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Klimawandel: Die Fichte verschwindet aus deutschen Wäldern

Klimawandel

Die Fichte verschwindet aus deutschen Wäldern

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    Nadelwald.
    Nadelwald. Foto: dpa

    Wenn Günter Biermayer in seinem Wald arbeitet, dann sieht er das Lebenswerk seines Vaters vor sich. Auch dieser Wald ist von der Fichte geprägt. "Historisch betrachtet gab es keine bessere Baumart", sagt der Forstwissenschaftler.

    Durchschnittstemperatur um fast ein Grad gestiegen

    Das war, als das Klima noch eher kühl und feucht war. Doch die Zeiten sind vorbei. Im 20. Jahrhundert ist die Durchschnittstemperatur bei uns um fast ein Grad gestiegen. Die Vegetationszeit hat sich um elf Tage verlängert, was Schädlinge wie den Borkenkäfer begünstigt.

    Wer die jetzigen Verhältnisse mit den Ansprüchen der Fichte, dem "Brotbaum Schwabens", vergleicht, merkt schnell: Da passt in Mittel- und Nordschwaben etwas nicht mehr gut zusammen.

    "Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir die Zukunft unseres Waldes gestalten wollen." Erfolgreiche Forstwirtschaft könne nicht nur in der Vergangenheit leben, sagt Biermayer, in Bayerns Forstministerium zuständig für Forschung und Innovation.

    Baumarten, die mehr Wärme und Trockenheit vertragen

    Wer durch Schwaben fährt sieht reine Fichtenbestände, die dem Klimawandel nicht gewachsen sind und galoppierend zerfallen. Wichtig seien in Zukunft deshalb Baumarten, die mehr Wärme und Trockenheit als die Fichte vertragen. Dazu zählen Buche und Eiche, die ganze Palette der Edellaubbäume, Wildobst, aber auch Lärche und Douglasie.

    Der Forstwissenschaftler warnt aber vor einem übertriebenen Einsatz von Gastbaumarten, um späteren Generationen möglichst viel Entscheidungsspielraum zu lassen.

    Biermayer sieht den Wald und die Waldbesitzer angesichts des Klimawandels am Scheideweg. Drei Möglichkeiten zeigt er auf.

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    Internationale Lösung

    Aufbau anpassungsfähiger Wälder

    Der Forstwissenschaftler plädiert für eine "echte Offensive zur Verbesserung des Pflegezustands unserer Wälder". Seine Empfehlung: Geringerer Handlungsbedarf besteht in standortgerechten Mischbeständen mit viel Laubholz, Tanne und gutem Pflegezustand. Dieser Wald könne auf Störungen und Schäden elastisch reagieren.

    Frühzeitige Verjüngung

    Akuten Handlungsbedarf sieht Biermayer dagegen in fichtenreichen Beständen. Hier muss frühzeitig mit der Verjüngung begonnen werden.

    Die Voraussetzung, dass die Selbstheilungskräfte vielfältiger Mischwälder optimal genutzt werden können, sind laut Biermayer allerdings angepasste Wildbestände. Die jungen Bäume müssen eine Chance haben, ungestört vom Wildverbiss zu wachsen. Mit der heutigen Situation ist er keineswegs zufrieden, was das aktuelle forstliche Gutachten über die Schäden belegt. Dorothea Schuster

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