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Kartei der Not half: Dem Baby aus der Müll-Wohnung geht es wieder gut

Kartei der Not half

Dem Baby aus der Müll-Wohnung geht es wieder gut

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    Die kleine Sheila auf dem Arm ihrer Oma.
    Die kleine Sheila auf dem Arm ihrer Oma.

    Von Bernhard Junginger llertissen - Munter nestelt das süße Baby am Pulloverkragen seiner Oma, brabbelt fröhlich vor sich hin. Ein echter Wonneproppen, mit roten Wangen und lustigen Zöpfchen im Haar. Nichts deutet darauf hin, was das kleine Mädchen in seinem erst zehn Monate jungen Leben mitgemacht hat. Es ist die kleine Sheila, die im Frühling dieses Jahres krank und ausgetrocknet aus der völlig vermüllten Wohnung ihrer Eltern in Illertissen gerettet worden war. Zwischen Katzenkot und Unrat vegetierte sie dahin, wäre wohl gestorben, wenn Polizei und Jugendamt nicht eingegriffen hätten.

    Die kleine Sheila lebt heute bei ihrer Großmutter in einem kleinen Ort in einem Nachbarlandkreis. Während eines Besuches in Illertissen hat die Oma mit Sheila in der Redaktion unserer Zeitung vorbeigeschaut. "Vielleicht interessiert es Ihre Leser, wie es dem Kind heute geht", sagt die resolute Mittvierzigerin. "Lebhaft und temperamentvoll" sei das Mädchen, es verhalte sich völlig altersgemäß, unternehme erste Gehversuche. Der Kinderarzt sei "sehr zufrieden" mit der Entwicklung. Nur die Verdauung mache noch manchmal Schwierigkeiten, berichtet die Großmutter.

    Im Gerichtsverfahren gegen die Eltern hatte ein Arzt von Austrocknung und Darmproblemen des Kindes berichtet. "Ich hoffe, dass Sheila auch das bald überstanden hat", sagt die Oma. Sie lebt nach eigenen Angaben von einer kleine Witwenrente sowie Kindergeld und Pflegegeld - ­ insgesamt rund 1000 Euro im Monat. Auch Sheilas vierjähriger Bruder wird von ihr versorgt. "Es ist das Wichtigste, dass es den Kindern gut geht", sagt sie. Das Geld reiche gerade so zum Leben: "Unvorhergesehene Anschaffungen sind nicht drin." Eigentlich.

    Doch neulich ist der Wäschetrockner kaputt gegangen, der so wichtig ist, bei all der Baby- und Kinderkleidung, die zu waschen ist. Platz , um die nasse Wäsche aufzuhängen, gebe es in der kleinen Wohnung nicht. Was tun? Auf staatliche Hilfe konnte Sheilas Großmutter in diesem Fall nicht zählen. Sie wandte sich an die Kartei der Not. Das Leserhilfswerk unserer Zeitung, das seit mehr als 40 Jahren unverschuldet in Not geratenen Menschen aus der Region unter die Arme greift, hat ihren Antrag auf Geld für einen neuen Trockner genau geprüft.

    Der Fall mit dem Trockner von Sheilas Oma sei recht typisch, sagt Susanne Donn, die Geschäftsführerin der Kartei der Not. Oft seien es unvorhergesehene Ausgaben wie ein kaputter Herd, eine dringend benötigte Brille oder auch ein Schullandheimaufenthalt für die Kinder, die Geringverdiener an ihre finanziellen Grenzen brächten. "In mehr als der Hälfte unserer Hilfen sind Kinder mit betroffen", so

    Bei jedem Antrag werde geprüft, ob die Notlage unverschuldet entstanden ist. "Und hinterher kontrollieren wir die Verwendung der Hilfsgelder", sagt sie. Insgesamt gibt die Kartei der Not jährlich eine Million Euro an Hilfsbedürftige weiter. Rund 2000 Anträge werden im Jahr bewilligt. Jeder einzelne davon lindert Not in der Region. Auch das Geld für den Trockner für Sheilas Oma wurde schnell und unbürokratisch zur Verfügung gestellt. Susanne Donn: "Hier ist ein unschuldiges Kind betroffen, da ist es selbstverständlich, dass die Kartei der Not hilft."

    Sheilas Großmutter ist erleichtert: "Mir fällt ein Riesen-Stein vom Herzen. So kann das Kind immer saubere, trockene Wäsche bekommen. Ich hätte mir einen neuen Trockner sonst nie leisten können", sagt sie. Und die Enkelin auf ihrem Arm lacht quietschvergnügt.

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