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Interview: Lehrer Oguzhan Öktem: "Kein Imam sollte ein Kind erziehen"

Interview

Lehrer Oguzhan Öktem: "Kein Imam sollte ein Kind erziehen"

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    In Moscheen können Kinder das Beten lernen.
    In Moscheen können Kinder das Beten lernen. Foto: Alexander Kaya (Symbol)

    Herr Öktem, der Islamunterricht wird ab Herbst ein Wahlpflichtfach. Wie finden Sie das?

    Oguzhan Öktem: Ich bin sehr glücklich darüber. Das war für mich seit Jahren ein ersehntes Ziel.

    Anders als der christliche Religionsunterricht wird der Islamunterricht nicht bekenntnisorientiert sein. Ist das ein Nachteil?

    Öktem: Nein, ganz im Gegenteil. Ich finde es sogar gut, denn nur ein Lehrer und kein Imam sollte ein Kind erziehen. Moschee und Imam sind eine andere Einheit als Schule und Lehrer. In der Moschee können Kinder das Beten und das Lesen des Korans lernen. In der Schule liegt der Fokus auf der Erziehung.

    Oguzhan Öktem, 51 Jahre alt, ist Islamlehrer an Grund- und Mittelschulen im Landkreis München.
    Oguzhan Öktem, 51 Jahre alt, ist Islamlehrer an Grund- und Mittelschulen im Landkreis München. Foto: Öktem

    Sie unterrichten an zwei Pilotschulen im Landkreis München. Was bringen Sie den Schülern bei?

    Öktem: Ich vermittle den Kindern den Islam so, dass sie trotz ihres Glaubens in Europa gut integriert leben können. Neben Gebeten, Ritualen und Prophetengeschichten gehören auch Werteerziehung und ethische Fragen zum Unterricht.

    Was meinen Sie mit dem Begriff Werteerziehung?

    Öktem: Es wird zum Beispiel erklärt, warum wir Osterferien haben oder Christen Weihnachten feiern. Mir ist es wichtig, dass die Schüler alle Religionen in Deutschland kennenlernen.

    Islamunterricht in Bayern: Auch christliche Feste stehen auf dem Lehrplan

    Was befähigt Sie zu dieser Vermittlerrolle zwischen den Kulturen und Religionen?

    Öktem: Ich kenne beide Kulturen durch und durch. Ich war in Deutschland und in der Türkei sowohl Schüler als auch Lehrer.

    Profitieren die muslimischen Kinder von dem Schulfach?

    Öktem: Definitiv. Sie blühen auf und fühlen sich mit ihrem Glauben und ihrer Kultur aufgenommen.

    Seit 2009 läuft ein Modellversuch zum staatlichen Islam-Unterricht an bayerischen Schulen. Jetzt wird es ein Wahlpflichtfach.
    Seit 2009 läuft ein Modellversuch zum staatlichen Islam-Unterricht an bayerischen Schulen. Jetzt wird es ein Wahlpflichtfach. Foto: Frank Rumpenhorst, dpa

    Wie werden Sie der Vielfältigkeit des Islams in Ihrem Unterricht gerecht?

    Öktem: Ich lehre nur die Grundlagen, denen alle Muslime zustimmen, egal welche Wurzeln sie haben. Die verschiedenen Traditionen spielen für den Unterricht keine Rolle.

    Was bewirkt der Unterricht für die Schulgemeinschaft?

    Öktem: Der Islamunterricht und der Islamlehrer bauen Brücken. Seit Jahren organisiere ich mit einer evangelischen Religionslehrerin den Schulgottesdienst oder plane Ausflüge in die Moschee. Gleichzeitig berate ich muslimische Eltern bei interreligiösen Unsicherheiten.

    Speisevorschrift: Schweinefleisch sorgte für Streit in der Pause

    Fördert der Islamunterricht also das Miteinander?

    Öktem: Die Schüler werden verständnisvoller. An meiner Schule führte vor der Einführung des Islamunterrichts die Speisevorschrift, kein Schweinefleisch zu essen, oft zu Streit auf dem Pausenhof. Inzwischen ist das kein Thema mehr.

    Ihre positive Einstellung zum Islam-unterricht teilen nicht alle. Was erwidern Sie Kritikern?

    Öktem: Ich bin ein Mensch, der zunächst jede Meinung erlaubt. Aber danach müssen wir diskutieren. In Schulbezirken, in denen viele Muslime leben, muss das Fach angeboten werden. Denn für mich ist nur die Schule der Ort, an dem transparent über Glauben gesprochen und Schüler für das Leben aufgebaut werden.

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