Tobias ist sichtlich nervös, sein Gesicht leicht gerötet. Der 24-Jährige sitzt im äußeren Stuhlkreis der Männer und wartet auf die erste Flirtrunde beim Katholikentag. "Natürlich bin ich angespannt und etwas verunsichert. Ich bin das erste Mal beim Speed-Dating", sagt der Theologiestudent aus dem Bistum Limburg. Er will nette Frauen kennenlernen. Was daraus wird? Mal sehen.
Katholikentag 2014: "Katholisch, ledig, jung sucht..."
Beim 99. Katholikentag in Regensburg wird auf christliche Art angebandelt. Acht Männer zwischen 19 und 35 Jahren sowie elf Frauen zwischen 19 und 31 haben sich am Donnerstagabend angemeldet. "Katholisch, ledig, jung sucht...", heißt das Flirt-Angebot für junge Menschen, denen christliche Werte - auch beim Partner - wichtig sind.
"Die Partnersuche ist nicht einfach, wenn einem die katholische Überzeugung wichtig ist", erläutert Sebastian Volk aus dem Bistum Würzburg, einer der Organisatoren vom Netzwerk Junge Erwachsene der Diözesen. Es gehe darum, Gleichgesinnte zu treffen.
So läuft das Speed-Dating auf dem Katholikentag
"Katholisch oder sehr christlich zu sein ist etwas, was man normalerweise nicht gleich beim ersten Treffen mitteilt", sagt Benedikt aus dem Bistum Köln. Dem 24-Jährigen ist das Christsein wichtig: "Ich bin sehr aktiv in meiner Gemeinde und wünsche mir, dass meine Partnerin Verständnis dafür aufbringt."
Ihm gegenüber sitzt Esther (22) aus dem Bistum Würzburg. Beide haben jeweils fünf Minuten Zeit füreinander. Danach machen sie sich kurz Notizen, und der Mann zieht im Uhrzeigersinn zum nächsten kurzen Date. Am Ende des Abends gibt jeder eine Favoritenliste mit vier Namen ab. Bei Übereinstimmungen bekommen beide per SMS die Kontaktdaten des anderen.
Völlig entspannt wirkt zu Beginn Bernadette aus dem Bistum Regensburg. Die 31-Jährige hat mehrfach Partner gehabt, die nicht christlich waren. "Das ging irgendwann nicht mehr gut. Jetzt lege ich beim nächsten Partner Wert darauf." Sie hofft jemanden zu finden, der das Leben in der katholischen Gemeinde mit ihr teilt und für den ebenfalls Christus der Lebensmittelpunkt ist.
Am Ende wird eine Bibelstelle vorgelesen
Der Flirt-Abend beginnt mit einem geistlichen Impuls, am Ende wird eine Bibelstelle vorgelesen. "Damit wollen wir das Selbstwertgefühl eines jeden stärken. Ihm und ihr zeigen, dass Gott sie liebt und ein gelungenes Leben nicht davon abhängt, ob man an diesem Abend einen Partner gefunden hat", erläutert Mitveranstalterin Eileen Krauße.
Nach einer Stunde ist das Speed-Dating vorbei. Bernadette ist sehr zufrieden: "Es war anstrengend, sich alle fünf Minuten auf einen anderen Mann einzustellen, hat aber auch Spaß gemacht." Für die 31-Jährige waren auch einige Kandidaten dabei - einer hat es ihr besonders angetan. Auch Tobias hat jemanden ins Auge gefasst. "Es ist interessant: Bei einigen Frauen vergingen die fünf Minuten wie im Flug, bei anderen wurden sie schon etwas zäh." Christliche Themen hätten in den Gesprächen kaum eine Rolle gespielt - es komme halt doch auf den ersten Eindruck an und auf Äußerlichkeiten, räumen beide ein.
Die Veranstalter werten sofort die Listen aus. Elf Übereinstimmungen hat es gegeben, manche wurden von den Teilnehmern sogar mehrfach als sympathisch eingestuft. "Leider sind auch einige dabei, die leer ausgegangen sind", sagt Sebastian Volk. Für sie soll es bald eine neue Chance geben. Schließlich soll "Katholisch, ledig, jung sucht..." auch nach dem Katholikentag in den Bistümern angeboten werden. (AZ/dpa)