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Klimawandel: So massiv macht sich der Klimawandel in Bayern bemerkbar

Klimawandel

So massiv macht sich der Klimawandel in Bayern bemerkbar

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    Wie macht sich der Klimawandel in Bayern bemerkbar?
    Wie macht sich der Klimawandel in Bayern bemerkbar? Foto: Sina Schuldt (Symbolbild)

    Voller Mängel und kaum wirkungsvoll – schon lange kritisieren Experten das bayerische Klimaschutzgesetz als unzureichend. Nun will Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) nachlegen – und noch im Mai einen Entwurf für ein neues Klimaschutzgesetz vorlegen, so kündigte es der Minister vor zwei Wochen an. Vielen Klimaschützern ist das vielleicht schon zu spät, sie warnen seit Jahren vor den Folgen der globalen Erwärmung. Doch wie ernst ist die Lage eigentlich in Bayern?

    Wie steht es um das Klima in Bayern? Ein Blick die Temperatur

    Wer diese Frage beantworten will, muss sich vor allem eine Kerngröße anschauen, sagt Lothar Bock vom Regionalen Klimabüro München des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Die Temperatur in Bayern. „Genauer gesagt kommt es auf den Anstieg des Jahrestemperaturmittels an, den wir seit Ende des 19. Jahrhunderts messen können“, erklärt der Meteorologe. „Das ist das Kennzeichen für den Klimawandel.“ In Bayern beträgt dieser Temperaturanstieg 1,8 Grad Celsius, liest Bock aus den Aufzeichnungen des DWD heraus. „Diese Veränderung ist der sicherste Indikator dafür, dass der Klimawandel im Freistaat bereits fortgeschritten ist.“ Und doch es ist bei weitem nicht der Einzige.

    So wirkt sich der Klimawandel auf die Welt aus

    Der globale Klimawandel hat immense Auswirkungen. Er beeinflusst Wetter, Gesundheit und Meeresspiegel. Wir zeigen das in einigen Beispielen.

    Geht die Erwärmung der Erde ungebremst weiter, werden extreme Unwetter häufiger auftreten, warnen Klimaforscher. Feuchte Regionen werden noch feuchter, in trockenen drohen Dürreperioden.

    Auf Klimaveränderungen reagieren Tiere, Pflanzen und Menschen empfindlich. Milde Winter erhöhen die Überlebensrate von Krankheitsüberträgern wie Mücken, Zecken oder Wanzen. Menschen, die ein Leben lang beschwerdefrei waren, bekommen vermehrt Allergien.

    Die Erderwärmung lässt Gletscher und das Eis der Pole schmelzen. Steigt der Meeresspiegel weiter an, könnten die Malediven in rund 100 Jahren überflutet sein. Umweltschützer fürchten auch für die Nordseeküste dramatische Folgen: Wattflächen, Salzwiesen und Inseln könnten dauerhaft überschwemmt werden. Die Eisdecken an den Polen waren im März so klein wie noch nie in einem solchen Monat.

    Ein weiteres Merkmal, so Bock, ist etwa, dass sich die Jahreszeiten verändert haben. „Wir beobachten, dass der Frühling sich immer weiter nach vorne verschiebt und dass die Winter und Sommer wärmer werden.“ Auch das kann er aus den Aufzeichnungen der bayerischen Wetterstationen herauslesen. Demnach gab es seit Mitte des 20. Jahrhunderts rund 16 Eistage weniger pro Jahr im Schnitt in Bayern – das sind Tage, an denen die Lufttemperatur weniger als null Grad Celsius beträgt. Parallel dazu verzeichnet der DWD seit den 50er-Jahren einen Anstieg von rund neun heißen Tagen im Schnitt im Freistaat. Also Tage, an denen die Temperatur über 30 Grad liegt.

    Ist der Klimawandel das Ende der Gletscher in den bayerischen Alpen?

