Von Sascha Borowski und Stefan Krog Zu Hilferufen blieb Nora keine Zeit. Es ist 1.45 Uhr morgens, als in der Merkurstraße, Ecke Sonnenstraße unfassbar Grausames passiert.
Die 18-Jährige ist kurz vor dem Haus ihres Freundes, als Christian G. sie sieht - und ohne Warnung über sie herfällt. "Lass mir meine Ruhe", schreit sie ihn nur noch an.
Doch es ist zu spät. Der 17-Jährige, mit seinen 1,80 Metern Größe und 90 Kilogramm Gewicht körperlich weit überlegen, wirft die zierliche Frau im Gerangel auf den Asphalt. Er tritt ihr mehrfach mit seinen Schuhen ins Gesicht. Als sie bewusstlos ist, trägt er sie 30 Meter weit hinter eine Garage, fällt über sie her, vergewaltigt sie. Dann, Nora röchelt nur noch, erwürgt er die junge Frau mit bloßen Händen.
Der Mord an Nora aus Haunstetten, seit Donnerstagnacht gilt er als geklärt. Doch je mehr Details bekannt werden, so unfassbarer scheint das Verbrechen. Denn Nora war offensichtlich ein reines Zufallsopfer. Zur falschen Stelle am falschen Ort.
Beim Verhör geweint
Der tatverdächtige Christian G., ein Maurerlehrling aus Königsbrunn, er hat die Tat gestanden. Geweint habe er in den Vernehmungen, berichten Polizei und Staatsanwaltschaft gestern vor den Medien. Und mit "Panik" habe der 17-Jährige das Verbrechen immer wieder erklären wollen. Doch so einfach ist es nicht. Christian G. zog den Ermittlungen zufolge am vorvergangenen Freitag mit Freunden durch die Kneipen.
Gegen ein Uhr fuhr er mit dem Nachtbus heim, verpasste "seine" Haltestelle, stieg in der Brahmsstraße in Haunstetten aus. Als er zu Fuß durch das Wohngebiet lief, traf er auf Nora, die zur gleichen Zeit nach Hause ging. "Und als er sie sah, beschloss er, sie zu vergewaltigen", gibt gestern Leitender Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz die Aussage des Burschen wieder. Christian G. vergewaltigte und tötete die junge Frau, schleppte ihre Leiche in die Guldenstraße - und ging nach Hause zu seinen nichtsahnenden Eltern.
Fünf Tage lang wahrt Christian G. sein schreckliches Geheimnis, tut nach außen so als sei nichts geschehen. Dann kommt ihm die Soko "Nora" auf die Spur. Zum Verhängnis wird dem Auszubildenden sein perverses Hobby: Der 17-Jährige beobachtet heimlich Frauen, "er ist ein Spanner", sagt Kripochef Klaus Bayerl. Und: Christian G. stiehlt und sammelt Frauenwäsche.
So tat er es auch bei zwei Einbrüchen in Königsbrunn im Dezember 2006 und Juli 2007. Im Rahmen der Ermittlungen eingesetzte "Profiler" vermuteten den Täter diese Woche schnell in diesem Milieu.
Frauenkleidung im Zimmer
Ein Handy, das damals gestohlen wurde und im Zug der Ermittlungen überwacht wird, führen die Ermittler am Donnerstagabend zu Christian G. Als Kripobeamte vor der Haustür seiner Eltern stehen, gesteht der Auszubildende sofort. In seinem Zimmer entdecken die Fahnder verschiedenste Wäschestücke von Frauen. Von Nora stammt offenbar aber keines.
Christian G. ist wegen kleinerer Delikte - eine Rangelei und Schwarzfahren - polizeibekannt, aber nicht vorbestraft. Er sitzt jetzt in Untersuchungshaft. "Für uns ist er zweifelsfrei der Täter", sagt Anklagevertreter Nemetz. DNA-Spuren, die an Nora und bei den einbrüchen gesichert wurden, seien identisch - und die des 17-Jährigen.
Die höchstmögliche Jugendstrafe für den verdächtigen Jugendlichen liegt bei zehn Jahren. Eine nachträgliche Sicherungsverwahrung ist nicht möglich.