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Justiz: "Zwölf Stämme": Staatsanwalt stellt Ermittlungen gegen Reporter ein

Justiz

"Zwölf Stämme": Staatsanwalt stellt Ermittlungen gegen Reporter ein

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    Aufnahmen des RTL-Reporters: Eine Frau der „Zwölf Stämme“ wartet mit einer Rute auf ihr Kind.
    Aufnahmen des RTL-Reporters: Eine Frau der „Zwölf Stämme“ wartet mit einer Rute auf ihr Kind. Foto: RTL

    RTL-Reporter Wolfram Kuhnigk hatte sich im Sommer 2013 zwei Wochen lang bei der Sekte Zwölf Stämme in Klosterzimmern (Kreis Donau-Ries) eingeschleust und Züchtigungen der Kinder mittels Ruten dokumentiert. Das Filmmaterial übergab er dann den Behörden.

    Die Filmaufnahmen ermöglichten dem Jugendamt, der Sekte „Zwölf Stämme“ mehrere Kinder eben wegen der Prügelvorwürfe wegzunehmen und in Betreuung von Pflegefamilien zu geben.

    Glaubensgemeinschaft "Zwölf Stämme"

    Die "Zwölf Stämme" (The Twelve Tribes) sind eine urchristliche Glaubensgemeinschaft, die in den 70er Jahren in den USA gegründet wurde.

    Die Anhänger der "Zwölf Stämme" leben streng nach der Bibel, die sie wortwörtlich auslegen. Sie sind fest davon überzeugt, dass ihr Glaube der einzig Richtige ist.

    "Grundlage unseres Lebens ist der Gehorsam zu den Worten Jahschuas , des Messias, so wie sie in der Bibel, dem Wort Gottes, niedergeschrieben sind", schreiben die "Zwölf Stämme" über sich selbst.

    Die Zwölf Stämme haben weltweit etwa 2000 Mitglieder, davon etwa 100 in Deutschland.

    Mitglieder der Zwölf Stämme leben und arbeiten in streng hierarchisch aufgebauten Kommunen zusammen.

    Eine dieser Kommunen wohnt seit 2000 im Gut Klosterzimmern im Kreis Donau-Ries.

    Die Mitglieder der „Zwölf Stämme“ weigern sich, ihre Kinder in staatliche Schulen zu schicken. Die Gemeinschaft begründet dies mit ihrer Religion, macht „Gewissensgründe“ geltend. Ein Grund ist der Sexualkundeunterricht.

    "Unsere Religion hat sich nicht in den Staat einzumischen und umgekehrt sollte sich der Staat nicht in unsere Religion einmischen", ist eine weitere Aussage der "Zwölf Stämme" .

    Ab 2006 unterrichteten die Zwölf Stämme in Klosterzimmern ihre Kinder in einer Privatschule.

    Wegen des Verdachts, sie würden ihre Kinder züchtigen, haben die "Zwölf Stämme" immer wieder Ärger mit Polizei und Justiz. Die Mitglieder bestreiten die Vorwürfe.

    Als 2013 ein Video auftaucht, auf dem festgehalten ist, wie Mitglieder ihre Kinder mit Ruten schlagen, holen Polizisten alle 40 Kinder der Sekte ab und bringen sie in Pflegefamilien unter.

    Im September 2015 kündigen die "Zwölf Stämme" an Deutschland zu verlassen und nach Tschechien zu ziehen. Die Sekte hofft, dort ihren Glauben frei ausleben zu können.

    Doch auch der Journalist bekam Ärger. Denn jemand zeigte ihn an. Die Augsburger Staatsanwaltschaft nahm daraufhin die Ermittlungen wegen „Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes“ gegen den RTL-Reporter auf.

    Jetzt, einige Wochen später, sind die Ermittlungen abgeschlossen worden. Das Ergebnis: Das Verfahren wurde eingestellt, Reporter Kuhnigk muss keine strafrechtlichen Folgen mehr befürchten.

    "Eine Strafverfolgung ist bei diesen Tatvorwürfen nur möglich, wenn ein wirksamer Strafantrag eines Verletzten vorliegt", begründete Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai, Sprecher der Ermittlungsbehörde, die Einstellung. "Da dies, wie sich herausgestellt hat, nicht der Fall ist, war das Verfahren einzustellen." Denn die Anzeige sei nicht von direkt Betroffenen, also Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft, erstattet worden, sondern von einem Dritten. AZ 

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