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Kernkraft: AKW Gundremmingen: Viel Besuch aus Japan - aber keine Fernsehteams

Kernkraft

AKW Gundremmingen: Viel Besuch aus Japan - aber keine Fernsehteams

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    Das Atomkraftwerk in Gundremmingen. Die beiden Reaktoren bilden das leistungsstärkste Kernkraftwerk in Deutschland.
    Das Atomkraftwerk in Gundremmingen. Die beiden Reaktoren bilden das leistungsstärkste Kernkraftwerk in Deutschland. Foto: Stefan Puchner/dpa/lby

    Die Fukushima-Katastrophe vor zwei Jahren hatte erstaunliche Folgen: Während sie in Deutschland zum Beschluss des Atomausstiegs führte, baut Japan sogar stärker als zuvor auf die Kernkraft. Allerdings sollen die alten Anlagen im Land der aufgehenden Sonne ersetzt werden. Grund genug für die japanischen Experten, den Blick auf die deutschen Atomkraftwerke zu richten.

    Im Osten Deutschlands finden sich zurzeit sowohl Fachleute als auch Fernsehteams ein, um über die Demontage der Werke in Greifswald und Lobmin zu erfahren. Im staatlichen Fernsehen soll sogar eine Reportage über den atomaren Rückbau ausgestrahlt werden. "Der AKW-Rückbau in Deutschland gilt in Japan als vorbildlich", sagte der Reporter Ryusuke Kimora dem NDR.

    AKW Gundremmingen: Anfrage des japanischen Fernsehens abgelehnt

    Auch im Atomkraftwerk Gundremmingen ging eine Anfrage des japanischen Fernsehens ein. Kein Wunder, im leistungsstärksten Kernkraftwerk Deutschlands wurde schon 1983 mit dem Rückbau des Blocks A begonnen.

    Das ist das Atomkraftwerk Gundremmingen

    Die Anlage Gundremmingen zwischen Günzburg und Dillingen, die in dieser Form seit 1984 besteht, ist der leistungsstärkste Kernkraftwerksstandort in Deutschland. Die zwei Reaktoren erzeugen pro Jahr mehr als 20 Milliarden Kilowattstunden Strom. Dies entspricht rund einem Drittel des gesamten Verbrauchs in Bayern.

    Die Betreibergesellschaft der Anlage gehört zu 75 Prozent RWE und zu 25 Prozent Eon. Nach dem Atomausstiegsbeschluss der Bundesregierung 2011 sollen Block B im Jahr 2017 und Block C 2021 abgeschaltet werden.

    Das Zwischenlager in Gundremmingen ging im August 2006 in Betrieb. Die Halle liegt rund 150 Meter vom Reaktorgebäude entfernt und ist 104 Meter lang, 38 Meter breit und 18 Meter hoch. Die Wände aus Stahlbeton sind 85 Zentimeter dick. Die Halle verfügt über eine Kapazität von 192 Castoren. Ein Castor wiederum enthält 52 Brennelemente. Damit ist das schwäbische Zwischenlager das größte in Deutschland.

    Wie alle anderen Zwischenlager ist auch dieses für eine Betriebszeit von maximal 40 Jahren ausgerichtet. Das heißt, in Gundremmingen endet die Genehmigung 2046. Spätestens dann, so die ursprüngliche Planung, sollte ein Endlager in Deutschland zur Verfügung stehen.

    Die Kritiker befürchteten schon bei der Genehmigung des Zwischenlagers, dass es de facto zu einem Endlager werden könnte. Außerdem argumentierten sie, dass in jedem der Castoren mehr Radioaktivität enthalten sei, als bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 freigesetzt wurde.

    Gegen den Bau der Zwischenlager wurde bundesweit prozessiert. Im Fall von Gundremmingen reichten fünf Anwohner aus umliegenden Gemeinden Klage beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München ein. Der VGH wies die Klage mit seinem Urteil vom 2. Januar 2006 ab.

    Warum die Japaner trotzdem keine Drehgenehmigung für das AKW Gundremmingen bekamen, erklärt Pressesprecher Tobias Schmidt: „Für Dreharbeiten zum Rückbau sind andere Standorte besser geeignet, denn der Rückbau der Block A-Komponenten inklusive Reaktordruckbehälter ist bereits abgeschlossen. Unseren ehemaligen Block A haben wir in den vergangenen Jahren zum Technologiezentrum Gundremmingen umgerüstet.“

    Japaner nehmen deutsche Atomkraftwerke als Vorbild

    Schmidt hält es für sinnvoll, dass sich die Japaner über den Rückbau informieren, denn auch dieser gehöre zum Zyklus einer Atomkraftwerks.

    Besuch aus Japan durfte man im Atomkraftwerk Gundremmingen in den letzten Jahren trotzdem häufiger begrüßen. Die Fachleute, welche durch das Kernkraftwerk geführt wurden, interessierten sich aber nicht für den Block A, wie Schmidt erläutert: „In der Tat führen wir seit 2011 häufiger als zuvor Fachbesucher aus Japan durch unsere Blöcke B und C. Mit Blick auf Nachrüstungen in Japan dienen unsere Anlagen als Vorbild, schließlich gehören sie zu den sichersten der Welt.“

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