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Katholische Kirche: Studie zu Missbrauch in Kloster Ettal kurz vor Abschluss

Katholische Kirche

Studie zu Missbrauch in Kloster Ettal kurz vor Abschluss

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    Durch den Eingang zum Kloster Ettal im Landkreis Garmisch-Partenkirchen ist  die Kloster- und Pfarrkirche zu sehen. Im Gegensatz zu den deutschen Bischöfen will die Benediktinerabtei Ettal ihre Studie zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals hinter Klostermauern schon bald vorstellen.
    Durch den Eingang zum Kloster Ettal im Landkreis Garmisch-Partenkirchen ist die Kloster- und Pfarrkirche zu sehen. Im Gegensatz zu den deutschen Bischöfen will die Benediktinerabtei Ettal ihre Studie zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals hinter Klostermauern schon bald vorstellen. Foto: dpa

    Im Gegensatz zu den deutschen Bischöfen will die Benediktinerabtei Ettal ihre Studie zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals hinter Klostermauern schon bald vorstellen. Das Papier stehe kurz vor seiner Veröffentlichung, teilten Kloster, Verein der den Zensurvorwurf um die gestoppte Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche zurück.

    Vor allem im Internat des Benediktinerklosters Ettal (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) waren Schüler jahrzehntelang von Ordensgeistlichen missbraucht und körperlich sowie seelisch misshandelt worden. Vor zwei Jahren wurden die Fälle bekannt.

    Das ist das Kloster Ettal

    Der Name Kloster Ettal steht heute für eine Privatschule und ein erfolgreiches Wirtschaftsunternehmen - jedoch auch für einen Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche.

    Kaiser Ludwig von Bayern gründete im Jahr 1330 in einem abgeschiedenen Hochtal am Rand der Ammergauer Alpen die Ettaler Benediktinerabtei «Zu den Heiligsten Herzen Jesu und Mariä» und ließ den gotischen Vorgängerbau der späteren barocken Klosterkirche errichten.

    Mit der Gründung einer Ritterakademie 1710 wurde die Schultradition des Marienwallfahrtsortes begründet.

    Im Jahr 1744 vernichtete ein Brand die Kirche Sankt Mariä Himmelfahrt mit ihrer mehr als 60 Meter hohen Kuppel sowie die Klostergebäude. Der Komplex wurde aber weitgehend nach den Originalplänen wieder aufgebaut.

    Bei der Säkularisation 1803 fiel das im Landkreis Garmisch-Partenkirchen gelegene Kloster an das Königreich Bayern und wurde in den folgenden Jahren mehrfach verkauft.

    1900 zogen erneut Mönche ein, 1907 wurde Ettal wieder zum Kloster erhoben.

    Heute gehören dem Konvent Ettal und dem angeschlossenen Kloster Wechselburg in Sachsen zusammen an die 50 Mönche an.

    Das oberbayerische Kloster Ettal ist auch ein erfolgreiches Wirtschaftsunternehmen.

    Dazu gehören neben einem Gymnasium samt Internat auch landwirtschaftliche Betriebe, ein Hotel, mehrere Gasthöfe, eine Brauerei, eine Likör-Destillerie sowie ein Kunstverlag und eine Druckerei.

    Die Ettaler Klosterbetriebe GmbH erzielt einen Jahresumsatz im unteren zweistelligen Millionenbereich.

    2010 erhoben ehemalige Schüler Missbrauchsvorwürfe gegen Patres in Kloster Ettal.

    2011 zahlte die Abtei 70 ehemaligen Klosterschülern eine Gesamtsumme von 700.000 Euro zur Anerkennung ihres Leids. Parallel begann die wissenschaftliche Aufarbeitung der Missbrauchsfälle.

    Nach wie vor gilt das Humanistische Gymnasium Ettal mit mehr als 400 Schülerinnen und Schülern als eine der renommiertesten Privatschulen Bayerns. Angeschlossen ist ein Internat, das aber nur Buben offensteht. Der Missbrauchsskandal hat nicht zu einem nennenswerten Rückgang der Schülerzahlen geführt.

    "Sobald die Ergebnisse Ende März vorliegen, werden diese der Öffentlichkeit vorgestellt", heißt es nun in der Mitteilung des Klosters. "Dies war kein einfacher Weg, aber wir haben erkannt, dass nur die konsequente Aufarbeitung auch den Opfern gerecht wird", sagte Abt Barnabas Bögle zu der Studie. Das IPP hatte den Auftrag, die Missbrauchsfälle im Kloster wissenschaftlich zu untersuchen.

    Grundlage für die wissenschaftliche Aufarbeitung war unter anderem ein Bericht von Ex-Bundesverfassungsrichter Hans-Joachim Jentsch. Darüber hinaus habe das IPP anhand der vom Kloster zur Verfügung gestellten Unterlagen und zahlreicher Interviews mit Schülern, Angehörigen und Patres eine wissenschaftliche Analyse verfasst.

    700.000 Euro an Betroffenen gezahlt

    Opferverein und Kloster hätten sich in einem intensiven Dialog bemüht, aufeinander zuzugehen und einen Ausgleich zwischen Opfern und Kloster herbeizuführen, heißt es weiter. Neben einer Mediation wurden der Mitteilung zufolge 700 000 Euro an 70 Betroffene gezahlt.

    Nach Angaben von IPP-Geschäftsführer Florian Straus waren der Zugang zu Quellen und der Umgang mit den Ergebnissen ohne Konflikte möglich. Der Vorsitzende des Opfervereins, Robert Köhler, erklärte: "Wir konnten das Kloster im Rahmen der Gespräche davon überzeugen, dass nur Offenheit die uns wichtige Glaubwürdigkeit bewirkt."

    Die deutschen Bischöfe hatten hingegen am Mittwoch ihre Studie zu Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche im Streit mit dem Hannoveraner Kriminologen Christian Pfeiffer vorerst gestoppt. Der Direktor des mit der Aufarbeitung ursprünglich beauftragten Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) wirft der Kirche - insbesondere den Diözesen München-Freising und Regensburg - Vernichtung von Missbrauchsakten und Zensur vor.

    "Von Zensur zu reden, ist eigentlich unangebracht"

    Diesen Vorwurf wies der Münchner Erzbischof Marx am Freitag zurück. "Von Zensur zu reden, ist eigentlich unangebracht", sagte er dem Bayerischen Rundfunk. "Es geht darum, die berechtigen Interessen der Opfer, die Interessen der Wissenschaft, auch die berechtigen Interessen der Öffentlichkeit nach Information ins Verhältnis zu setzen zu den Fürsorgepflichten, die ein Bischof gegenüber seinen Priestern und Mitarbeitern hat - auch den verstorbenen." Marx hatte zu den Vorwürfen Pfeiffers tagelang geschwiegen. Stattdessen äußerte sich sein Generalvikar Peter Beer dazu.

    Nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals in Kloster Ettal war Abt Bögle von Marx zum Amtsverzicht gedrängt worden. Er durfte die Klosterleitung aber nach einer päpstlichen Untersuchung, einer sogenannten Apostolischen Visitation, wieder übernehmen.

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