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Kabinett: Bayern bekommt eine eigene Grenzpolizei mit 1000 Beamten

Kabinett

Bayern bekommt eine eigene Grenzpolizei mit 1000 Beamten

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    Der neue Ministerpräsident Markus Söder drückt beim Thema Grenzsicherung und Asyl aufs Tempo.
    Der neue Ministerpräsident Markus Söder drückt beim Thema Grenzsicherung und Asyl aufs Tempo. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Bayern bekommt eine eigene bayerische Grenzpolizei und ein eigenes Landesamt für Asyl. Dies hat das neue Kabinett unter Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in seiner ersten Sitzung am Freitag in München beschlossen. Die Grenzpolizei soll nach Angaben Söders am Ende 1000 Stellen umfassen - und möglichst auch eigenständig Grenzkontrollen durchführen können. Darüber werde man nun mit dem Bund sprechen, kündigte Söder nach der Kabinettssitzung an. Bislang ist die Bundespolizei für Grenzkontrollen zuständig, wird dabei aber bereits heute von bayerischen Polizisten unterstützt. Nun will Bayern die Kontrollen auch eigenverantwortlich durchführen.

    Bayerische Grenzpolizei soll am 1. Juli in den Einsatz gehen

    Die Grenzpolizei mit Dienstsitz in Passau soll bereits am 1. Juli an den Start gehen. 500 Beamte, die bisher schon in grenznahen Gebieten etwa zur Schleierfahndung eingesetzt sind, werden der neuen Direktion unterstellt, 500 weitere Stellen sollen neu hinzukommen. Ziel sei, den Grenzraum zu Österreich und Tschechien sicherer zu machen, erklärte Söder. Auch die Ausrüstung der Beamten soll verbessert werden - sie sollen beispielsweise Drohnen bekommen. Lückenlose Grenzkontrollen soll es aber auch weiterhin nicht geben.

    Das Landesamt für Asyl soll am 1. August seine Arbeit aufnehmen und am Ende - inklusive seiner Außenstellen - rund 1000 Mitarbeiter haben. Für Asyl-Entscheidungen bleibt zwar das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zuständig, daran kann Bayern nichts ändern. Das Landesamt soll aber etwa Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber beschleunigen. Hier wolle man besser, schneller und effizienter werden, sagte Söder. Er sprach von "einer Art Bayern-BAMF", bei dem man Kompetenzen und Zuständigkeiten bündele.

    Bayern schafft insgesamt 1500 neue Stellen bei der Polizei

    "Wir wollen, dass Bayern beim Thema Rechtsstaat und Sicherheit die Nummer eins ist und bleibt", sagte Söder. Der Freistaat wolle "Trendsetter" bleiben. Das Kabinett beschloss deshalb, neben den neuen 500 Stellen für die Grenzpolizei noch einmal 1000 zusätzliche Stellen zu schaffen, um die allgemeine Polizeipräsenz im Land zu steigern. Zudem soll es - ebenfalls im Vergleich zu bisherigen Planungen und Beschlüssen - noch einmal 50 zusätzliche Stellen für Verwaltungsrichter geben, um Asylverfahren zu beschleunigen.

    Was für Bayerns neue Grenzpolizei geplant ist

    In Passau soll zum 1. Juli 2018 eine neue Grenzpolizeidirektion ihren Betrieb aufnehmen.

    Ihr unterstellt werden die bisherigen Fahndungsdienststellen und -gruppen der Bayerischen Polizei entlang der Grenze zu Österreich und Tschechien. Das betrifft derzeit rund 500 Polizisten, die schon jetzt fahndungs- und grenzbezogene Aufgaben wahrnehmen.

    Insgesamt soll die Grenzpolizei eine Stärke von 1000 Polizisten haben.

    Die technische Ausrüstung soll deutlich verbessert werden. Vorgesehen sind mehr als 150 neue Dienstfahrzeuge, Smartphones mit Messengerdiensten, Convertibles (Laptops, die auch als Tablets verwendet werden können), mobile Dokumentenprüfgeräte und Fingerabdruckscanner sowie tragbare Nachtsicht- und Wärmebildtechnik und Drohnen.

    Bayern hatte bis 1998 schon einmal eine eigenständige bayerische Grenzpolizei, die auch für die Kontrollen direkt an der Grenze zuständig war. Heute ist das hoheitliche Aufgabe der Bundespolizei. Genau dieses Abkommen mit dem Bund will Bayern nun wieder ändern. Der neue CSU-Bundesinnenminister Horst Seehofer dürfte dagegen kaum Einwände haben.

    Bayern will Schmuggler- und Schleuserrouten überwachen

    Herrmann betonte aber, dass man auch künftig nicht die gesamte Grenze kontrollieren könne. "Wir können nicht jeden Meter entsprechend überwachen." Er nannt aber "typische Routen", auf denen Schmuggler und Schleuser unterwegs seien. Und die Schleierfahndung werde überall verstärkt: "Jeder muss an jeder Stelle mit Kontrollen rechnen." Mit der neuen Grenzpolizei wolle man die illegale Migration, menschenverachtende Schleuserbanden und grenzüberschreitende Kriminalität noch besser bekämpfen, betonte der CSU-Politiker.

    Die Opposition kritisierte sowohl die Grenzpolizei als auch das Landesamt. "Das sind gleich zwei Misstrauensvoten des neuen CSU-Ministerpräsidenten Söder gegen seinen Parteifreund, Bundesinnenminister Seehofer", sagte SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher. Für Grenzschutz und Asyl sei Seehofer zuständig - und offenbar traue Söder ihm nicht zu, diese Aufgaben zu bewältigen.

    Eva Gottstein (Freie Wähler) kritisierte, eine neue Behörde wie die Grenzpolizei sei "nur ein missglücktes Kabinettstück", das nichts mit der Realität vor Ort zu tun habe und auch niemandem helfe. Und Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze sagte: "Grenzschutz ist Bundessache und da ist er auch gut aufgehoben." Sie betonte: "Mehr Polizistinnen und Polizisten für die überstundengeplagte Landespolizei - gerne. Aber doch nicht für eine landeseigene Grenzpolizei, sondern für die ureigenen Polizeiaufgaben im Freistaat." Die CSU dagegen stehe "für ein Europa der Schlagbäume". (dpa/lby)

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