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Katholische Kirche: Weniger Meldungen über Missbrauch durch Priester

Katholische Kirche

Weniger Meldungen über Missbrauch durch Priester

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    Ein Priester hält einen Rosenkranz und eine bischöfliche Erklärung zu den Missbrauchsfällen durch Jesuiten-Pater in der Hand. Seit 2010 gehen die registrierten sexuellen Übergriffe zurück.
    Ein Priester hält einen Rosenkranz und eine bischöfliche Erklärung zu den Missbrauchsfällen durch Jesuiten-Pater in der Hand. Seit 2010 gehen die registrierten sexuellen Übergriffe zurück. Foto: Jochen Lübke (Symbolbild)

    Im Jahr 2010 registrierte Otto Kocherscheidt noch 55 Fälle „sexueller Verfehlungen“, im Jahr 2011 waren es 30 und 2012 schließlich 14. Kocherscheidt war von März 2010 bis März 2013 unabhängiger Missbrauchsbeauftragter der Diözese Augsburg. Der ehemalige Richter am Oberlandesgericht München ging in dieser Zeit jedem Hinweis nach, der ihm von Missbrauchsopfern oder deren Bekannten mitgeteilt wurde. Kocherscheidt – er hat inzwischen eine Nachfolgerin – hörte erschreckende Geschichten, hörte, wie Priester sich an Kindern vergangen haben. Er sichtete Personalakten, informierte Staatsanwaltschaft und Bistumsleitung.

    Weniger Hinweise auf sexuellen Missbrauch in Bayern

    Dass die Zahl der Hinweise auf sexuellen Missbrauch durch katholische Geistliche oder Mitarbeiter der katholischen Kirche nicht nur im Bistum Augsburg zurückgegangen ist, das ist eine Beobachtung, die Kocherscheidt mit anderen teilt. So gingen bei der Missbrauchsbeauftragten des Erzbistums Bamberg, der Anwältin Eva Hastenteufel-Knörr, im Jahr 2012 sieben neue Vorwürfe ein. 2011 seien noch zwölf Fälle aktenkundig geworden, sagte ein Sprecher der Erzdiözese auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa.

    Ein ähnliches Bild ergibt sich demnach auch im Bistum Würzburg: Hier wurden 2012 weniger Verdachtsfälle von sexuellen Übergriffen oder ähnlichen Grenzüberschreitungen gemeldet als im Jahr zuvor. So seien in den vergangenen zwölf Monaten neun Vorwürfe übermittelt worden. Im Vorjahreszeitraum waren es 14.

    Seit Oktober 2011 registrierte das Bistum Passau einen Verdachtsfall auf sexuellen Missbrauch. Es seien Vorwürfe gegen einen Lehrer an einer kirchlichen Schule erhoben worden, sagte ein Sprecher der Diözese. Seitens der Staatsanwaltschaft sei dieses Verfahren jedoch eingestellt worden.

    Im Bistum Regensburg heißt es: „Sollte es einen Vorwurf geben, würde dieser an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Diese hat im Vorjahr aber kein einziges Verfahren eröffnet“, sagte der Bistumssprecher. Aktuelle Zahlen aus dem Erzbistum München-Freising liegen einem Sprecher zufolge noch nicht vor. Dies gilt ebenfalls für die Diözese Eichstätt. Auch diese hat einen „Bischöflichen Beauftragten für die Prüfung von Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger“. Auf ihrer Internetseite ist zu lesen: „Die Diözese

    Allenfalls Schätzungen über Fallzahlen möglich

    Da die Berichte der Missbrauchsbeauftragten von unterschiedlicher Qualität sind, lassen sie sich schwer miteinander vergleichen. Dies ist ein Grund dafür, dass allenfalls geschätzt werden kann, wie viele Fälle von sexuellem Missbrauch es in Reihen der katholischen Kirche in Bayern oder ganz Deutschland tatsächlich gegeben haben muss.

    Die Deutsche Bischofskonferenz stellte 2010 ihre überarbeiteten Leitlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch vor – nachdem eine Vielzahl von Fällen öffentlich geworden sind. Seitdem ist geregelt, dass der Missbrauchsbeauftragte nicht zur Leitung des Bistums gehören soll und Verdachtsfälle prinzipiell an die Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet werden.

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