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Justiz: Streit um die „Hitlermühle“

Justiz

Streit um die „Hitlermühle“

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    Die „Hitlermühle“ war ein Chiffriergerät der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.
    Die „Hitlermühle“ war ein Chiffriergerät der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Foto: Deutsches Museum, dpa

    Mehrere tausend Menschen gehen nach Angaben der Deutschen Sondengänger Union (DSU) in Deutschland regelmäßig mit Metalldetektoren auf Schatzsuche. Doch was dürfen sie – und was ist Sache professioneller Archäologen? Wo hört das Abenteuer auf, wo fängt der Denkmalschutz an?

    Mit diesen Fragen hat sich das Verwaltungsgericht München befasst. In einem Denkmal-Streit um ein Chiffriergerät aus dem Zweiten Weltkrieg, eine sogenannte „Hitlermühle“, einigte sich der 24 Jahre alte Max Schöps am Mittwoch mit dem Freistaat Bayern. Er will künftig Bescheid sagen, wenn er etwas Interessantes findet – und den Archäologen außerdem zeigen, wo genau in einem Wald bei Aying er das Gerät im Jahr 2017 gefunden hat. Das Verfahren wurde eingestellt, die Kosten trägt der Freistaat. Eine Begründung des Gerichtes: Die Archäologen hätten den Finder auch einfach mal fragen können, ohne ihm gleich Konsequenzen anzudrohen. „Das ist die Eskalation, die da stattgefunden hat.“

    Gemeinsam mit einem Freund hatte Schöps das Gerät 2017 mithilfe eines Metalldetektors gefunden und dem Deutschen Museum übergeben. Das Denkmalamt fühlte sich übergangen und schrieb den jungen Mann wegen angeblicher Verstöße gegen das Denkmalschutzgesetz an. Der zog vor das Verwaltungsgericht, weil er offiziell feststellen lassen wollte, was er darf – und was nicht. „Ist denn jedes Eiserne Kreuz, jede Patronenhülse und jeder Reichspfennig ein Denkmal?“, will er wissen. Ganz eindeutig fällt die Antwort vor Gericht nicht aus: Grob können Hobby-Schatzsucher sich laut

    Axel Thiel von Kracht, Chef der rund 400 Mitglieder zählenden Deutschen Sondengänger Union, beklagt eine „unglaubliche Bürokratie“ und kritisiert, dass die Landesdenkmalbehörden „klammheimlich“ ihren Zuständigkeitsbereich erweitert hätten. Nach Angaben des bayerischen Denkmalamtes hält sich aber ein Großteil der Sondengänger nicht an gesetzliche Bestimmungen. Die Sammler studierten Kriegsberichte und grasten gezielt Schlachtfelder ab. Abzeichen oder Waffen stehen hoch im Kurs, Gegenstände mit Nazi-Symbolen bringen gutes Geld. Nur zehn bis 15 Menschen pro Jahr meldeten in Bayern archäologische Funde. Thiel von Kracht will nicht bestreiten, dass es „schwarze Schafe“ unter Sondengängern gebe. „Aber die meisten sind ganz normale Familienväter, die am Wochenende mit ihren Söhnen und einem Detektor aufs Feld gehen.“ (dpa)

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