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Kirche: Bamberger Priester gesteht im TV: Ich habe eine Tochter

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Bamberger Priester gesteht im TV: Ich habe eine Tochter

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    Priester Stefan Hartmann bekennt sich heute Abend im Fernsehen zu seiner Tochter.
    Priester Stefan Hartmann bekennt sich heute Abend im Fernsehen zu seiner Tochter. Foto: David Ebener, dpa

    Natürlich sei seine Tochter damit einverstanden, dass er in einem Fernsehstudio von ihr erzähle, sagt Stefan Hartmann. Denn Vater darf Hartmann eigentlich nicht sein, die Tochter darf es eigentlich nicht geben: Der 59-Jährige ist katholischer Priester. Und deshalb hat er sich zu einem zölibatären Leben verpflichtet. Er hat gegen den Zwang seiner Kirche aufbegehrt und kritisiert nun den Zölibat. Beflügelt fühlt er sich durch Papst Franziskus.

    Vor fünf Jahren erzählte er es seiner Gemeinde

    Niemand kennt genaue Zahlen, wie viele Geistliche gegen den Zölibat verstoßen. Wie viele heimliche Beziehungen haben oder sogar Kinder, zu denen sie sich nicht öffentlich bekennen. Stefan Hartmann wollte keine Heimlichkeiten mehr. Vor fünf Jahren hat er seiner Gemeinde im oberfränkischen Oberhaid nahe Bamberg von seiner heute 24 Jahre alten Tochter erzählt. Die Gläubigen hätten großes Verständnis gezeigt. Nun äußert sich Hartmann vor einer größeren Öffentlichkeit, nämlich in der Sendung SWR-Nachtcafé, die am Freitagabend ausgestrahlt werden sollte. Als "Weckruf" in der Diskussion um den Zölibat sehe er seinen Auftritt, sagt er. "Aber es tut auch mir gut."

    Seine Vorgesetzten im Erzbistum Bamberg wissen ebenfalls seit fünf Jahren davon, dass der promovierte Theologe Vater ist. Disziplinarische Maßnahmen habe es nicht gegeben, sagt ein Sprecher des Ordinariats. Kirchenrechtlich sei es kein dauerhafter Verstoß gegen den Zölibat wie etwa bei einer Heirat.

    "Es kann so nicht weitergehen."

    Den Zwang zur Ehelosigkeit hält Hartmann für einen "Anachronismus, der der Kirche schadet". Es gebe zu wenig Männer, die Priester werden wollten. Wenn Pfarrer Kinder hätten, würde dies oft vertuscht. "Es kann so nicht weitergehen."

    Große Hoffnungen setzt Hartmann auf Papst Franziskus. Es gebe die Chance, dass dieser Papst eine befreiende Wirkung auf die Kirche habe. "Ich hoffe, dass jetzt auch die Bischöfe den Mut haben, etwas zu sagen." Wenn ein Geistlicher zölibatär leben möchte, sei dies zu akzeptieren. Aber der Zwang müsse fallen. "Die Einsamkeit in den großen Pfarrhäusern treibt viele Priester in ein Doppelleben. Das kann doch auch nicht der Weg sein."

    Das ist Papst Franziskus

    Franziskus, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, wurde am 17. Dezember 1936 als Sohn italienischer Einwanderer in Argentinien geboren.

    Sein Vater war Bahnangestellter in der argentinischen Hauptstadt. Dort ging er auf eine technische Schule, die er als Chemie-Techniker absolvierte.

    Mit 21 Jahren ging Bergoglio ins Priester-Seminar.

    Nach seiner Priesterweihe 1969 folgte Bergoglio Theologiestudien und wurde 1973-1979 zum Provinzial des Jesuitenordens berufen.

    Der Jesuit übernahm 1998 die Erzdiözese von Buenos Aires und wurde 2001 zum Kardinal berufen. 

    2001 wurde Jorge Mario Bergoglio zum Kardinal berufen. 

    In den letzten Jahren kollidierte Bergoglio mehrfach mit den Regierungen von Néstor und Cristina Kirchner. Er kritisierte Korruption und Armut, außerdem wandte er sich gegen die Legalisierung der Homo-Ehe in Argentinien.

    Bergoglio wurde in der Vergangenheit der "Kardinal der Armen" genannt.

    Mit 76 Jahren und seiner etwas gebrechlichen Gesundheit ging Jorge Mario Bergoglio in die neue Papstwahl eher als Außenseiter unter den Favoriten.

    Im fünften Wahlgang wurde Bergoglio dann zum neuen Papst gewählt.

    Bergoglio nennt sich als Papst Franziskus.

    Franziskus ist der erste Südamerikaner an der Spitze der katholischen Kirche.

    Mit dem Namen erinnert der Argentinier an Franz von Assisi (um 1181-1226), einen der meistverehrten Heiligen überhaupt.

    Bereits in den ersten Monaten nach seiner Wahl zeigt sich Franziskus als Reformer. Er will nach eigener Aussage eine Kirche, in der auch die Armen, Schwachen und Unterdrückten Platz haben.

    Gerade bei reformorientierten Katholiken steht der Zölibat schon seit längerem in der Kritik. Konservative Kreise dagegen verteidigen die Regelung als katholischen Markenkern, der nicht aufgegeben werden dürfe.

    Auch Bischöfe wagen sich hin und wieder aus der Deckung mit durchaus kritischen Anmerkungen zum Zölibat. So erklärte jüngst der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck: "Ich weiß also sehr wohl, dass es Priester gibt, die ihr Zölibatsversprechen nicht halten, aber trotzdem einen guten Dienst tun und von den Menschen auch so akzeptiert werden."

    Hartmann hofft auf Papst Franziskus

    2010 sorgte ausgerechnet Hartmanns Chef, Erzbischof Ludwig Schick, für Aufsehen, als er in einem Interview des Nachrichtenmagazins Der Spiegel gesagt hatte: "Ich meine, Bischöfe, Ordensleute und Domkapitulare müssen es leben. Ob jeder Pfarrer das Zölibat leben muss, ist eine andere Frage." Doch dann wurde es wieder still um dieses Thema. Auch aus Rom von Papst Franziskus gibt es nach knapp einem Jahr im Amt noch keine konkrete Äußerung zum Pflichtzölibat. Stefan Hartmann hofft trotzdem auf eine Wende. "Es muss sich etwas bewegen."

    Seine Vaterschaft hat er notariell anerkennen lassen. Hörbar stolz erzählt er von seiner Tochter, die sich gerade beruflich in Afrika aufhalte. Er sagt: "Bei mir ist es gut ausgegangen." (dpa)

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