Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Jakob Fugger: Ein Privatleben kannte er nicht

Jakob Fugger

Ein Privatleben kannte er nicht

    • |
    Ein Privatleben kannte er nicht
    Ein Privatleben kannte er nicht

    Von Daniel Wirsching Augsburg - Jakob Fugger: sagenhaft erfolgreicher Geschäftsmann, "Kaisermacher", ein Mythos. Alles bekannt. Doch wie kleidete er sich? Was aß er? Was trank er? Wie wohnte er? Alles wenig bekannt.

    Fugger-Forscherin Regina Dauser von der Universität Augsburg sagt: "Wir wüssten gerne mehr, aber die Quellenlage ist dünn. Die Lebenswelten der Fugger können wir besser ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erschließen."

    Stände prägten die Gesellschaft

    Um sich Jakob Fugger (1459 bis 1525) zu nähern, muss man sich seiner Zeit nähern, einer Umbruchphase zwischen Mittelalter und früher Neuzeit. Die Gesellschaft war durch Stände - Klerus, Adel, Bürgertum und Bauern - geprägt, nach dem damaligen Verständnis eine gottgewollte Ordnung.

    Um das Jahr 1500 zählte Augsburg zu den zehn größten deutschen Städten, war ein bedeutendes Zentrum für Handel und Handwerk - mit besten Verbindungen in alle Welt. Jakob Fugger wusste diese zu nutzen. Der Sohn eines Webermeisters und Kaufmanns stieg im großen Stil ins Bergbaugeschäft ein, formte sein Handelshaus zu einem Bankhaus um und wurde zum Grafen ernannt. Bei seinem Tod belief sich sein Vermögen auf zwei Millionen Gulden, geschätzte 500 Millionen Euro.

    Jakob Fugger zeigte, was er hatte, beschied sich jedoch zugleich. Auf einem Bild aus dem "Trachtenbuch des Matthäus Schwarz" sieht man ihn mit seinem Hauptbuchhalter, eben jenem Matthäus Schwarz, in der "Goldenen Schreibstube". Schwarz trägt ein hellgraues Wams, eine Art Weste, die Ärmel sind modisch geschlitzt und hellgelb unterlegt, weiße Strumpfhosen und darüber einen dunkelbraunen Rock. Jakob Fugger, der "Regierer", ist schwarz gewandet, im Gegensatz zu seinem Buchhalter erscheint das als schlicht. Seinen Kopf bedeckt die für ihn typische Goldhaube.

    Kleider machten Leute

    Die Menschen kleideten sich streng nach Standeszugehörigkeit. In Kleiderordnungen war schriftlich niedergelegt, welcher Aufwand jedermann mit seinem Äußeren betreiben durfte. Verstöße wurden mit Bußgeldern geahndet, die viele, gerade untere Stände bereitwillig zahlten.

    Kleider machten Leute - stärker als heute. Während man im 16. Jahrhundert in Bürgertum und Adel keine Extravaganzen scheute und zu farbenprächtigen, auffallenden Stoffen griff (Männer generell öfter als Frauen), legte Jakob Fugger Wert auf Einfachheit und setzte dezente Hinweise auf seinen Reichtum. Sage mir, wie du dich kleidest, und ich sage dir, wer du bist.

    Ähnliches galt für Essen und Trinken. Wer sich üppiger ernähren konnte, tat es. Ärmere aßen Hirse- oder Haferbrei, Getreidefladen, Sauermilchsuppen, Kraut, seltener Fleisch. Mit der Hand und aus der gleichen Schale. Als Besteck kannte man nur Messer und Holzlöffel. Man trank Bier. Reichere hatten andere Möglichkeiten. Auch hier ist das Wissen über die Gewohnheiten Jakob Fuggers spärlich. In seinem Haushalt dürften Gewürze aus fernen Ländern, verschiedene Weine, Zitrusfrüchte und Wildbret aufgetischt worden sein. Luxusgüter allesamt.

    Wildbret und Wein für Reiche

    Detaillierte Auskünfte lieferten dagegen die Briefe Hans Fuggers (1531 bis 1598), so Regina Dauser. Der Sohn von Jakobs Nachfolger Anton ließ Wein aus dem Süden kommen, in der kalten Jahreszeit zudem Fisch. In seinen eigenen Gärten wurden Artischocken angebaut und als Delikatesse an die bayerischen Herzöge verschenkt.

    Standesunterschiede traten vor allem im Wohnen zutage. Wie prunkvoll müssen die Augsburger Fuggerhäuser, die Jakob Fugger selbst erwarb, auf einen Tagelöhner gewirkt haben! Fassadenmalerei und Kupferdach, Räume im Überfluss! Kupfer war ein begehrtes und teures Metall, die Anzahl an Zimmern und die Höhe eines Hauses Zeichen für Erfolg. Je mehr und höher, desto besser.

    Ob Jakob Fugger bequem wohnte, ist eine andere Frage. Fest steht, dass es für ihn ein Privatleben im heutigen Sinne nicht gab. In den Fuggerhäusern war an eine Trennung von Arbeiten und Wohnen nicht zu denken. Jakob Fugger und sein Alltag: Man wüsste zu gerne mehr über ihn.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden