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Kempten: Allgäuer Prothesen-Hersteller hilft weltweit

Kempten

Allgäuer Prothesen-Hersteller hilft weltweit

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    Der Orthopädie-Techniker Heinz Trebbin stellt in Kempten Beinprotehesen her.
    Der Orthopädie-Techniker Heinz Trebbin stellt in Kempten Beinprotehesen her. Foto: Stefan Puchner, dpa

    Heinz Trebbin wollte immer einen Beruf ausüben, mit dem er etwas bewirken kann. Dass ihm dies gelungen ist, macht den Orthopädie-Techniker aus Kempten sehr glücklich. Unzählige Kriegsversehrte, Opfer von Landminen und Erdbeben sowie Gehbehinderte führen heute dank seiner Hilfe ein besseres Leben. Sein halbes Leben hat der 55 Jahre alte Allgäuer in Entwicklungsländern verbracht, um an Brennstellen medizinische Soforthilfe zu leisten und zu organisieren, Werkstätten aufzubauen und Einheimische unter anderem in der Herstellung von Prothesen auszubilden. Inzwischen arbeitet er wieder von

    Prothesen-Hersteller: Enormer Bedarf in Entwicklungsländern

    Die Mischung aus technischem und sozialem Interesse führte dazu, dass sich Trebbin nach dem Abitur für eine Ausbildung zum Orthopädie-Techniker entschied. "Ich habe gewusst, dass es in diesem Bereich einen enormen Bedarf in Entwicklungsländern gibt. Das hat mich motiviert", sagt er. Nachdem er auch die Meisterprüfung in der Tasche hatte, wurde er 1985 erstmals ins Ausland entsandt. Für die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) ging er nach Tansania, um dort ein Projekt zu begleiten und an einer Schule zu unterrichten. Danach leitete er zwei Jahre lang eine Orthopädie-Werkstatt in Pakistan, wo er viele Amputierte versorgte.

    Spannende Auslandseinsätze

    Nach weiteren Einsätzen in Vietnam, Afghanistan, Kambodscha und Angola kam Trebbin 1993 nach El Salvador, wo er 15 Jahre lang blieb. "Alle Auslandseinsätze waren spannend und ich habe jedes Mal viel dazugelernt", sagt er. Teilweise seien sie aber auch unbefriedigend gewesen. "In zu kurzer Zeit kann man nicht viel bewirken." Das wurde in

    In Zusammenarbeit mit der Universität Don Bosco baute Trebbin in El Salvador eine internationale Ausbildung für Orthopädie-Techniker auf - die erste in Zentralamerika. Was er damit in Gang gesetzt hat, macht ihn glücklich und stolz. "Als ich nach El Salvador kam, gab es keinen einzigen ausgebildeten Orthopädie-Techniker. Heute bilden die Schüler meiner Schüler wieder eigene Schüler aus." Der Multiplikatoreffekt sei enorm: "Jeder Orthopädie-Techniker versorgt tausende Patienten und macht tausende Familien glücklich."

    Im Ausland lernte Trebbin seine Frau kennen

    In El Salvador lernte Trebbin seine Frau kennen und gründete mit ihr eine Familie. Vor fünf Jahren, als das älteste der beiden Kinder zwölf Jahre alt war, verlegte die Familie ihren Lebensmittelpunkt nach Kempten. Dort hat Trebbin eine eigene Firma aufgebaut, die neue Orthopädie-Technologien entwickelt und Zubehör wie Kniegelenke und Füße vertreibt. Dabei arbeitet er mit Forschungsinstituten in Industrie- und Entwicklungsländern zusammen. Nach wie vor ist der Experte, der fünf Sprachen spricht, viel im Ausland unterwegs. Zum einen gibt er Seminare und hält Vorträge. Zum anderen arbeitet er für verschiedene Hilfsorganisationen als Gutachter, begleitet Projekte und baut neue Werkstätten und Ausbildungsstätten auf.

    Für sein Engagement in Entwicklungsländern wurde Trebbin 2012 das Bundesverdienstkreuz verliehen. "Sein erklärtes Ziel ist es, dort zu helfen, wo Hilfe am nötigsten ist", hieß es in der Laudatio. Die oft unter schwierigsten Bedingungen erbrachten Leistungen legten Zeugnis für den großen Idealismus des Allgäuers ab.

    Trebbins langjährige Erfahrung ist auch nach Katastrophenfällen gefragt. Seit dem verheerenden Erdbeben auf Haiti, bei dem vor vier Jahren rund 200 000 Menschen starben und unzählige verletzt wurden, war er sechsmal in dem Karibikstaat. "Auch in

    Großes Leid erlebt

    Trotz des großen Leids, das er bei solchen Einsätzen erlebt, übt Trebbin seinen Beruf mit großer Leidenschaft und Freude aus. "Im Vergleich zu anderen Entwicklungshelfern können wir im Umgang mit den Patienten unseren Erfolg eindeutig messen. Das ist für Umweltschützer weitaus schwieriger."

    Kritisch sieht Trebbin die weltweite Entwicklungspolitik, die seiner Meinung nach häufig nicht effizient genug ist, um die betroffenen Menschen vor Ort zu erreichen. Gerne würde er sich darüber einmal mit dem neuen Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) unterhalten, der noch dazu wie Trebbin aus Kempten kommt. "Ich habe ihn bisher noch nicht kennengelernt. Aber es wäre sicher einmal interessant, uns über unsere Sichtweisen auszutauschen." dpa/AZ

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