Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Kloster Oberschönenfeld: Geplanter Großparkplatz schockiert Naturschützer

Kloster Oberschönenfeld

Geplanter Großparkplatz schockiert Naturschützer

    • |

    „Die Abgeschiedenheit des Ortes macht das über Jahrhunderte hinweg kontemplativ geführte Leben in Schweigen und Stille, in der Klausur, erahnbar.“ So beschreibt die Zisterzienserinnenabtei Oberschönenfeld ihre Lage im Schwarzachtal, 20 Kilometer südwestlich von Augsburg. Auf dem Klosterareal hat sich der Bezirk Schwaben eingemietet. In den Wirtschaftsgebäuden betreibt er seit drei Jahrzehnten das regionale Volkskundemuseum.

    Oberschönenfeld ist an den Wochenenden ein beliebtes Ausflugsziel. Dreimal im Jahr ist der Andrang besonders groß: beim Töpfermarkt, dem Klosterfest und beim Weihnachtsmarkt. Aus diesem Grund will der Bezirk deutlich mehr Parkmöglichkeiten schaffen, als bisher zur Verfügung stehen. Nördlich der bestehenden Anlage sollen auf einer Fläche von knapp zwei Hektar – das entspricht fast drei Fußballfeldern – zusätzlich 836 Parkplätze entstehen.

    Für Umweltschützer sind die Pläne, mitten in einem Landschaftsschutzgebiet einen Großparkplatz zu schaffen, ein Naturfrevel ersten Ranges. „Hier wird in einer Art und Weise geklotzt, da verschlägt es einem wirklich die Sprache“, sagt Thomas Frey vom Bund Naturschutz in Bayern. Sollte der Parkplatz wegen dreier Großveranstaltungen im Jahr tatsächlich entstehen, werde Oberschönenfeld nicht wiederzuerkennen sein.

    Bezirkstagspräsident wehrt sich gegen Vorwürfe

    Schon jetzt ist der noch nicht existente Parkplatz im Münchner Umweltministerium bekannt. Im vor elf Jahren gegründeten „Bündnis für Flächensparen“ kursiert das Projekt als Negativbeispiel.

    Der schwäbische Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert (CSU) verwahrt sich gegen die Anwürfe. Hier werde definitiv kein befestigter Parkplatz entstehen, die Autos würden letztlich auf einer Wiese abgestellt, die Stichwege dorthin seien aufgeschottert und wasserdurchlässig. „Das war vorher ein Acker und ist jetzt eine Wiese, eingesät im vergangenen Jahr“, sagt Reichert und spricht von einer „ökologischen Aufwertung“. Und er sagt, dass sich der Bezirk sehr lange über die Gestaltung Gedanken gemacht habe. Weil alle Parkplätze nur an wenigen Tagen im Jahr benötigt würden, gebe es auch keine versiegelten Flächen.

    „Solange ich hier etwas zu sagen habe, wird das so bleiben“, tritt der Bezirkstagspräsident entsprechenden Befürchtungen entgegen. Der frühere Museumsdirektor Hans Frei dagegen spricht von einer „unglaublichen Landverschwendung“ und einem „nicht gerechtfertigten Eingriff in die Natur“. Die Dimension sei nicht hinnehmbar. Und wenn eine Freifläche zur ganzjährig benutzbaren Parkfläche und dies dann noch als Lösung im Sinne der Ökologie verkauft werde, „dann ist das für mich nichts anderes als Etikettenschwindel“.

    Klosteranlage liegt inmitten eines Naturparks

    Reichert lässt die Kritik nicht gelten. Eine kleinere Fläche sei lediglich eine „halbe Lösung, mit der niemandem gedient ist“. Vor allem der Weihnachtsmarkt im Winter habe in der Vergangenheit große Probleme bereitet. „Die Leute haben kreuz und quer geparkt und auch auf die Natur keine Rücksicht genommen. Die Feuerwehr hat Autos gleich reihenweise aus unwegsamem Gelände ziehen müssen.“

    Auch von der Polizei sei wiederholt auf die Problematik aufmerksam gemacht worden. Das Sicherheitsrisiko, damit verbundene Haftungsfragen und den ökologischen Schaden will der Bezirk nicht länger tragen. „Ohne diesen Parkplatz wird es in Oberschönenfeld keine Großveranstaltungen mehr geben“, macht Reichert unmissverständlich deutlich.

    Sinngemäß hatte so auch ein Vertreter des Bezirks vor dem Gemeinderat in Gessertshausen (Kreis Augsburg) gesprochen, der für Oberschönenfeld zuständig ist. „Das ist für mich nichts anderes als Erpressung“, sagt der frühere Gemeinderat und CSU-Vorsitzende Hans Fendt, der zur Initiative „Oberschönenfeld ohne Großparkplatz“ gehört. Die Initiative verweist darauf, dass die Klosteranlage inmitten des Naturparks Augsburg Westliche Wälder liegt und mit ihrem Umfeld in die Liste der „Bedeutsamen Kulturlandschaften in Bayern“ eingetragen ist.

     Fendt plädiert mit seinen Mitstreitern für „autofreie Großveranstaltungen“ anstelle eines „landläufigen Massentourismus“. Von Gessertshausen könnte Oberschönenfeld an diesen besonderen Tagen mit Shuttlebussen angefahren werden. Alternativ könne man die Anlage auch in einem 15-minütigen Fußmarsch auf einem attraktiven Wanderweg erreichen. „Danach schmeckt die Bratwurst doppelt so gut“, sagt Fendt.

    "Überdimensioniertes Parkplatzprojekt"

    Die Planungen indes sehen bislang etwas anderes vor. Die 4100-Einwohner-Gemeinde Gessertshausen hat bereits den Flächennutzungsplan im Sinne des Bezirks geändert. Die knapp zwei Hektar müssen noch aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgenommen werden. Über einen konkreten Bauantrag, über den wiederum die Gemeinde befindet, ist noch nicht abgestimmt worden.

    Auch im Bezirkstag haben die Baupläne Wellen geschlagen. Fünf Bezirksräte haben unter anderem wegen des als überdimensioniert empfundenen Parkplatzprojektes den diesjährigen Bezirkshaushalt abgelehnt.

    Und was sagen die zurückgezogen lebenden Zisterzienserinnen dazu? Nichts, zumindest nicht öffentlich. Als im Freundeskreis des Klosters Oberschönenfeld Diskussionen aufkamen, blockte die Äbtissin, Schwester Gertrud nach Aussage von Teilnehmern sogleich ab: Der Parkplatz sei in politischen Gremien behandelt worden, befand sie, und die Ordensgemeinschaft wolle dem zuverlässigen Pächter Bezirk nicht in den Rücken fallen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden