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Klausur I: Freie Wähler wollen frei bleiben

Klausur I

Freie Wähler wollen frei bleiben

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    Hubert Aiwanger, Freie Wähler, Gast der Redaktion.
Bild: Ulrich Wagner
    Hubert Aiwanger, Freie Wähler, Gast der Redaktion. Bild: Ulrich Wagner

    Augsburg Dass Bauern schlau sind, bauernschlau eben, wird diesem Berufsstand in ganz Bayern nachgesagt. Niederbayerische Bauern können obendrein – so will es zumindest ein gängiges Vorurteil – besonders stur sein. Wie schlau und wie stur, das demonstriert der niederbayerische Landwirt Hubert Aiwanger zurzeit den Matadoren im Rennen um die Macht in

    Obwohl erst im Herbst kommenden Jahres gewählt wird, steht auch das Treffen der Freien Wähler schon ganz im Zeichen der für Bayern möglicherweise historischen Auseinandersetzung. „Es ist unübersehbar, dass der Wahlkampf schon jetzt massiv losgeht. Jeder wird ungeduldig, keiner will den Start verpassen“, sagt Aiwanger.

    Kuriose Situation: Alle drängen die Freien ins Lager von Rot-Grün

    Weil mit der FDP im Moment kaum jemand mehr rechnet, stehen die Freien vor einer kuriosen Situation: SPD und Grüne versuchen, sie in ihr Lager zu ziehen, um mit einer Dreierkoalition eine realistische Alternative zu einer erneuten CSU-Alleinherrschaft etablieren zu können. Die

    Halb ziehen und halb schieben sie ihn, aber Aiwanger stemmt sich dagegen. Er reagiert mit scharfen Attacken. „Ich kann gar nicht so schnell Slalom fahren, wie die potenziellen Koalitionspartner tagtäglich ihre Meinung ändern“, sagt er und kündigt an, weiterhin „die Dinge zu benennen, die uns bei beiden Lagern nicht passen.“ Bei der CSU sei das „nach wie vor Vetternwirtschaft, Arroganz und Größenwahn bei bestimmten Projekten“. An der SPD störe ihn die unklare Position zur dritten Startbahn für den Flughafen München oder die Forderung nach zehn Jahren gemeinsamer Schulzeit für alle Kinder. Die Grünen forderten Namensschilder für Polizisten oder schärfere Naturschutzauflagen für Landwirte – auch das sei mit den Freien nicht zu machen. „In der Mitte“ aber gebe es „eine riesige Schnittmenge.“ Darüber werde jedoch erst nach der Wahl geredet, sagt Aiwanger.

    Die Entscheidung soll erst fallen, wenn die Schlacht geschlagen ist

    Seine Mitstreiter geben ihm recht. Die Koalitionsfrage, so sagt etwa Innenexperte Joachim Hanisch, „kann sinnvollerweise erst entschieden werden, wenn die Schlacht geschlagen ist“. Dabei wird es aber, wie Fraktionsgeschäftsführer Florian Streibl betont, darauf ankommen, wie sich die CSU verhält. Eine Koalition mit den Abgeordneten der CSU würde den Freien dann leichter fallen, „wenn sie zu uns etwas freundlicher wären und man vernünftig mit ihnen reden könnte“. Auch der Allgäuer FW-Abgeordnete Bernhard Pohl vertritt diese Auffassung. „Mit Sicherheit würde es dem Thema guttun, wenn die CSU jetzt schon beweisen würde, dass sie an einer konstruktiven Zusammenarbeit interessiert ist“, sagt Pohl und fügt hinzu: „Wir stehen inhaltlich der CSU näher, aber wir kriechen vor niemandem im Staub, um ein paar Ministerposten zu bekommen.“ Und Aiwanger gibt in der Koalitionsfrage zu bedenken: „Mit Rot-Grün müssten wir weniger Angst haben, unter den Teppich gekehrt zu werden.“

    Kritiker an Aiwangers Kurs finden sich bei der Klausur im Kreis der FW-Abgeordneten nicht. Die Freien wären nicht mehr die Freien, wenn sie sich in eines der konkurrierenden Lager einreihen würden. Das wäre, so lautet der Tenor, ziemlich dumm und gar nicht schlau.

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