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JVA Kaisheim: Sex mit Häftling: Vollzugsbeamtin wegen Missbrauchs verurteilt

JVA Kaisheim

Sex mit Häftling: Vollzugsbeamtin wegen Missbrauchs verurteilt

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    Sex hinter den Gefängnismauern: Eine Vollzugsbeamtin wurde jetzt zur einer Bewährungsstrafe von einem Jahr wegen Missbrauchs verurteilt.
    Sex hinter den Gefängnismauern: Eine Vollzugsbeamtin wurde jetzt zur einer Bewährungsstrafe von einem Jahr wegen Missbrauchs verurteilt. Foto: Wolfgang Widemann

    1992 fiel in den bayerischen Gefängnissen eine der letzten männlichen Domänen. Zur Überwachung der Gefangenen werden seither auch Frauen eingesetzt. Heute ist das Wachpersonal für die fast 11000 Strafgefangenen zu 20,3 Prozent weiblich. Doch der Umgang mit im Kraftraum gestählten, männlichen Gefangenen lässt die eine oder andere Frau schwach werden. Erst im Juli ist in der Justizvollzugsanstalt Landshut ein Liebesverhältnis zwischen einer Vollzugsbeamtin und einem Strafgefangenen aufgeflogen. Die Frau ist seither vom Dienst suspendiert, gegen sie wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

    Und auch in der schwäbischen Justizvollzugsanstalt Kaisheim gab es Sex zwischen einer Vollzugsbeamtin mit einem Häftling. Mit bitteren Folgen für die 41-Jährige: Zwei Jahre nach der Affäre hat eine Strafkammer des Augsburger Landgerichts sie zur Bewährungsstrafe von einem Jahr, zuzüglich einer Geldbuße von 4000 Euro verurteilt – wegen des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen.

    Über Ostern 2012 war es im Anschluss an den Hofgang der Häftlinge zu zwei intimen Treffen in der Gefängnis-Küche gekommen. Die verheiratete Frau, die in dem Prozess zu den Vorwürfen geschwiegen hat, droht aus dem Staatsdienst entlassen zu werden. Das Gericht korrigierte mit dem Urteil einen Freispruch des Amtsgerichts Nördlingen vom vorigen November.

    Vollzugsbeamtin klagte Häftling wegen falscher Verdächtigungen an

    Vor zwei Jahren waren bei einer Zellenkontrolle in Kaisheim zwei an die Frau gerichtete, vertrauliche Briefe des Gefangenen entdeckt worden. Während der Häftling vor der Gefängnisleitung die Intimitäten sofort zugab, bestritt die Beamtin sich mit ihm eingelassen zu haben. Sie zeigte sogar den 43-Jährigen, einen mehrfach vorbestraften Sexualstraftäter, wegen falscher Verdächtigung an. Erstaunlicherweise dauerte es mehrere Monate, bis die Anstaltsleitung die Polizei einschaltete. Ermittler kritisierten das später, wie im Prozess auch Karl Würth, der Verteidiger der JVA-Beamtin. Die Kripo hätte gerne Kollegen der Beamtin sowie etliche Strafgefangene zeitnah vernommen.

    Zur Verurteilung der Angeklagten trug wesentlich ein an den Häftling gerichteter Briefentwurf bei, den die Polizei in ihrer Wohnung fand. Darin duzt sie den Häftling, spricht von einem Fehler, „dass es so weit gekommen ist“. Künftig wolle sie ihm nur „kleine Küsse“ zugestehen. Auch lagen in der Wohnung mehrere Liebesbriefe von anderen Strafgefangenen. Die Angeklagte, seit zehn Jahren in Kaisheim tätig, habe die notwendige Distanz vermissen lassen, bemängelte im Urteil Richterin Karin Becker.

    Weibliche Bedienstete ziehen sich in Kaisheim in der Männerzelle um

    Die räumliche Situation in der an ein altes Klostergebäude eingegliederten Anstalt dürfte dies noch gefördert haben. Mangels eines eigenen Umkleideraums ziehen sich weibliche Bedienstete dort bisweilen in einer Männerzelle um – wenn diese gerade leer ist. Und Beamte, die rauchen wollen, gehen zu den Häftlingen in die Zelle. In den Gängen und in den Aufenthaltsräumen herrscht ein allgemeines Rauchverbot. Die Praxis werde stillschweigend toleriert, heißt es seitens der Anstaltsleitung.

    Für einen Eklat sorgte ein Kollege der Angeklagten, zum Prozess als Zeuge geladen. Er beschimpfte das Gericht mit Kraftausdrücken. „Das Verfahren geht mir am Arsch vorbei, ich habe wichtigere Probleme“, verlas die Richterin konsterniert, was ihr der 36-Jährige hatte ausrichten lassen. Der Vollzugsbeamte macht im Allgäu gerade eine Kur. So wurde vorgetragen, was er bei der Polizei ausgesagt hatte. Später, als sie das Urteil verkündete, stellte die Richterin infrage, ob so jemand für die Betreuung von Gefangenen „der geeignete Mann sein kann“.

    Häftling hatte schon einmal eine Affäre mit einer anderen Vollzugsbeamtin

    Zu der Affäre in der Kaisheimer JVA gibt es eine Dublette. Pikanterweise mit dem gleichen Gefangenen. Vor Jahren hatte der Mann, damals Häftling in der JVA Landsberg, ein Verhältnis mit einer Vollzugsbeamtin begonnen. Auch sie hatte ihn, als dies publik wurde, wegen falscher Verdächtigung angezeigt. Später stellten sich die Gerüchte als wahr heraus. Sie wurde verurteilt und entlassen.

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