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Interview: Gefährliche Sommerhitze: Was man tun und lassen sollte

Interview

Gefährliche Sommerhitze: Was man tun und lassen sollte

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    Hohe Temperaturen können schnell gefährlich werden. Besonders bei einem Sprung ins kalte Wasser ist Vorsicht geboten, erklärt Mediziner Jochen Berger.
    Hohe Temperaturen können schnell gefährlich werden. Besonders bei einem Sprung ins kalte Wasser ist Vorsicht geboten, erklärt Mediziner Jochen Berger. Foto: Andreas Reimund (Symbolbild)

    In den kommenden Tagen soll die Region Rekordtemperaturen erleben. Laut Wetterdienst kann es in Augsburg, Kempten oder Neu-Ulm weit über 34 Grad warm werden. Bayernweit werden sogar Werte über 40 Grad erwartet. So schön dieses Sommerwetter ist, so gefährlich ist es. Dr. Jakob Berger ist Allgemeinmediziner in Herbertshofen (Kreis

    Sommer, Sonne, Spaß. Diese Regel gilt für die warmen Tage des Jahres, Herr Berger. Würden Sie das so unterschreiben?

    Berger: Natürlich. Doch sollte man vor allem in der Hitze auch auf sich achten. Denn bei solchen hohen Temperaturen kann schnell etwas passieren. Da müssen Sommerfrischler aufpassen. Denn Kreislaufprobleme kommen meist unvorbereitet. Das sollte jedem bewusst sein.

    "Bei solch hohen Temperaturen kann schnell etwas passieren"

    Wer ist denn besonders von der Hitze bedroht? Sind das nur alte Menschen?

    Berger: Ein 80-Jähriger, der täglich in der Natur ist und sich viel bewegt, kann deutlich fitter sein als ein junger Mensch. Nein, so einfach kann man es sich nicht machen. Generell gilt jedoch, dass vor allem diejenigen mit einem sonst schon niedrigen Blutdruck aufpassen müssen. In der Hitze weiten sich die Venen. Dadurch nimmt der Druck noch zusätzlich ab. Die Folgen könnten Schwindelgefühle, Übelkeit oder sogar Kreislaufprobleme sein.

    Und wie beuge ich dem vor?

    Berger: Kneippbäder sind trotz aller Vorurteile wirklich eine gute Methode. Das kalte Wasser verengt die Gefäße in den Beinen und fördert so die Durchblutung. In vielen Städten gibt es dafür Einrichtungen. Es hilft aber schon ein naher Bach, ein Wasserhahn oder eine gekühlte Flasche Wasser. Es geht um die Temperatur.

    Wäre es nicht sinnvoller, das kalte Wasser zu trinken, anstatt es sich über die Beine zu schütten?

    Berger: Nein, wer viel kalte Flüssigkeit trinkt, schwitzt mehr. Da sollte man sich an den Menschen orientieren, die die Hitze gewöhnt sind. Also zum Beispiel die Türken. Dort gibt es zur Mittagszeit selten kalte Getränke. Vielmehr wird warmer Tee ausgeschenkt. Das ist einfach zu erklären. Der Körper reagiert auf die Temperatur der

    Die richtige Kleidung ist ebenfalls sehr wichtig, oder?

    Berger: Definitiv. Sofern möglich sollte jeder bei diesen Temperaturen luftige Kleidung tragen. Das bedeutet für mich Baumwoll-Shirts und kurze Hosen. Dazu kommt ein Sonnenschutz auf den Kopf und die passende Sonnencreme. Die sollte mindestens den Faktor 50 haben und vor allen Arten von UV-Strahlung schützen. Abraten kann ich von Synthetikfasern, die heute oft in Sportkleidung vorkommen. Sie nehmen weniger Schweiß auf und hinterlassen ein unangenehmes Gefühl auf der Haut.

    Schweiß ist doch kein Problem. Ein Sprung in den See oder das Freibad-Becken und das ist erledigt.

    Berger: Das stimmt. Doch würde ich nicht einfach ins Wasser springen. Das kann im schlimmsten Fall zu Herzrhythmusstörungen führen. Der Körper muss sich vorher an die Temperaturen gewöhnen. Zumindest die Arme und der Oberkörper sollten abgekühlt werden. Damit vermeidet man Gefahren.

    Ein Sprung ins Wasser kann zu Herzrhytmusstörungen führen

    Was gilt es zu beachten, wenn ich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Probleme mit dem Kreislauf bekomme?

    Berger: Legen Sie die Beine hoch, kühlen Sie sich herunter und öffnen Sie enge Kleidung. In den meisten Fällen regelt der Körper den Rest und es wird kein Arzt benötigt. Das gilt auch in Situationen, in denen man selbst nicht das Opfer, sondern der Helfer ist. Bei alten Menschen oder Patienten mit Kreislauferkrankungen sieht es anders aus. Hier sollte ein Arzt geholt werden.

    Thema Sonnenbaden. Bis zu welchem Punkt ist es gesund?

    Berger: Das ist individuell. Es gibt Menschen, die sind nach einer Stunde in der Sonne komplett verbrannt. Andere halt nicht. Generell ist hier weniger aber mehr. Schwere Sonnenbrände führen nachweislich öfter zu Hautkrebs. Solarien sind zudem keine gute Vorbereitung, sondern extrem ungesund.

    Hatten Sie schon Patienten wegen des gestiegenen Ozonwertes? Davor warnt das Umweltbundesamt.

    Berger: Ich habe zwar davon gehört, dass Menschen Atemprobleme bekommen können. Mir selbst ist so ein Fall bisher aber nicht untergekommen. Ich bin der Meinung, dass sich dieses Thema in Schwaben derzeit nicht stellt. Interview: Wolfgang Holzhauser

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