Hallo Herr Wepper, wie geht es Ihnen, wenn Sie nach dem Absetzen der Serie "Um Himmels Willen" nach Jahrzehnten als Bürgermeister von der kommunalpolitischen TV-Bühne abtreten müssen?
Fritz Wepper: Na ja, da ist schon ein Schuss Wehmut dabei. Normalerweise hat sich unser Produzent um diese Zeit angekündigt und gefragt, ob ich wieder Zeit zum Drehen hätte. Diesmal besuchte er mich und hat mir vermittelt, dass die ARD die Serie "Um Himmels Willen" einstellt.
Fritz Wepper: "Das Ende kam für mich überraschend"
Sie locken mit der Serie immer noch wöchentlich fünf Millionen Zuschauer vor dem Bildschirm. Warum hat der Sender die Reißleine gezogen?
Wepper:Das Ende kam für mich, wie gesagt, überraschend, weil auch kein Grund für die Einstellung genannt wurde. Man soll die Dinge aufhören, wenn sie am schönsten sind. Ich kann eher wahrnehmen, dass Dinge aufhören müssen, damit andere beginnen können. Aber ich habe gerade ein Angebot für eine Münchner Krimiserie bekommen, und es liegen noch Angebote für vier Theaterstücke vor. Es geht also für mich weiter, auch wenn es beim Theater noch nicht ganz klar ist, wann.
Haben Sie es als Bürgermeister Wöller am Ende geschafft, das Kloster Kaltenthal zu erwerben?
Wepper: Das ist das geringste Problem für mich. Ich muss sagen, nach den 260 Folgen weiß ich gar nicht mehr, wem das Kloster am Ende letztendlich gehört. Das ist so oft hin- und hergegangen, hat zigmal den Besitzer gewechselt.
Apropos Besitz. Sie gehören zu den am besten verdienenden deutschen Schauspielern. Wie wichtig war Ihnen in Ihrer Karriere Geld?
Wepper: Wo haben Sie das gelesen?
Ganz einfach. Das lässt sich ergoogeln. Sie finden sich auf dem ersten Platz der "People With Money"-Liste über die zehn bestbezahlten Schauspieler 2021 wieder.
"Um-Himmels-Willen"-Star Fritz Wepper hat gut verdient
Wepper: Es stimmt schon. Ich habe in meinem Leben nicht wenig verdient und konnte auch einige Rücklagen für meine Familie bilden, um die abzusichern.
Und wie wichtig ist Ihnen selbst Geld?
Wepper: Das kann ich so gar nicht eindeutig beantworten. Ich habe jedenfalls mit elf Jahren mein erstes Geld verdient. Ich bekam damals für eine Vorstellung in Peter Pan 25 Mark. Damals fühlte ich mich wie ein Millionär. Ich habe mir davon eine lange Hose und eine Junghans-Uhr gekauft. Seitdem verdiene ich Geld.
Sie werden im August 80 Jahre alt. Haben Sie schon eine Feier geplant?
Wepper: Ich kann, ehrlich gesagt, mit der Zahl nicht gut umgehen. Die Franzosen sagen allerdings quatre vingts, das heißt so viel wie viermal 20. Das gefällt mir schon besser. Bei dem runden Geburtstag wäre natürlich schon ein Fest angesagt. Aber die Frage ist, ob der Großmeister Corona das auch zulässt.
Bis August stehen die Chancen vielleicht nicht schlecht. Wo soll die Party denn stattfinden? Sie haben ja Wohnsitze in München und am Tegernsee.
Wepper: Beides ist möglich. Ich fange aber erst an zu planen, wenn ich weiß, dass es auch möglich ist.
Zu Ihrem 80. Geburtstag kündigten Sie eine Autobiografie sowie ein zusätzliches Buch über eine Liebe zu Hunden an. Sie sagen, Ihr Hund Aaron sei Ihr "bester Freund". Ist das nun ein Kompliment für den Hund oder Enttäuschung über die Menschen?
Wepper: Nein, nein, um Gottes Willen! Ich bin von den Menschen nicht enttäuscht! Ich habe meine Familie und erlebe mit der einen engen Schulterschluss. Ich habe auch sehr gute menschliche Freunde, aber der Aaron ist halt mein bester Freund. Im Moment lebe ich ja nur mit ihm zusammen. Ab und zu besucht mich meine kleine Tochter. Das ist für mich wichtig.
Fritz Weppers Jagdhund ist sein bester Freund
Wer ist denn Aaron? Was ist das für ein Hund?
Wepper: Aaron ist ein zwölfjähriger Deutsch Drahthaar, ein Jagdhund. Er ist nur einen halben Punkt vom Weltmeister entfernt, sagte mir die Züchterin.
Sie jagen auch gerne, oder? Ihr Urururgroßvater war angeblich sogar königlich bayerischer Revierjäger.
Wepper: Stimmt. Wir haben aus der Familie meiner Frau auch ein wunderschönes Jagdrevier im hessischen Schlitz. 1500 Hektar.
Ein anderes, auch schwieriges Thema. Sie hatten zuletzt eine Krebserkrankung, war in der Regenbogenpresse zu lesen.
Wepper: Das ist wahr. Man hat nach einem Melanom gesucht, man hat es aber nicht gefunden. Aber man hat die Auswirkungen, sogenannte Metastasen, wahrnehmen können. Ich war in Innsbruck in einem großartigen Krankenhaus, in dem mir schon ein paarmal das Leben gerettet wurde. Die haben auch eine Herzoperation bei mir erfolgreich durchgeführt, die nur fünf Prozent der Menschen überleben. Diesmal haben sie mir eine Infusion gegeben, die dafür sorgt, dass sich die Metastasen zurückbilden. Das funktioniert glücklicherweise.
Wie geht es Ihnen heute?
Wepper: Ich will nicht klagen. Im vergangenen Jahr bekam ich einen Tag vor Weihnachten die Nachricht, dass die Metastasen rückläufig sind. Aber sie sagten, dass sie einen Krebsherd entdeckt hätten. Anfang des Jahres bekam ich dann die vielleicht beste Nachricht meines Lebens, dass sich nämlich diese Vermutung nicht bestätigt hat. Ansonsten hätte ich vielleicht nur mehr einige Monate zu leben gehabt.
Japanischer Zen-Meister hilft Wepper, gegen Angst anzukommen
Sie haben mit einem japanischen Zen-Meister gearbeitet, dadurch hätten Sie viel weniger Angst – auch vor dem Sterben oder vor dem Tod. Stimmt das?
Wepper: Ja, das ist richtig. Ich habe bei dem inzwischen verstorbenen japanischen Zen-Meister Taisen Deshimaru schon vor 40 Jahren großartige Erfahrungen gemacht. Die Zen-Meditation übe ich noch heute aus, und sie hilft mir sehr, bei mir zu sein. Ich durfte sogar das Phänomen erleben, dass ich Schmerzen ausblenden konnte.
Sie beten auch regelmäßig.
Wepper: Ja, jeden Tag.
Was erwarten Sie sich davon? Ist das eher eine meditative Geschichte?
Wepper: Nein. Das Beten hilft mir im Hier und Jetzt zu sein. Das hat mich über viele Probleme, Sorgen und ich weiß nicht sonst was getragen. Ich fühle mich im Glauben und beim Beten gut aufgehoben.
Was wollen Sie in diesem Leben in jedem Fall noch machen?
Wepper: Weiterleben!
Denken Sie manchmal auch ans Sterben oder den Tod oder verbieten Sie sich, vorzeitig damit auseinanderzusetzen?
Wepper: Natürlich denke ich an den Tod. Ich bin ihm ja schon ein paarmal von der Schaufel gesprungen. Und ich wusste manchmal gar nicht, dass ich operiert wurde. Ich habe einiges überlebt: Zwei Herz-OPs und eine Sepsis beispielsweise. Das stärkt einen hinterher natürlich schon. Ich habe keine Angst vor dem Tod, aber eine Achtung davor, wie man stirbt. Und am Ende steht die Frage, ob das erträglich ist.
"Ich fahre gerne schnelle Autos"
Am Ende noch mal ein leichteres Thema: Sie fahren gerne schnell Auto, heißt es. Wahr oder gelogen?
Wepper: Korrekt muss es heißen: Ich fahre gerne schnelle Autos. Das ist ein Unterschied. Ich bin einmal in meinem Leben über 300 Stundenkilometer schnell gefahren, das mache ich kein zweites Mal. Aber ich bin von technischen Dingen wie Autos fasziniert. Bei meinem aktuellen Wagen freue ich mich sogar, wenn ich ihn in die Garage fahren darf.
Was ist es denn für ein Modell?
Wepper: Ein Audi RS6 von Abt.
Diesel, Elektro oder Benziner?
Wepper: Benziner. 740 PS. Er fährt in drei Sekunden von null auf 100. Aber ich fahre nicht schnell, ich fahre vorschriftsmäßig.
Was erzählen Sie Leuten wie den Kids von Fridays for Future, warum Sie so ein Auto fahren?
Wepper: Solche Leute kenne ich nicht. Aber im Ernst: Wer maximal Tempo 130 auf der Autobahn fahren will, kann das doch tun. Ich fahre halt gerne ein bisschen schneller. Ich habe das damals bei der Ölkrise erlebt. Da durfte man nicht schneller als 130 fahren. Ich hatte damals einen Porsche, da bin ich ja fast eingeschlafen am Steuer.
Also ein Tempolimit bei 120 wäre nichts für Sie?
Wepper: Ich fahre 50, fahre 60 oder auch 80. Aber ich meine, es macht auch Spaß, mal schneller zu fahren.
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