Heinrich Bedford-Strohm wiederholt am Montagmittag vor Journalisten fast mantraartig, dass an Weihnachten Gottesdienste gefeiert werden könnten. Er habe keinen Anlass, daran zu zweifeln, sagt der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern während der Herbsttagung der Landessynode, die coronabedingt erstmals in ihrer Geschichte als Videokonferenz stattfindet.
Bedford-Strohm: „Die Ignoranz gegenüber der Pandemie riskiert Leben“
Der Schutz des Lebens gehe natürlich vor, und man werde nicht auf Sonderregelungen pochen, so Bedford-Strohm. Ihm sei allerdings kein Fall bekannt, wo von evangelischen Gottesdiensten größere Infektionen ausgegangen seien. „Das Gemeinwesen insgesamt braucht innere Stärke und Kraft. Wir werden diese Kraft geben.“ Am Vormittag hatte er in diesem Zusammenhang Corona-Leugner kritisiert: „Wer die Ignoranz gegenüber der Pandemie zum Programm macht, riskiert das Leben von vielen Menschen.“
Was Weihnachten angeht, sind dennoch Zweifel angebracht. Zumindest daran, in welcher Form die evangelische Kirche und mit ihr Millionen von Gläubigen in diesem Pandemie-Jahr das Weihnachtsfest begehen können. Aus dem Kreis der Länderchefs, die sich am Mittwoch mit Kanzlerin Merkel treffen, wurde bekannt, dass große Gottesdienste vermieden werden und mit den Kirchen noch Vereinbarungen für die Feierlichkeiten getroffen werden sollen. Die katholische wie die evangelische Kirche plant mit Freiluftgottesdiensten sowie Gottesdiensten in Kirchengebäuden unter strengen Schutzmaßnahmen sowie mit Übertragungen im Internet.
Doch was, wenn die Situation selbst dies nicht zulässt? Dann greife eben ein Alternativplan, heißt es dazu am Montag bei der Landessynode. Noch bis einschließlich Donnerstag beraten die 108 Mitglieder dieses Kirchenparlaments – vor allem über die mittelfristige Zukunft ihrer Kirche. Und die steckt voller Probleme, nicht zuletzt aufgrund wegbrechender Kirchensteuererträge durch die Corona-Krise. Die Landeskirche rechnet für 2020 mit einem Fehlbetrag von rund 130 Millionen Euro.
Insgesamt gehen evangelische und katholische Kirche nach einer Umfrage der Welt am Sonntag bundesweit derzeit von einem Einbruch bei der Kirchensteuer um jeweils mindestens acht Prozent aus. Das würde – für das Jahr 2020 – einem Rückgang von zusammen einer Milliarde Euro auf rund 11,7 Milliarden Euro entsprechen. Der Rückgang in den 27 katholischen Bistümern und den 20 evangelisch-lutherischen Gliedkirchen dürfte jedoch sehr unterschiedlich ausfallen. So rechnet das katholische Bistum Augsburg mit einem Kirchensteuerrückgang von etwas mehr als 33 Millionen Euro, wie es auf Anfrage erklärte.
Was macht Kirche im Jahr 2020 aus?
In der evangelischen Landeskirche soll nun bis zum Jahr 2030 ein Betrag in der Größenordnung von 240 Millionen Euro eingespart werden. Verbunden sein wird das noch mit kontroversen, schmerzlichen Debatten über das, was Kirche ausmacht: Auf was lässt sich verzichten? Oder in den Worten des kommissarischen Finanzchefs der Landeskirche, Nikolaus Blum: „Wir müssen über kirchliche Schwerpunkte sprechen.“
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