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Kirche: Kardinal Marx schließt ein erneutes Rücktrittsangebot nicht aus

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Kardinal Marx schließt ein erneutes Rücktrittsangebot nicht aus

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    Kardinal Reinhard Marx hatte wegen des Missbrauchsskandals in der Kirche auf sein Amt verzichten wollen, Papst Franziskus lehnte seinen Rücktritt aber postwendend ab.
    Kardinal Reinhard Marx hatte wegen des Missbrauchsskandals in der Kirche auf sein Amt verzichten wollen, Papst Franziskus lehnte seinen Rücktritt aber postwendend ab. Foto: Tobias Hase, dpa

    Der Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx hat sich in einem „Hirtenbrief“ ausführlich über sein vom Papst nicht angenommenes Rücktrittsgesuch geäußert. In dem Schreiben, das am Wochenende in den Pfarreien bekannt gemacht wird, schließt er ein abermaliges Angebot auf einen Amtsverzicht nicht aus.

    „Wenn sich eine neue Situation ergibt oder veränderte Umstände, die meinen Dienst grundsätzlich in Frage stellen, werde ich prüfen, ob ich nicht erneut das Gespräch mit dem Heiligen Vater suchen sollte“, erklärt er nun den Mitgliedern seines Erzbistums.

    Er verstehe seinen Bischofsdienst „nicht als ein Amt, das mir gehört und das ich verteidigen muss, sondern als einen Auftrag für die Menschen in diesem Erzbistum und als Dienst an der Einheit der Kirche“, so Marx. Sollte er diesen Dienst nicht mehr erfüllen können, wäre es an der Zeit „zum Wohl der Kirche zu entscheiden und meinen Amtsverzicht erneut anzubieten“. Dem würde er die Beratung mit den diözesanen Gremien und der Aufarbeitungskommission sowie dem Betroffenenbeirat vorschalten. Jetzt aber sage er „mit großer Bereitschaft wieder ein neues Ja zu meinem Auftrag hier in unserem Erzbistum und bitte Sie um Ihr Gebet und Ihr Vertrauen“.

    Marx schreibt von einer eventuellen „neuen Situation“. Was meint der Münchner Kardinal damit?

    Weiter heißt es in dem Schreiben, das als Datum „im Juli 2021“ hat, dass er überzeugt sei: „Wir brauchen Reform und Erneuerung in und für die Kirche, aber wir brauchen auch den Sinn für die Einheit des Gottesvolkes, die in der Vielfalt sichtbar wird.“ Diesen Weg, bittet der Kardinal, im Erzbistum gemeinsam zu gehen.

    Noch in diesem Jahr wird ein unabhängiges Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl erwartet, das den Umgang des Erzbistums München und Freising mit Missbrauchsfällen untersucht. Marx hatte damit die Kanzlei beauftragt, deren Gutachten für das Erzbistum Köln wegen angeblicher methodischer Mängel und vermeintlicher daten- und persönlichkeitsschutzrelevanter Probleme vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki unter Verschluss genommen worden war. Marx beteuerte immer wieder, er werde das Gutachten für sein Bistum vorstellen und in ihm auch Namen von Verantwortlichen nennen lassen.

    Das mit Spannung erwartete Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising hat große Brisanz

    Dies hat einige Brisanz für die gesamte katholische Kirche. Denn es wird erwartet, dass mit der Veröffentlichung des Münchner Gutachtens wieder und verstärkt Joseph Ratzinger, der emeritierte Papst Benedikt XVI., in den Vordergrund rückt und seine Rolle im Missbrauchsskandal deutlicher wird. Hat auch er sich des Versagens und Vertuschens schuldig gemacht? Ratzinger war 1980 Erzbischof von München und Freising, als ein Kaplan des Bistums Essen, der den Missbrauch von Jungen eingeräumt hatte, in eine Münchner Pfarrei versetzt wurde. Ratzinger hatte seinem Umzug zugestimmt. Der Priester missbrauchte dann wieder Kinder.

    Machte sich Joseph Ratzinger, der emeritierte Papst, des Vertuschens schuldig?

    Wegen dieses Priesters, Peter H., war Kardinal Marx kürzlich auch in Garching an der Alz, wo H. 20 Jahre lang wirkte. Marx suchte dort das Gespräch und bat um Entschuldigung dafür. Dies wurde wohlwollend aufgenommen, führte in Kirchenkreisen aber auch zu Spekulationen, Marx wolle mit dieser Entschuldigung dem Gutachten zuvorkommen. Wegen seines Umgangs mit einem Pfarrer aus dem Saarland wird ihm selbst ein „Bündel an Pflichtverletzungen“ vorgeworfen - insbesondere, nicht gehandelt zu haben, nachdem er 2006 starke Hinweise darauf bekommen habe, dass der Geistliche ein Missbrauchstäter sein könnte. Der Fall reicht zurück in Marx‘ Trierer Bischofszeit.

    Dass er nun von einer eventuellen „neuen Situation“ oder „veränderten Umständen“ schreibt, die seinen Bischofsdienst „grundsätzlich in Frage stellen“ könnten, könnte ebenfalls mit dem mit Spannung erwarteten Missbrauchsgutachten in Zusammenhang stehen – obgleich Marx und die Kanzlei versicherten, dass der Kardinal das unabhängige Gutachten vor Veröffentlichung im Wortlaut nicht kenne und auch keinen Einfluss darauf nehmen werde.

    Anfang Juni war bekannt geworden, dass Marx Papst Franziskus kurz zuvor seinen Amtsverzicht angeboten hatte. Die katholische Kirche sei an einem „toten Punkt“ und er wolle Mitverantwortung tragen für „die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs“, hatte er zur Begründung genannt.

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