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Justiz: Erpresser von Uli Hoeneß muss fast vier Jahre ins Gefängnis

Justiz

Erpresser von Uli Hoeneß muss fast vier Jahre ins Gefängnis

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    Der Erpresser von Uli Hoeneß ist heute zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden.
    Der Erpresser von Uli Hoeneß ist heute zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Foto: Andreas Gebert, dpa

    "Es besteht kein Zweifel an der Täterschaft des Angeklagten", sagte der Vorsitzende Richter Oliver Ottmann am Dienstag. "Der Sachverhalt steht fest aufgrund des Geständnisses." Der Angeklagte habe beschlossen, Hoeneß' "Ängste bezüglich der bevorstehenden Haft auszunutzen". Das Landgericht München II blieb mit dem Urteil hinter der Forderung der Staatsanwaltschaft zurück, die vier Jahre und drei Monate gefordert hatte.

    "Der Angeklagte zeigte im Rahmen seiner Persönlichkeit Schuldeinsicht und Reue", begründete der Richter. Mit seinem Geständnis habe der 51-Jährige dem seit Juni wegen Steuerhinterziehung inhaftierten Hoeneß und dessen Ehefrau Susanne außerdem einen Auftritt vor Gericht erspart. Der Richter betonte aber auch: "Sie sind einschlägig vorbestraft, haben daraus nichts gelernt."

    Der mehrfach vorbestrafte Angeklagte hatte zum Prozessauftakt am Montag gestanden, Hoeneß vor dessen Haftantritt mit einem Drohbrief erpresst und 215 000 Euro verlangt zu haben. Der Erpresser hatte Hoeneß einen "unruhigen Haftverlauf" angedroht. Der ehemalige Präsident des FC Bayern sitzt inzwischen wegen Steuerhinterziehung in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech ein.

    Hoeneß-Epresser: Bereue die Tat zutiefst

    Uli Hoeneß: Die Geschichte der Steueraffäre

    Uli Hoeneß: Vor vielen Jahren begann er an der Börse eine Zockerei, die ihn 2013 ins Visier der Justiz brachte.

    2001: Der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus überweist Hoeneß in Form eines Kredits und einer Bürgschaft 20 Millionen D-Mark (10,23 Millionen Euro) auf ein Konto in der Schweiz.

    2002 bis 2006: In diesen Jahren handelt Hoeneß nach eigenen Worten teilweise Tag und Nacht an der Börse und macht weltweit Geschäfte.

    2008: Hoeneß machte nach eigenen Angaben schon in den Vorjahren zu viele Verluste. Mit dem Ausbruch der weltweiten Finanzkrise sei es «endgültig in den Keller» gegangen, und er habe seine Geschäfte stark reduziert.

    August 2011: Nach langen Verhandlungen einigen sich Deutschland und die Schweiz darauf, dass in der Schweiz gebunkerte unversteuerte deutsche Vermögen nachversteuert werden. Das Abkommen, das später noch präzisiert wird, soll am 1. Januar 2013 in Kraft treten.

    November 2012: Die von SPD und Grünen regierten Länder lassen das Abkommen im Bundesrat scheitern - damit kann Hoeneß seine Gewinne nicht nachträglich steuerrechtlich legalisieren.

    Am 17. Januar 2013 reicht Hoeneß nach eigenen Angaben Selbstanzeige bei der Bußgeld- und Strafsachenstelle in Rosenheim ein.

    März 2013: Das Finanzamt hat die Selbstanzeige schnell an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Am 20. März kommt es zur Hausdurchsuchung in Hoeneß' Anwesen am Tegernsee. Ihm wird der Haftbefehl eröffnet, dieser wird gegen eine Kaution und Auflagen außer Vollzug gesetzt.

    April 2013: Der «Focus» macht den Fall öffentlich.

    Juli 2013: Die Staatsanwaltschaft erhebt am 30. Juli Anklage gegen Hoeneß. Diese wird im November vom Landgericht München II unverändert zur Hauptverhandlung zugelassen.

    März 2014: Hoeneß wird wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

    Juni 2014: Hoeneß tritt seine Haft in der JVA Landsberg an.

    September 2014: Erster Ausgang - für einige Stunden kann Hoeneß das Gefängnis verlassen, um sich mit seiner Familie zu treffen.

    Januar 2015: Hoeneß wird Freigänger. Er muss jetzt nur noch zum Übernachten in die JVA, tagsüber arbeitet er in der Jugendabteilung des FC Bayern.

    Januar 2016: Die zuständige Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Augsburg entscheidet, dass die Haftstrafe zum 29. Februar zur Bewährung ausgesetzt wird. Die Münchner Staatsanwaltschaft verzichtet auf eine Beschwerde.

    Februar 2016: Ex-Bayern-Präsident Uli Hoeneß kommt mit 64 Jahren vorzeitig aus der Haft frei.

    Am 8. August 2016 teilt der FC Bayern auf seiner Homepage mit, dass Hoeneß wieder für das Präsidentenamt kandidieren wird. Sein Nachfolger Karl Hopfner verzichtet auf eine weitere Amtszeit. Im November wird Hoeneß wiedergewählt.

    Verteidiger Martin Heidenreich verwies auf die schwierige finanzielle und gesundheitliche Situation des Angeklagten, der mehr als 300 000 Euro Schulden hat und an Diabetes leidet. Er hielt eine milde Strafe von zwei Jahren und sechs Monaten für ausreichend. Sein Mandant habe mit dem Geständnis Einsicht gezeigt.

    Der Angeklagte, der bereits in einem Brief um Verzeihung gebeten hatte, entschuldigte sich noch einmal bei Hoeneß und seiner Familie. Er wolle betonen, "dass mir die Tat sehr leidtut und dass ich mein Handeln in dieser Situation, in der ich nicht mehr ein noch aus wusste, zutiefst bereue".

    Er habe sich über das Urteil gegen Hoeneß geärgert und es als zu milde empfunden, "was mir moralisch überhaupt nicht zustand".

    Uli Hoeneß war wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Weihnachten soll der 62-Jährige Ausgang bekommen und mit seiner Familie feiern können. Schon im Januar 2015 - ein halbes Jahr nach Haftantritt - könnte er Freigänger werden.

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