Dieser Mann macht kein großes Aufheben um sich. Wahrscheinlich macht gerade das einen großen Teil seines Erfolgs aus. Der Schauspieler Elmar Wepper ist vielseitig. Wir erinnern uns, wie er seinem Bruder Fritz in den 70er Jahren als Assistent des legendären Kommissars, gespielt von Erik Ode, nachfolgte. Mit „Hanami – Kirschblüten“ gelang ihm ein Kinohit. Am Mittwoch, 20. April, ist der 66-jährige Elmar Wepper in der sympathischen Blaublüterkomödie „Adel Dich“ (ARD, 20.15 Uhr) zu sehen. Ein ehemaliger Journalist glaubt, dass er als Baby vertauscht wurde, und begibt sich auf die Suche nach seiner Identität. Wir sprachen mit dem gebürtigen Augsburger Elmar Wepper.
Diese Figur des Wendel Overmann in „Adel Dich“, der plötzlich auf Vatersuche geht, hat etwas Faszinierendes. Ist das ein Indiz für Sie, dass im reiferen Alter Menschen anfangen, sich auf ihre Wurzeln zu besinnen?
Wepper: Ich kann das durchaus nachempfinden und empfinde das nicht als Bedürfnis eines Exoten, der wissen will, ob er da herstammt, wo er anscheinend herkommt. Ich kann gut verstehen, dass ein Sohn oder eine Tochter einer alleinerziehenden Mutter irgendwann den starken Wunsch haben, zu erfahren, wer ihr Vater ist. Ich denke, das ist ein elementares Grundbedürfnis des Menschen.
Wie sehen Sie diesen Wendel?
Wepper: Der große Wurf ist ihm nie geglückt, weder im privaten noch im beruflichen Leben. Vielen Dingen ist er ausgewichen. Aber wenn es gar nicht anders mehr geht, hakt er eben nach.
Stichwort Vatersuche: Sie selbst haben Ihren Vater nie kennengelernt. Er ist nicht aus dem Krieg zurückgekehrt. Hat man dann eine besondere Sensibilität für eine solche Rolle?
Wepper: Während der Drehzeit ging mir das nicht im Kopf um. Ja, ich habe meinen Vater nicht kennengelernt. Ich werde mit Sicherheit in nicht allzu ferner Zukunft mit meinem Sohn dort hinfahren, wo mein Vater zuletzt in den Kriegswirren nach Rückzugsgefechten in Russland 1945 war. Obwohl ich den Ort auf diese Weise wohl nicht finden werde, denn den kennt man nicht. Aber es gibt eine Gedenkstätte in Polen.
Das Leben und wie man es noch einmal in die Hand nehmen kann. Das zeigt der Filmhit „Kirschblüten – Hanami“ von Doris Dörrie. Erzeugt dieser Erfolg nicht einen großen Druck?
Wepper: Ich bin dankbar für den Film und glücklich, dass das im Alter noch so gekommen ist. Der Erfolg war im Vorfeld gar nicht absehbar. Erst während der Dreharbeiten haben wir gemerkt, dass da etwas Besonderes geschieht. Das ist ja auch das Wunderbare beim Drehen, dass man eben nicht sagen kann, ich drücke den Knopf, mische die Farben dazu, und es kommt ein großer Erfolg heraus. Jetzt wird man natürlich als Schauspieler daran gemessen. Aber ich habe die Gelassenheit, nicht zu sagen: Ich habe einen tollen Film gemacht, jetzt mache ich nur noch tolle Filme.
Wann sehen wir Sie wieder im Kino?
Wepper: Im Herbst kommt der Film „Dreiviertelmond“, den Christian Zübert inszeniert hat. Eine wunderbare Geschichte von einem alten Nürnberger Taxifahrer.
Lassen Sie mich raten: Der wird von Elmar Wepper gespielt.
Wepper: Ja genau. Der hat vom Leben nicht mehr viel zu erwarten. Und dann stolpert er im wahrsten Sinn des Wortes über ein sechsjähriges türkisches Mädchen. Und mit den Türken hat er es sowieso nicht. Aber über dieses Mädchen erfährt er eine Läuterung und für sich die Möglichkeit, seinem eigentlich schon abgeschlossenen Leben einen neuen Sinn zu geben. Schön, wenn man eine Rolle spielen kann, in der der Mensch am Ende ein anderer ist.
Etwa so wie in „Kirschblüten“?
Wepper: Man kann die Filme sicher nicht direkt vergleichen, aber so ähnlich ist es.
Ein Bruder geht nicht ohne den anderen. Hat es Sie überrascht, dass Fritz nach Jahrzehnten als Harry Klein nun in „Um Himmels willen“ als Bürgermeister Wöller eine extrovertierte, komödiantische Art entwickelt hat?
Wepper:Vorher hatte Fritz nicht die Gelegenheit. Ich weiß, dass ihm die Rolle ungeheuer Spaß macht. Das merkt man auch in anderen Fernsehfilmen, in denen er gern den Geläuterten spielt. Eine Art Ebenezer Scrooge, der seine Menschlichkeit entdeckt.
Aber diese Art ist nicht die Ihre?
Wepper: Ja, ich bekomme eher die etwas ruhigeren, nachdenklichen Charaktere angeboten. Fritz hat eine komödiantische, exhibitionistische Lust. Ich bin da etwas anders, nehme mir meine Pausen, weil mir das Privatleben wichtig ist.
Was ist für Sie die beste Zeit? Jetzt sagen Sie bitte nicht, unsere.
Wepper:Ich weiß, worauf Sie anspielen. Die Bogner-Serie „Irgendwie und Sowieso“, in der ich als Sepp mit Bruno Jonas als Tango-Fredi diesen Dialog führe. Die beste Zeit sind für mich immer Momente, in denen mich ein Selbstverständnis überkommt und ich mit den Dingen im Reinen bin. Das kann ganz einfach sein. Etwa in Portugal am Hafen zu sitzen, Muscheln zu essen. Das ist auch Glück.
Die beste Gegend?
Wepper: Bei mir daheim im Garten, mit Hund und Frau, am Stadtrand von München.
Beste Musik?
Wepper: Ich mag Cecilia Bartoli, gesungene Barockmusik. Aber ich höre auch gerne Rock-Oldies von den Rolling Stones.