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Kirche: Eichstätter Bischof hält an Diakon-Weihe trotz KZ-Witzen fest

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Eichstätter Bischof hält an Diakon-Weihe trotz KZ-Witzen fest

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    Bischof Gregor Maria Hanke verteidigt die umstrittene  Diakonenweihe.
    Bischof Gregor Maria Hanke verteidigt die umstrittene  Diakonenweihe. Foto: Luzia Grasser

    Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, ist verärgert. Und der Ärger sitzt tief. Auch nach der Pressekonferenz Gregor Maria Hankes am Mittwoch. Bei der erklärte der Eichstätter Bischof ausführlich, warum ein junger Mann, der vor vier Jahren wegen rassistischer Äußerungen aufgefallen war, am Samstag in der Eichstätter Schutzengelkirche zum Diakon geweiht wird.

    Der Fall des Diakons wird zum Politikum

    Schuster hatte dies zuvor bereits in unserer Zeitung scharf kritisiert. Am Mittwochmittag legte er nach. Die Diakonenweihe „belastet erheblich unser Verhältnis zur katholischen Kirche“, sagte er. Einem Gespräch mit Bischof Hanke würde er sich nicht verschließen. Für ihn stehe jedoch fest: Dass der Weihekandidat als katholischer „Seelsorger agieren wird und die Kirche ihm einen Persilschein ausstellt, ist inakzeptabel“. Dass in dem Fall Gesprächsbedarf besteht, kann Hanke nicht entgangen sein. Nach Informationen unserer Zeitung suchte er dennoch nicht den Kontakt zu Schuster, bevor er seine Entscheidung traf. Am Mittwoch signalisierte er Bereitschaft zu einem Treffen, bis zum Abend wurde aber nichts von einer offiziellen Einladung oder einem konkreten Termin bekannt.

    Schuster wiederum hatte dem Münchner Kardinal Reinhard Marx, dem Vorsitzenden der in der Freisinger Bischofskonferenz zusammengeschlossenen bayerischen Bischöfe, in einem Brief über die „Irritationen“ berichtet. Damit ist der Fall zum Politikum geworden. Marx’ Sprecher verwies auf Anfrage auf „die Tatsache, dass die Auswahl von Priesteramtskandidaten ausschließlich in der Verantwortung des zuständigen Ortsbischofs liegt“.

    Der Fall des angehenden Priesters, der aus dem Erzbistum Bamberg stammt, reicht zurück ins Jahr 2013. Im Würzburger Priesterseminar erzählte er dem Bericht einer externen Untersuchungskommission zufolge, die der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann eingesetzt hatte, unter anderem „mindestens drei ,KZ-Witze‘ zur Unterhaltung“ und imitierte Adolf Hitler. Zudem wurde im

    Äußerungen des Bischofs sorgen für Irritationen

    „Wir weihen keine Heiligen zu Diakonen, Priestern oder Bischöfen, sondern Menschen, die sich durch die Hilfe des Sakraments in ihrem Menschsein weiterentwickeln sollen“, sagte der Eichstätter Bischof Hanke jetzt. Der Mann habe ihn um eine zweite Chance gebeten – und sie als Akt der Barmherzigkeit erhalten. In den letzten Jahren wurde er nach Angaben Hankes psychotherapeutisch begleitet und teilte seine Wohnung in seiner Praktikumspfarrei im mittelfränkischen Schwabach mit einem Flüchtling. In der Pfarrgemeinde sei er sehr beliebt gewesen, betonte sein Betreuer, Domkapitular Alois Ehrl. Er bescheinigte ihm „große Aufgeschlossenheit gegenüber allen Menschen“. Hanke ergänzte: „Der Mann ist ein anderer als 2013, hoffe ich.“ Sämtliche Gutachten hätten ihm keine rechtsradikale Gesinnung bestätigt: „Ich gehe von einem Fehlverhalten aus, nicht von einer Grundhaltung.“

    Nicht nur Schuster, auch Norbert Baumann, früherer Richter und Vorsitzender der externen Kommission, sieht das anders. Er könne die Entscheidung in Eichstätt, in die er nicht eingebunden war, nicht nachvollziehen. Eine Entscheidung, die auch deshalb Fragen aufwirft, weil Bischof Hanke den 204 Seiten starken Abschlussbericht der Kommission „aus Datenschutzgründen“ nicht gelesen hat, wie er einräumte.

    Auf die mehrmals bei der Pressekonferenz gestellte Frage, ob der angehende Priester seine Äußerungen im persönlichen Gespräch bereut habe, antwortete Hanke nur sehr zögerlich: „Er hat bereut, was er zu verantworten hat.“ Selbst öffentlich geäußert hat er sich nicht, wegen des „Drucks, dem er aktuell ausgesetzt ist“, so Hanke. Gerade absolviert der angehende Priester ein Praktikum in einer Ingolstädter Pfarrei. Dort soll er verstärkt mit Flüchtlingen arbeiten.

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