Der katholische Augsburger Weihbischof Florian Wörner hat der Bayerischen Staatsregierung "Gutsherrenart", "Übergriffigkeit", "Angstmache" und "Willkür" vorgeworfen. Grund für seine scharfe Kritik, die er auf der Plattform Instagram äußerte, ist die strikte Linie von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und seiner Regierung, die Kirchen nicht von der nächtlichen Ausgangssperre an den Weihnachtstagen auszunehmen.
Auch an Heiligabend gilt eine Ausgangssperre ab 21 Uhr
Damit müssen vor allem Christmetten an Heiligabend, die traditionell spätabends oder nachts beginnen, vorverlegt werden. Seit Mittwoch gilt in ganz Bayern eine Ausgangssperre zwischen 21 Uhr und 5 Uhr. Das Bistum Augsburg bestätigte auf Anfrage die Echtheit der Aussagen Wörners.
Der schrieb: "Gläubigen unter Strafe zu verbieten, in der heiligen Nacht in den Gottesdienst zu gehen, ist übergriffig und außerdem eine Missachtung der Arbeit derer, die sich in letzter Zeit in den Pfarreien den Kopf darüber zerbrochen haben, wie man die Gottesdienstbesucher an Weihnachten gut verteilt, sodass dem Infektionsschutz genüge getan ist." Und weiter: "Gesundheit ist wichtig, aber nicht das höchste Gut! Die Väter des Grundgesetzes (Art. 4, Abs. 2) und der Bayerischen Verfassung (Art. 107, Abs. 2 und Art. 131, Abs. 2) haben das noch gewusst. Es ist beängstigend wie derzeit nach Gutsherrenart regiert wird. Was die Leute jetzt brauchen, ist nicht Hysterie, Angstmache und Willkür, sondern Augenmaß und geistliche Stärkung."
Bischof Bertram Meier distanziert sich von den Aussagen seines Weihbischofs
Ulrich Bobinger, Sprecher des Bischofs von Augsburg, sagte auf Anfrage unserer Redaktion dazu: "Die Aussagen von Weihbischof Florian Wörner hinsichtlich der Ausgangssperren auch an den Weihnachtstagen betrachtet die Diözese Augsburg als Privatmeinung." Das Statement sei weder mit Diözesanbischof Bertram Meier abgestimmt noch werde es inhaltlich von ihm mitgetragen. Bobinger wies darauf hin, dass Bischof Meier am 15. Dezember ebenfalls sein Bedauern über die überraschend verkündeten neuen Regelungen der Bayerischen Staatsregierung ausgedrückt habe. Zuvor waren katholische wie evangelische Kirche davon ausgegangen, dass - wie vor Kurzem noch vorgesehen - eine Ausnahmeregelung für Weihnachtsgottesdienste gelten werde.
Die von seinem Weihbischof gewählten Worte, in denen unter anderem von „Regieren nach Gutsherrenart“ die Rede war, mache sich der Augsburger Bischof nicht zu eigen, betonte dessen Sprecher. Bischof Bertram Meier selbst sagte: "Ich habe schon am Dienstag nach einer ‚stabilen Brücke zwischen Staat und Kirche, die durch Krisen trägt‘, gerufen. Die Grundpfeiler einer solchen Brücke dürfen jedoch von keiner der beiden Seiten eingerissen werden.“
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