Die Bayern und ihr Bier – das ist schon eine sehr innige Beziehung. Das zeigt sich nicht nur in den Jahr für Jahr beeindruckenden Zahlen, wie viel Gerstensaft der Otto-Normal-Bayer – statistisch gesehen – wieder zu sich genommen hat. Das zeigt sich auch und gerade in Zeiten, in denen es nicht gut um den bayerischen Bierkonsum steht. Sprich: jetzt.
Kneipen zu. Wirtshäuser zu. Volksfeste ausgefallen. Die Corona-Pandemie macht den Brauern gehörig zu schaffen. Viele von ihnen sitzen auf tausenden Litern Fassbier und müssen von Kultusministerkonferenz zu Kultusministerkonferenz zusehen, wie sich parallel zu den Lockdown-Verlängerungen das Haltbarkeitsdatum des Selbstgebrauten dem Ende neigt. Bundesweit habe bereits Bier im Wert mehrerer Millionen Euro vernichtet werden müssen, schreibt der Deutsche Brauer-Bund in einem am Montag veröffentlichen offenen Brief.
Wegschütten war für Klosterbrauerei Irsee keine Option
Vernichten? Allein der Gedanke daran hat die Verantwortlichen der Klosterbrauerei Irsee im Landkreis Ostallgäu erschaudern lassen. Zwar drohte auch hier bei 2500 Litern Fassbier der Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums – aber Wegschütten sei nicht infrage gekommen, erklärte der stellvertretende Geschäftsführer David Frick. Stattdessen lud er Freunde des Hauses am Wochenende zu einer Freibieraktion unter strengen hygienischen Regeln ein. Mehrere Dutzend Besucher aus der Region kamen, stellten sich in die Schlange und ließen sich ihre Ration in eigene Gefäße abfüllen. Eine weitere Vorgabe: Der Genuss des Bieres an Ort und Stelle war verboten. Fricks Bilanz: „Alle hielten sich vorbildlich an die Regeln.“
Laut Statistischem Bundesamt verkauften die Brauer bundesweit allein im vergangenen Jahr 5,5 Prozent weniger Bier als 2019. Die Branche fordert von Bund und Ländern nun eine Erstattung für verderbliche Ware, die nicht verkauft werden kann, eine Ausweitung von Hilfen auf Brauereigasthöfe, Erleichterungen bei Steuern und KfW-Krediten sowie eine Öffnungsstrategie für die Gastronomie.
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