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Kandidatur: Gauweilers Coup

Kandidatur

Gauweilers Coup

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    Aus vier werden fünf: Peter Gauweiler will wie die übrigen Bewerber (siehe unten) einer der vier stellvertretenden Parteivorsitzenden werden.
    Aus vier werden fünf: Peter Gauweiler will wie die übrigen Bewerber (siehe unten) einer der vier stellvertretenden Parteivorsitzenden werden. Foto: Fred Schöllhorn

    Augsburg Ob Horst Seehofer diesen Brief mit Genuss gelesen hat, ist nicht überliefert. Aber auch der CSU-Vorsitzende war nicht vorbereitet darauf, wer sich da anschickt, einer seiner Stellvertreter werden zu wollen – bis er das Schreiben von Peter Gauweiler in Händen hielt. Der Bundestagsabgeordnete hatte Seehofer als Einzigen darüber informiert, dass er sich dazu entschlossen hat, für das Amt eines der stellvertretenden Parteivorsitzenden zu kandidieren. Um Erlaubnis hat er den Parteichef nicht gefragt.

    Eigentlich war bereits abgezählt: vier Kandidaten (zwei Männer, zwei Frauen) für vier Vizeposten. Daraus wird nun vermutlich nichts. Und nicht wenigen in der CSU kommt es gerade recht, nun beim Parteitag am 7. und 8. Oktober auch eine Wahl treffen zu können. Fraktionsvorsitzender Georg Schmid nannte es gestern „einen demokratischen Vorgang, mehrere Bewerber für eine Position zu haben. Das ist meine persönliche Meinung.“ Er habe über viele Jahre mit Gauweiler, „der schon in vielen wichtigen Funktionen für die Partei war“, zusammengearbeitet. Ob er den Münchner aber für besonders geeignet hielt, wollte er nicht sagen.

    Beobachter attestieren dem früheren Landtags- und jetzigen Bundestagspolitiker, „sehr präzise und klar die Dinge auf den Punkt zu bringen“. Und recht habe er in Bezug auf die viel zu weit aufgespannten EU-Rettungsschirme für Griechenland auch noch. Das, was an Gauweiler so geschätzt wird, brachte ein CSU-Vorstandsmitglied folgendermaßen auf den Punkt: „Er ist zuerst Bayer, dann Deutscher, dann Europäer. Die Reihenfolge haben einige in unserer Partei schon vergessen.“

    Finanzstaatssekretär Franz Josef Pschierer nannte den Überraschungs-Kandidaten einen „klugen, mutigen Kopf“. Wie Schmid hatte Pschierer nicht auch nur im Entferntesten mit einer solchen Bewerbung gerechnet.

    Gauweiler selbst hatte einige Zeit benötigt, bis sein Entschluss gereift und gefasst war. Es sei auch durchaus angenehm gewesen, „aus dem ewigen politischen Positionskampf draußen zu sein“, sagte er am Dienstag gegenüber unserer Zeitung. Die Union insgesamt müsse ordnungspolitisch etwa bei der Durchsetzung der Bankenaufsicht wieder eine klare Linie zeigen. Und es müsse glasklar sein, „dass die CSU für ein Europa der Regionen steht und nicht für ein europäisches Riesenreich“. Wer, wenn nicht die CSU setze sich für Föderalismus ein?, fragte der frühere bayerische Umweltminister.

    Neben der Bedeutung Bayerns in Deutschland und Europa sieht Gauweiler auch die „Sonderstellung der CSU als der gesamten bayerischen Bevölkerung verpflichtete Kraft“ angegriffen.

    Und mit seiner Kandidatur möchte der 62-Jährige nichts weniger als „die zunehmende Kluft zwischen Bevölkerung und politischer Klasse überwinden helfen“. Mit der eigenen Positionierung in der „politischen Landschaft“ soll dafür ein Zeichen gesetzt werden. Gauweiler: „Nach reiflicher Überlegung halte ich das für nötig.“

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