Es ist ein Faktum in der Geschichte der Menschheit, dass immer wieder Frauen für Männer in die Bresche springen und den Karren im wahrsten Sinn des Wortes aus dem Dreck ziehen. Das muss beim 40. Kaltenberger Ritterturnier auch der Schwarze Ritter (Frédéric Lafôret) leidvoll am eigenen Leib erfahren. Im „Kampf der Brüder“ bleibt er, der Böse und Intrigante, zunächst zwar der Sieger über das Gute, am Ende aber ...
Es ist Regisseur Alexander May gewesen, der den Frauen in der männerdominierten Arena-Show zu mehr Wichtigkeit verholfen hat. Er war lange schon überzeugt: „Wir haben so viele, tolle Kämpferinnen unter den Mitwirkenden, dass ich einige von ihnen ins Zentrum der Geschichte rücken musste.“ So schrieben er und sein Drehbuchautor, der Schauspieler Thomas Limpinsel („Der Untergang“, „Sketchup“), unter anderem der aus dem Nachbarort Schwabhausen (Landkreis Landsberg) stammenden Profi-Stuntfrau Denise Treffler die Hauptrolle der Violanta, Braut von König Aegidius (Ludovic Gortva), auf den Leib. Die 37-Jährige kämpft sich mit einer solchen Dynamik durch die Geschichte, dass bei etablierten Recken oft der nächste fiese Gedanken zunächst noch einmal in die Warteschleife muss. Alexander May: „Unsere Damen führen teilweise die Männer am Nasenring aus der Arena.“
Steck: "Brauchen unbedingt viel Humor"
Dass es um die Aktien der männlichen Kämpfer nicht ganz so schlecht bestellt ist, dafür sorgt der Schwarze Ritter Frédéric Lafôret mit seinen Spießgesellen zumindest in der ersten Hälfte der Show. Im Alltag durchaus ein französischer Feingeist, lebt das Aushängeschild der Stunttruppe Cavalcade in der Arena zu Kaltenberg die dunkle Rolle des Mittelalterschurken mit ganzer Energie aus. Als wollte er seine Rolle im vergangenen Jahr als weiser König vergessen machen und mit jedem Zweikampf, mit jeder fiesen, hinterhältigen Aktion unter Beweis stellen: „Seht her, der Schwarze Ritter, der einzige, ist zurück.“
Und dass der „Kampf der Brüder“ nicht zu martialisch und blutrünstig abläuft, dafür sorgt einmal mehr der Schauspieler Johannes Steck, einer der besten Hörspiel-Sprecher Deutschlands. Man merkt ihm die Freude an, die ihm die Texte seines Kollegen Thomas Limpinsel machen. Natürlich lässt er auch immer in Passagen der freien Improvisation eine gehörige Portion Steck mit einfließen, was auch Limpinsel sehr entgegenkommt: „Wir brauchen in der Geschichte unbedingt viel Humor, um auf leichte Art die Zusammenführung der Gegensätze Gut und Böse zu unterstützen.“ So fordert Steck das Publikum in der Regel dazu auf: „Lüpfet die Hinterbacken“, wenn er möchte, dass sich Zuschauer erheben. Und Thomas Limpinsel lässt gleich zu Beginn Till den Schweiger, Matthias vom Schweighofe und Erol den Sandigen auftreten.
"Unser Problem ist nie das Wetter, sondern der Wetterbericht"
An dieser Lust am mittelalterlichen Spiel und Wettstreit konnte auch das durchwachsene Wetter mit einem kräftigen Gewitter in der freitäglichen Gauklernacht nichts ändern. „Unser Problem ist auch nie das Wetter, sondern der Wetterbericht“, erklärt Kaltenbergs Sprecher Markus Wiegand. Der halte Besucher oft vom Kommen ab. Als Veranstalter stehe die königliche Familie von Bayern mit dem Bodenradar des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Verbindung und kann jeder Wetteränderung mit einem Vorlauf begegnen. So wurde auch in der Gauklernacht kurz vor Eintreffen einer Gewitterzelle gegen 22.30 Uhr das Programm angehalten und jeder konnte einen trockenen Platz unter dem Zeltdach oder in einer der Tavernen finden.
Dennoch hofft Wiegand auf wärmere und trockenere Tage, wie sie für die nächste Zeit angekündigt sind. „Der Vorverkauf für das zweite Wochenende ist gut“ und – es müsse sich niemand durch schlechte Vorhersagen abschrecken lassen: Kaltenberg kann auch Regen.
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