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Kinderreporter im Interview: Willi Weitzel: Die Angst reiste stets mit

Kinderreporter im Interview

Willi Weitzel: Die Angst reiste stets mit

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    Willi Weitzel
    Willi Weitzel

    Kinderreporter Helmar Willi Weitzel ("Willi wills wissen") grinst. Gleich zu Beginn des Gesprächs bietet er - ein Hesse mit Wohnsitz in München - einem das Du an. Willi privat wirkt wie der Willi in seinem ersten Kinofilm "Willi und die Wunder dieser Welt": ein Kumpeltyp, stets gut gelaunt. Mal sehen, ob dieser nette 36-Jährige auch eine dunkle Seite hat …

    Willi, ich habe deinen nackten Hintern in dem Kinofilm gesehen!

    Weitzel: Aaaaaah. Es ist unglaublich peinlich. Ich bin gerade auf Kinotour durch Deutschland und da ist das immer ein Thema. Ich habe die Szene erst einmal gesehen.

    Was hätte Frau Klinger dazu gesagt?

    Weitzel: Die hätte gelacht. Sie war eine alte Dame, aber keine verklemmte Dame. Es ist einfach komisch, wenn du auf der Leinwand deinen eigenen Popo siehst, der zwei mal zwei Meter groß ist. Es ist ein Riesenlacher bei den Kindern und sie lernen mich von einer ganz neuen Seite kennen. Der erste Striptease im deutschen Kinderkino.

    Frau Klinger, die kürzlich mit 92 Jahren gestorben ist, ist eine Hauptfigur des Films. Du hast ihr versprochen, Sand aus der Sahara mitzubringen. Das wurde zum roten Faden von "Willi und die Wunder dieser Welt".

    Weitzel: Ich komme aus Hessen und bin zum Studieren nach München gegangen. Ich bin 500 Kilometer von meiner Familie weg gewesen. Durch Zufall habe ich diese Frau Klinger kennengelernt. Sie war 23 Jahre unterwegs, in Afrika vor allem. Sie war für mich wie eine Großmutter, eine gute Freundin. Sie hatte einen wahnsinnig jungen Geist. Und sie war eine wichtige Anlaufstelle für mich.

    Wie hast du dich anfangs gefühlt, als Hesse in München?

    Weitzel: Es war aufregend, ich komme ja vom Land. Ich kann es auch kürzer sagen: orientierungslos.

    Kannst du mir Bayern erklären?

    Weitzel: Da muss man nicht viel erklären. Es hat alles einen Urlaubscharakter für mich, weil früher meine Eltern mit mir von Hessen über Bayern nach Österreich in Urlaub gefahren sind. Die Eisverkäufer sagten in Bayern "Grüß Gott". Ich finde es heute noch toll, "Grüß Gott" zu sagen.

    In München wurde aus Helmar Weitzel der Willi Weitzel von "Willi wills wissen". Wie das?

    Weitzel: Es war klar: Dieser Helmar Weitzel wird die neue Kindersendung machen. Die Figur der Sendung sollte neugierig sein, also: "Der Helmar wills wissen." Das muss besser klingen, sagte da ein Redakteur vom Bayerischen Rundfunk in einer Diskussionsrunde: "Willi wills wissen." Ein anderer sagte: "Nein, ich möchte, dass das authentisch ist, das soll nicht irgendein Kunstname sein." Und ich hab dann gesagt: "Aber ich heiß doch Willi, mit zweitem Namen." Das war die Geburtsstunde.

    Ist der Fernseh-"Willi" deckungsgleich mit dir als Person?

    Weitzel: Bei "Willi wills wissen" steht "Mit Willi Weitzel" im Abspann. Beim Kinofilm steht jetzt zum ersten Mal im Abspann: "Mit Helmar Willi Weitzel." Man kommt mir über diesen Film näher, zum Beispiel über die Geschichte mit Frau Klinger. Mein Bruder ist zu sehen, meine Freunde. Und es sind echte Gefühle von mir zu sehen.

    Im Kino wirkst du oft tollpatschig und ängstlich. Absicht?

    Weitzel: Natürlich hatte ich Angst. Wir haben im Urwald geschlafen, in der Hängematte, und das waren mulmige Momente.

    Angst hattest du besonders vor einem Eisbären, dem du dich bis auf wenige Meter nähern solltest.

    Weitzel: Das ist ja nicht so wie im Augsburger Zoo. Ich habe auf dieser Reise echt oft gebetet. Dennoch war das ein bereicherndes Erlebnis.

    Du hast vier Semester lang Theologie studiert. Was wolltest du damit werden?

    Weitzel: Ich wollte zum Bayerischen Rundfunk und Morning-Show-Moderator beim Radio werden. Ich bin damals einem Theologen begegnet, der gesagt hat: "Studier Theologie, das ist eine gute Grundlage für einen Journalisten."

    Bist du eigentlich immer so nett?

    Weitzel: Ich versuche gerade, den besten Eindruck zu hinterlassen. (lacht) Nein, ich bin im Prinzip ein heiterer Mensch. In den 25-minütigen Folgen von "Willi wills wissen", die in drei Tagen entstehen, werden aber eben nur 25 Minuten gezeigt. Es kann schon sein, dass ich mal aufstehe und sage: "Mist, heute funktioniert nichts."

    Interview: Daniel Wirsching

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