Es sind oft Minuten lähmender Ungewissheit. Wenn der Funkkontakt zu einem Flugzeug abbricht, müssen deutsche Behörden das Schlimmste annehmen: Wurde der Flieger entführt? Handelt es sich um einen Terroranschlag? Meldet sich die Besatzung dann nicht, steigen Bundeswehrjets auf. Passiert ist das am Wochenende gleich zwei Mal – erst in der Grenzregion von Hessen und Bayern, danach über Stuttgart. Gestartet sind die Eurofighter auf dem Fliegerhorst in Neuburg an der Donau.
„Der häufigste Grund, dass die Luftwaffe angefragt wird, ist, dass kein Funkkontakt hergestellt werden kann“, sagt ein Sprecher der Luftwaffe. Etwa ein bis zwei Mal im Monat rücken sogenannte Abfangjäger bundesweit aus, weil der Funkkontakt unterbrochen ist. Dass sie eine Maschine tatsächlich zur Landung zwingen – so wie am Samstagabend in Stuttgart – sei aber „eine Besonderheit“. Die Boeing 777 der Korean Air war mit 211 Passagieren auf dem Weg von Seoul nach Zürich, als der Funkkontakt abbrach. Daraufhin stiegen die Eurofighter auf.
Nachdem das Flugzeug gelandet war, stellte sich heraus, dass das Funkgerät defekt war. Eine Zwangslandung wegen abgebrochenen Funkkontakts ist auch nach Einschätzung des Stuttgarter Flughafens eine Seltenheit. „Hier war das eine Premiere“, sagt Sprecherin Beate Schleicher. Sie erinnere sich nur an einen Fall mit unterbrochenem Funkkontakt – und der liege viele Jahre zurück.
Es waren keine Übungsflüge
Erst am Vorabend hatte eine ägyptische Passagiermaschine den Einsatz zweier Bundeswehrjets in der Grenzregion von Hessen und Bayern ausgelöst. Auch in diesem Fall hatten die deutschen Behörden keinen Funkkontakt herstellen können. Der Grund: Die Besatzung hatte nach ersten Erkenntnissen eine falsche Frequenz eingestellt.
Wohl nur aufmerksame Beobachter haben in Neuburg bemerkt, dass es sich bei den beiden Einsätzen um keine gewöhnlichen Übungsflüge handelt. Normalerweise verzichten die Piloten nämlich ab Freitagmittag auf Manöver, um die Anwohner nicht auch noch am Wochenende zu belästigen. Doch die beiden Einsätze fanden am Freitag- und Samstagabend statt – und konnten somit keine Übungsflüge sein. dpa/sün