    Begleitet werden diese Temperaturveränderungen von verschiedenen Naturphänomenen, die auf den Klimawandel zurückzuführen sind. „Besonders eindrücklich beispielsweise ist die Entwicklung der Gletscher in den bayerischen Alpen“, sagt Bock. „Wissenschaftler messen, dass diese von Jahr zu Jahr weniger und kleiner werden. Und sie sagen voraus, dass die bayerischen Gletscher vermutlich ganz verschwinden werden.“ Meteorologe Bock rechnet zudem damit, dass in Bayern auch Trockenzeiten und Dürreperioden, in denen weniger Niederschlag fällt, länger andauern oder intensiver anhalten werden.

    Auch Bayern drohen längere und intensivere Dürreperioden.
    Auch Bayern drohen längere und intensivere Dürreperioden. Foto: Andreas Rosar, dpa (Symbolbild)

    Es sind Entwicklungen, die Richard Mergner Sorgen bereiten. Mit Blick auf die vielen Veränderungen, die die heimische Natur durchläuft, sagt der Vorsitzende des Bund Naturschutz in Bayern: „Es ist ein Szenario, vor dem wir schon lange eindringlich warnen.“ Auch er beobachtet bereits seit Jahren eine Reihe an Begleiterscheinungen des Klimawandels in Bayern. „Schauen wir beispielsweise in die Wälder“, sagt er. „Ausbleibende Niederschläge schwächen die Bäume, sodass sie anfälliger für Schädlinge wie den Borkenkäfer werden.“ Gleiches beobachtet er auch in den Landschaften, Mooren und Gewässern. „Wenn Landstriche austrocknen, wenn der Frühling sich nach vorne verschiebt und wenn sich Gewässer im Zuge des Klimawandels erwärmen, dann wird das für viele Insekten, Amphibien und Vögel, die sehr temperaturempfindlich sind, zu einer ernsten Gefahr. Ihre Lebensräume können sich verändern und sogar ganz verschwinden“, betont Mergner. Er schätzt, dass mittlerweile ein Drittel der bayerischen Tier- und Pflanzenarten von den Folgen des Klimawandels gefährdet sind. „Das Ökosystem steht stark unter Stress.“

    Der Klimawandel als Gefahr für Pflanzen, Tiere und auch den Menschen

    Mergner prophezeit in diesem Zusammenhang, dass auch extreme Wetterereignisse zunehmen werden, Überflutungen, Sturzregen und Gewitter- und Hagelstürme. Und auch auf den Menschen wird der fortschreitende Klimawandel Auswirkungen haben, warnt der Naturschützer. Für die nächsten Jahrzehnte sagt er zum Beispiel Trinkwasserknappheit, eine längere Pollenflugsaison und mehr gesundheitliche Probleme für die Bevölkerung voraus. „Wenn es immer mehr Hitzetage geben wird mit Temperaturen über 30 Grad, wird das sehr wahrscheinlich zu mehr Herz-Kreislauf-Kollapsen führen und demzufolge auch zu mehr Todesfällen,“ so Mergner. Kann all das überhaupt noch aufgehalten werden?

    Meteorologe Lothar Bock jedenfalls wagt keine Voraussage. „Es gibt verschiedene Klimaszenarien, die untersuchen und berechnen, wie sich die Welt verändern wird – je nachdem wie die Temperatur ansteigt.“ Die Wissenschaft gehe dabei von einem weiteren Anstieg zwischen derzeit ein und vier Grad Celsius aus, so Bock. „Zumindest abhängig davon, wie sich die Umwelt und vor allem die Menschheit in den nächsten hundert Jahren weiterentwickeln.“

    Naturschützer Mergner ist trotz allem optimistisch: „Ich sehe, dass Veränderung möglich ist“, sagt er. „Wir haben die Atomenergie gestoppt und die Energiewende eingeläutet. Ich habe Hoffnung, dass man es schaffen und noch etwas verändern kann“, betont er. Im selben Atemzug fordert er allerdings energisch: „Politiker, Lobbyisten und Unternehmen müssen jetzt umsteuern und endlich klimafreundliches Verhalten belohnen. Veränderung, Verbesserung muss im Kleinen, im Gemeinderat anfangen, und sich bis auf Bundesebene erstrecken.“ Klimaschützer hoffen deshalb, dass der Entwurf des neuen bayerischen Klimaschutzgesetzes, der demnächst vorgestellt werden soll, ein Schritt in diese Richtung sein wird.

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