen in ihrer Kombination aus der Einsetzung eines unabhängigen Sonderermittlers, therapeutischen Hilfsangeboten für Opfer, wissenschaftlichen Studien – deren Ergebnisse noch ausstehen – sowie enger Zusammenarbeit mit Opfern.

    Deren Mut, öffentlich über ihr Leid zu sprechen, ist es zu verdanken, dass die Kirche nicht länger vertuschen und verschweigen kann. Inzwischen beteuern Kirchenvertreter glaubhaft, entschieden gegen Missbrauch in den eigenen Reihen vorzugehen.

    Umso ärgerlicher sind Äußerungen Kardinal Müllers, der Opfer immer wieder vor den Kopf stößt. Am Dienstag verwies er auf einen Hirtenbrief, in dem er als Bischof Opfer aufgerufen habe, sich zu melden. Diese empfinden derlei zu Recht als zynisch.

    Mehr zum Missbrauchsskandal und zum Abschlussbericht lesen Sie hier: Missbrauchsskandal: Mindestens 547 Domspatzen wurden Opfer von Gewalt

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