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Katholische Kirche: Aufstand gegen Rom: Priester wollen Homosexuelle segnen

Katholische Kirche

Aufstand gegen Rom: Priester wollen Homosexuelle segnen

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    Ehe für Alle: Zwei Männer schneiden nach ihrer Eheschließung eine Hochzeitstorte an. Der Vatikan schließt eine kirchliche Segnung weiter aus, doch Priester wollen homosexuelle Paare segnen.
    Ehe für Alle: Zwei Männer schneiden nach ihrer Eheschließung eine Hochzeitstorte an. Der Vatikan schließt eine kirchliche Segnung weiter aus, doch Priester wollen homosexuelle Paare segnen. Foto: Ina Fassbender, dpa

    Die Position ist altbekannt und unverändert, am Montag bestärkte sie die vatikanische Glaubenskongregation wenig überraschend noch einmal: Die katholische Kirche habe keine Vollmacht, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts zu segnen. Und doch hat sich offensichtlich etwas geändert - plötzlich begehren Priester auf, vor allem in Österreich und Deutschland, einschließlich Bayern.

    Verfuhr bislang so mancher Geistliche in derlei Fällen nach dem Motto „Lass Rom nur reden“, sind die Reaktionen auf das aktuelle Schreiben andere. Da wurde vor Kirchen die Regenbogenfahne als Symbol der Lesben- und Schwulenbewegung gehisst, da bekundeten hochrangige Amts- und Würdenträger ihren Unmut. Die österreichische „Pfarrer-Initiative“ mit ihren knapp 400 Mitgliedern rief gar zum „Ungehorsam“ auf und erklärte: „Wir segnen gleichgeschlechtliche Paare auch weiterhin.“ Dies tun ungezählte Priester in Deutschland ebenfalls seit langem, wenn sie darum gebeten werden – im Wissen darum, gegen Kirchenlehre und Papst zu handeln.

    Kruzifix mit Regenbogenfahne - jenem Symbol der Lesben- und Schwulenbewegung.
    Kruzifix mit Regenbogenfahne - jenem Symbol der Lesben- und Schwulenbewegung. Foto: Bernd Weißbrod., dpa

    Ruhestandspfarrer des Bistums Augsburg: „Ansonsten bleibt nur der pastorale Ungehorsam“

    Der Münchner Pfarrvikar Wolfgang F. Rothe räumte es nun auf Twitter in aller Öffentlichkeit ein. Pfarrvikar Andreas Artinger aus Regen im Bayerischen Wald, der zur reformorientierten Gruppe „Passauer Priester im Dialog“ gehört, sagte, er wäre aus Überzeugung heraus bereit dazu und kritisierte: „Mit der derzeitigen Sexualmoral der Kirche haben wir uns so sehr von den Menschen entfernt, dass sie uns gar nicht mehr wahrnehmen.“

    Und der 81-jährige Ruhestandsgeistliche Max Stetter, der zuletzt in Stadtbergen bei Augsburg Pfarrer war, sagte als Sprecher der „Pfarrer-Initiative Deutschland“ und des „International Church Reform Network“, eines Zusammenschlusses von Reformgruppen aus aller Welt: „Mich hat das Schreiben der Glaubenskongregation schockiert.“ Würde ein homosexuelles Paar den Segen von ihm erbitten, würde er dies nicht ablehnen. Er hoffe weiterhin auf eine Reform in dieser Frage und hierbei auf den Reformprozess "Synodaler Weg" zwischen den deutschen Bischöfen und engagierten Laien. „Ansonsten bleibt nur der pastorale Ungehorsam.“

    Würzburger Hochschulseelsorger Burkhard Hose startet Unterschriftenaktion - die Resonanz ist überwältigend

    Damit ist Stetter nicht allein. Inzwischen hat ein gemeinsamer Aufruf des Würzburger Hochschulseelsorgers Burkhard Hose und des Paderborner Pfarrers Bernd Mönkebüscher mehr als 1000 Unterstützer aus pastoralen Berufen gefunden. Zu den Unterzeichnern gehören Mönkebüscher zufolge Priester, Diakone und Ordensobere. Seit Montagabend verbreitet sich der Aufruf unter dem Stichwort „mehrSegen“ in sozialen Netzwerken. Hose schrieb auf Facebook: „Wir verweigern eine Segensfeier nicht.“ Sowie: „Wir nehmen nicht hin, dass eine ausgrenzende und veraltete Sexualmoral auf dem Rücken von Menschen ausgetragen wird und unsere Arbeit in der Seelsorge untergräbt.“ Noch bis Palmsonntag würden Unterschriften gesammelt und danach unter anderem dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, dem Limburger Bischof Georg Bätzing, übergeben.

    Bedankt für die „Klarstellung“ der Glaubenskongregation haben sich dagegen der Passauer und der Regensburger Bischof, Stefan Oster und Rudolf Voderholzer. Voderholzer führte aus, die Segnung von Verbindungen zwischen homosexuellen Personen sei ausgeschlossen, weil Analogien und Ähnlichkeiten mit dem Ehebund auch in einem weiteren Sinne zu vermeiden seien. Wie seine beiden Mitbrüder betonte der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke, dass sich der biblisch-kirchliche Ehe-Begriff „auf die bleibende Verbindung von Mann und Frau als Bund“ beziehe, „dem der besondere Segen Gottes gilt“. Ziel der römischen Erklärung sei die Unterstützung und Stärkung von Ehe und Familie.

    Das sagt der Augsburger Bischof Bertram Meier zum Nein der Glaubenskongregation

    Auf Anfrage sagte der Augsburger Bischof Bertram Meier am Mittwoch: Obwohl die Glaubenskongregation beim ersten Lesen des Textes die gängige Lehre der katholischen Kirche scheinbar nur wiederhole, gehe sie doch über bisherige Äußerungen hinaus und setze einen klar pastoralen Schwerpunkt. „Das finde ich für ein Lehrdokument der Glaubenskongregation durchaus bemerkenswert“, so Meier.

    Und weiter: „Die Kirche verweigert keiner Person den Segen Gottes, wenn sie darum gebeten wird. Doch sie unterstreicht die Besonderheit der Ehe als stabile und exklusive Verbindung zwischen Mann und Frau.“ Daher stehe für die Kirche außer Frage, homosexuelle Menschen zu segnen – jedoch sei deren Verbindung, wenn sie einer Ehe gleiche, davon zu unterscheiden. Schließlich betonte Meier: „Selbstverständlich stehen die seelsorglichen Angebote, die wir in unseren Pfarreien machen, allen Menschen, welcher sexuellen Orientierung auch immer, offen.“

    Der Augsburger Bischof Bertram Meier.
    Der Augsburger Bischof Bertram Meier. Foto: Bernhard Weizenegger

    Karl Feser, Pfarrer im unterfränkischen Bad Königshofen, reicht das nicht. Er sagte am Mittwoch: „Ich habe bereits 2008 ein homosexuelles Paar gesegnet, von daher bin ich dafür, dass dies auch offiziell von der Kirche anerkannt wird.“ Die Lehre der Kirche habe sich immer weiterentwickelt und sollte es auch in diesem Punkt tun.

    Zu Ende ist die Debatte, die in den vergangenen Tagen innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche überaus emotional geführt wurde, noch lange nicht. Zumal der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf bekräftigte, dass er nicht gegen Segensfeiern für homosexuelle Paare einschreiten wolle, die es in seinem Bistum gebe – auch wenn diese „gegen die kirchliche Ordnung“ verstießen.

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