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Kirche: Eichstätter Finanzskandal: Bistum verbucht Millionen-Rückzahlung

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Eichstätter Finanzskandal: Bistum verbucht Millionen-Rückzahlung

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    Bischof Gregor Maria Hanke bei der Vorstellung des Prüfberichts zum Finanzskandal des Bistums Eichstätt im Jahr 2019.
    Bischof Gregor Maria Hanke bei der Vorstellung des Prüfberichts zum Finanzskandal des Bistums Eichstätt im Jahr 2019. Foto: Luzia Grasser

    Es war Anfang Februar 2018, als immer Unglaublicheres aus dem Bistum Eichstätt in die Öffentlichkeit drang – und einer der größten Finanzskandale der katholischen Kirche in Deutschland Gestalt annahm. Schließlich war klar: Es geht um dubiose Immobiliengeschäfte mit einem Gesamtvolumen von rund 60 Millionen US-Dollar – 31 fast ausnahmslos ungesicherte Darlehen für Bauprojekte in den USA, vergeben zwischen 2014 und 2016 mit mutmaßlich krimineller Energie. Ein Fall für die auf Wirtschaftskriminalität spezialisierte Staatsanwaltschaft München II.

    Die ermittelt nach wie vor gegen vier Beschuldigte, darunter den früheren stellvertretenden Finanzdirektor des Bistums, der kein Geistlicher ist, sowie gegen dessen Geschäftspartner in den USA wegen des Verdachts auf Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr. Beide saßen in U-Haft, wurden im Mai 2018 aber nach gut drei Monaten entlassen.

    Hanke könnte als Zeuge einvernommen werden, sollte es zum Prozess kommen

    Gegen Bischof Hanke, der ebenfalls als Beschuldigter geführt wurde, sind die Vorermittlungen dagegen eingestellt worden. Das sagte die stellvertretende Pressesprecherin der Behörde, Staatsanwältin Karin Jung, am Mittwoch unserer Redaktion. Hanke selbst hatte Mitte 2017 eine Münchner Anwaltskanzlei beauftragt, Anzeige gegen den früheren Bistumsmitarbeiter und eine „als Projektentwickler im Immobilienbereich tätige Person“ zu erstatten. Später wurde auch er – anonym – angezeigt. Ein Bischof gilt in seinem Bistum als Letztverantwortlicher.

    Nach Angaben von Staatsanwältin Jung stehen noch „Rechtshilfe-Ergebnisse aus den USA aus“; wann Anklage erhoben werden könnte, lasse sich nicht sagen. Falls es zu einem Prozess kommen sollte, könnte Hanke als Zeuge einvernommen werden, ergänzte sie. Ein vom Eichstätter Bischof bei der Anwaltskanzlei in Auftrag gegebener Prüfbericht kam im Februar 2019 zu dem Ergebnis, dass der ehemalige Finanzdirektor – ein Kleriker – „als dritter Hauptverantwortlicher für den Finanzskandal zu qualifizieren“ sei. Er habe die Taten seines Stellvertreters und dessen Geschäftspartners erst ermöglicht. Bischof Hanke wurde in dem Bericht vorgeworfen, er habe sich zu spät um Aufklärung bemüht.

    Am Mittwoch stellte das Bistum Eichstätt zudem seinen „Jahresabschluss 2019“ vor. Dabei sagte Finanzdirektor Florian Bohn, dass man im Frühjahr mit einem von zwei Immobilienentwicklern eine Einigung erzielt habe: Er habe dem Bistum ein Darlehen von rund sechs Millionen US-Dollar zurückgezahlt. Dieses hatte das Bistum für den Kauf eines Grundstücks in den USA vergeben, auf dem ein Bauprojekt verwirklicht werden sollte. Wie sich herausstellte, alles andere als ein lohnendes Investment. Das Grundstück sei inzwischen verkauft worden, sagte Bohn auf Nachfrage.

    Es geht um einen Schaden, der vermutlich im zweistelligen Millionenbereich liegt 

    Insgesamt flossen bislang 18 der 60 Millionen US-Dollar ans Bistum zurück. Bohn rechnet damit, dass diesem letztlich ein Schaden in zweistelliger Millionenhöhe entstehen dürfte. Abgeschrieben seien die Forderungen bereits.

    Vor allem wegen der voraussichtlich hoch bleibenden Zahl der Kirchenaustritte und der Corona-Krise geht er von einem Defizit von etwas mehr als 4,7 Millionen Euro im Haushaltsjahr 2020 aus. Generalvikar Michael Huber erwartet „einschneidende Rückgänge“ der Kirchensteuereinnahmen. „Ich bin überzeugt, dass die Kirche mit und nach Corona nicht mehr die gleiche sein wird wie vorher“, sagte er und kündigte neue Sparmaßnahmen an.

    Man wolle nicht nach dem Rasenmäherprinzip kürzen, sagte Huber, doch es werde in bestimmten Seelsorge-Bereichen Einschnitte geben müssen. Darüber würden gerade „intensivste Gespräche“ geführt. Das Bistum Eichstätt hat schon einen Einstellungsstopp verhängt und den Bau-Etat eingeschränkt. Das Bistum Augsburg wird seinen Jahresabschluss Mitte Juli vorlegen.

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