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Klimawandel schadet dem Trinkwasser

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Klimawandel schadet dem Trinkwasser

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    Klimawandel schadet dem Trinkwasser
    Klimawandel schadet dem Trinkwasser

    Von Hermann Schmid, Königsbrunn Der Klimawandel, der für unsere Region in der Regel heißere Sommer, mildere Winter und vermehrt Starkregen bedeutet, kann auch neue Herausforderungen für eine hygienisch einwandfreie Trinkwasserversorgung mit sich bringen. Denn die Veränderungen beeinträchtigen natürliche Schutzbarrieren, auf die sich die Wasserversorger bisher verlassen konnten.

    Mögliche Folgen schilderte jetzt bei einer Tagung der schwäbischen Arbeitsgemeinschaft Kommunaler Wasserversorgungs- und Abwasserbeseitigungsunternehmer der Mikrobiologe Dr. Peter Schindler, seit 30 Jahren beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zuständig für Wasserhygiene.

    Das Risiko für unser Trinkwasser lauert in den Fäkalien von Warmblütern. Denn dort finden sich millionenfach Bakterien und Viren, die bei hoher Konzentration den menschlichen Organismus angreifen können. Schon seit fast 80 Jahren gilt die Faustregel, dass diese 50 Tage im Boden nicht überleben - Lichtmangel und Einzeller im Erdreich machen ihnen den Garaus.

    Abhängig von Fließgeschwindigkeit und -richtung des Grundwassers gibt es deshalb im Umfeld der Trinkwasserbrunnen Schutzzonen, die sicherstellen sollen, dass nahe der Brunnen keine neuen Keime ins künftige Trinkwasser gelangen. Doch die Wirkung des Bodenfilters kann in heißen Sommern schwinden, so Schindler. Risse im Erdreich lassen dann Wasser schneller durchsickern. Das sei gerade in Südbayern mit oft verhältnismäßig dünner Humusdecke ein steigender Risikofaktor. Verschärfend kommen die zunehmenden Starkregen hinzu: Sie können Fäkalien in Schutzgebiete einschwemmen und dort auch die Humusdecke angreifen.

    Auch milde Winter verschärfen das Risiko. Häufiges Frieren und Auftauen schädigt den Humus. Zudem sei noch offen, wie sich die Temperaturverschiebungen auf das Absterben und Aufkeimen der Bakterien auswirken.

    Schindler unterstellt auch, dass im Sommer die Temperaturen in den Wasserleitungen mehr oder weniger deutlich ansteigen werden - das könnte zu mehr Keimen und Bakterien im Trinkwasser führen. Dies alles werde vor allem solchen Wasserversorgern zu schaffen machen, kündigte der Fachmann an, die bereits ab und an Probleme mit der Trinkwasserhygiene haben.

    Die Vorsorge wird ins Geld gehen: Anpflanzungen in den Schutzzonen, notfalls künstliche Filtration, baulicher Schutz vor Einschwemmungen in die Fassungsbereiche. Und die Wasserleitungen müssen verstärkt gepflegt werden: Vermehrtes Spülen vor allem im Sommer und besonders in Stichleitungen, notfalls sogar ein Verlegen in kühlere Bodenschichten.

    Eins ist sicher: Der Klimawandel geht auch am "Lebensmittel Nummer eins", dem Trinkwasser, nicht spurlos vorüber.

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