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Interview mit Georg Hackl: "Zeit für mich - das wär's!"

Interview mit Georg Hackl

"Zeit für mich - das wär's!"

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    "Zeit für mich - das wär's!"
    "Zeit für mich - das wär's!" Foto: rh gr

    Er war der beste Rennrodler aller Zeiten. Georg Hackl hat drei olympische Gold- und zwei Silbermedaillen im Einsitzer errungen und insgesamt sechsmal in Folge von 1988 bis 2006 an den Olympischen Winterspielen teilgenommen. Heute ist die bayerische Rodel-Legende stärker beschäftigt als zu aktiven Zeiten.

    Servus, Herr Hackl. Haben Sie kurz Zeit für ein Interview?

    Hackl: Nein, eigentlich nicht.

    Nur eine Viertelstunde?

    Hackl: Hm...

    Zehn Minuten?

    Hackl: Fangen Sie schon an...

    Wovon halte ich Sie denn gerade ab?

    Hackl: Von kontinuierlicher Arbeit.

    Das heißt?

    Hackl: Wir bauen gerade einen neuen Hochleistungsschlitten und bringen die Verkleidung an. Und bei den dazu notwendigen Einlege- und Aushärtungsprozessen muss man dranbleiben, sonst haut einen das sofort einen ganzen Tag zurück.

    Ah so... Wie lange sind Sie da schon dran?

    Hackl: Mhhm. Seit zwei Wochen.

    Was hat der Schorsch Hackl darüber hinaus für Pläne?

    Hackl: Zurzeit arbeite ich wie gesagt an der Konzeption und beim Bau der Schlitten für die deutschen Athleten mit. Im Winter bin ich dann Techniktrainer bei der Nationalmannschaft.

    Das klingt ja nach voller Auslastung...

    Hackl: Na ja, ich mach auch noch den Trainerschein in Köln.

    Wie lang dauert die Ausbildung?

    Hackl: Drei Jahre.

    Oha. Das ist intensiv, oder?

    Hackl: Schon.

    Macht's Spaß?

    Hackl: Ja.

    Rodeln Sie eigentlich gelegentlich selbst noch?

    Hackl: Nein.

    Überhaupt nicht mehr?

    Hackl: Nein.

    Warum nicht?

    Hackl: Das geht nicht mehr. Sicher kann man noch vom Start für Schüler runterrutschen. Aber das ist nicht richtig Rodeln. Den Anforderungen vom normalen Rodelrennstart aus kann man nur standhalten, wenn man im Training ist. Ansonsten kann da sehr viel schief gehen. Schauen Sie: Der Franz Klammer geht vielleicht auch mal einfach so Skifahren. Aber die Streif rast er nicht mehr Vollgas runter, glaub ich zumindest nicht.

    Wahrscheinlich haben Sie recht. Und machen Sie anderweitig noch Sport?

    Hackl: Natürlich.

    Was?

    Hackl: Mountainbiken, Skifahren, Skitouren gehen, Bergsteigen.

    Haben Sie das vorher auch schon gemacht, oder ist jetzt nach dem Karriereende einfach mehr Zeit?

    Hackl: Nein, weniger.

    Was?

    Hackl: Weniger Zeit.

    Geht Ihnen nach dem Karriereende etwas ab, oder sind Sie froh, dass der Druck des Siegen Müssens weg ist?

    Hackl: Sowohl als auch. Das ist gefühlsmäßig sehr gemischt. 20 oder 30 Jahre lang arbeitet man ständig auf irgend ein großes Ziel hin, unter voller Anspannung und Einsatz aller persönlicher Ressourcen, die man aufbringen kann. Das fällt plötzlich weg. Freilich habe ich auch heute Ziele und ich verfolge die auch mit Nachdruck. Aber es fehlt das Ultimative wie im Leistungssport.

    Sie wollen damit sagen, man lebt einen normalen Alltag ohne Höhepunkte?

    Hackl: Ja, es ist so wie bei Euch stinknormalen Alltagsmenschen.

    Wie meinen Sie das?

    Hackl: (lacht) Sehen Sie. Jetzt ist der Gag ankommen.

    Okay. Jetzt schon. Themenwechsel, Stichwort Weißbier. Ist das immer noch Ihre Lieblingsgetränk oder sind Sie auf grünen Tee umgestiegen?

    Hackl: Weißbier trinke ich schon noch gerne. Aber man muss aufpassen. Denn das schlägt sich alles auf die Hüften, wenn man nicht mehr im Training ist.

    Ja, ja, ich weiß...

    Hackl: ...das ist das Problem des Weißbiers...

    ...und dann wird es das eigene. Einfach so. Klammheimlich. Apropos Weißbier. Schauen Sie eigentlich Fußball?

    Hackl: Ja klar schaue ich die EM.

    Und, wer ist Ihr Favorit?

    Hackl: Ich kenne mich zu wenig aus. Außerdem kann man das vorher nicht sagen. Das Schöne am Sport ist doch, dass Ergebnisse nicht vorhersagbar sind. Das reißt die Leute vom Hocker. Sonst kann ich mir auch eine Seifenoper anschauen.

    Natürlich, da weiß der Zuschauer, wie's ausgeht.

    Hackl: Weil das beim Sport nicht so ist, ist er in Lage solche Massen zu bewegen. Wenn ich mir das anschaue - das ist beeindruckend.

    Aber Sie drücken den Deutschen gegen Österreich die Daumen?

    Hackl: Logisch, keine Frage.

    Was würde Sie sonst im Leben noch reizen?

    Hackl: Ich hoffe, dass es mir gelingt, für mich einen so geregelten Alltag zu schaffen, dass ich wieder Freiräume für mich selbst gewinne. Ich weiß zwar noch nicht, wie ich die ausfüllen würde. Aber das wäre schon mal etwas.

    Schöner Schlusssatz. Sehen Sie, es hat doch geklappt mit dem Interview...

    Hackl: Jetzt haben wir aber auch lange genug rumgemacht. Ich muss weiterarbeiten. Servus!

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