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Interview: Django Asül zum Wahlkampf: „Als Satiriker amüsiere ich mich natürlich“

Interview

Django Asül zum Wahlkampf: „Als Satiriker amüsiere ich mich natürlich“

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    Kabarettist Django Asül auf der Bühne mit seinem Programm „Die letzte Patrone“: „Insgesamt ist es natürlich so, dass es sich eine CSU viel mehr leisten kann, Spaß zu verstehen.“
    Kabarettist Django Asül auf der Bühne mit seinem Programm „Die letzte Patrone“: „Insgesamt ist es natürlich so, dass es sich eine CSU viel mehr leisten kann, Spaß zu verstehen.“ Foto: Thorsten Jordan

    Der Wahlkampf ist ja eher arm an Spannung, man könnte auch sagen: todlangweilig. Woran liegt das?

    Django Asül: Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass der Schulz-Hype einfach ein bisschen zu früh und zu heftig kam. Und irgendwann haben die Menschen scheinbar gemerkt, der Schulz schwebt ja gar nicht von selber, sondern muss immer noch mit dem Auto transportiert werden. Und dann haben sich halt viele gedacht: Mein Gott, im Großen und Ganzen haben wir es doch relativ gemütlich, also was soll’s.

    Wie konnte es überhaupt zu dieser Schulz-Euphorie kommen?

    Asül: Ich glaube, dass die Begeisterung in der SPD über den Sigmar Gabriel so ins Unermessliche gestiegen war, dass sich kaum noch jemand gefunden hat, der diesen Mann noch politisch am Alltag mitwirken lassen wollte. Und dann kam dieser Schulz, der ja ein Vierteljahrhundert auf einem anderen Planeten tätig gewesen war, gerade recht.

    Und Angela Merkel macht einfach Wahlkampf wie immer.

    Asül: Für mich war am spannendsten, ob die Frau Merkel es wirklich durchziehen kann, dass sie sagt: Warum soll ich mich überhaupt mit dem Schulz abgeben? Und siehe da: Sie zieht es tatsächlich durch.

    Hat die SPD überhaupt noch eine Chance?

    Asül: Sie haben ja noch den Sigmar Gabriel. Als Satiriker amüsiere ich mich natürlich besonders darüber, dass der jetzt sagt: Mensch, ich mache mal ein bisschen Außenpolitik und wenn die Frau Merkel dann eines Tages doch keinen Bock mehr hat, schlägt meine große Stunde.

    Dass die Kanzlerin wieder in die Spur gekommen ist, hängt auch damit zusammen, dass die CSU sie wieder gut findet, oder?

    Asül: Eine Partei wie die CSU muss immer ein bisschen auf die Pauke hauen. Das geht natürlich besonders gut mit markigen Sprüchen. Und jetzt vor der Wahl ist es aus CSU-Sicht quasi Großmut, wenn man signalisiert: Also gut, wir würden es dann eben doch der Frau Merkel erlauben, dass sie weiterhin Kanzlerin bleiben darf. Da spielt ja dann auch ein gewisser karitativer Aspekt eine Rolle.

    Im CSU-Wahlkampf ist ja auch Karl-Theodor zu Guttenberg wieder aufgetaucht. Freut Sie das?

    Asül: Naja, wenn man jetzt mal von der Doktorarbeit und dem Lack im Haar absieht, hat er sich ja nicht gerade durch besondere Taten in die Hirne der Leute eingebrannt. Aber er hat natürlich einen entscheidenden Vorteil. Er kann damit kokettieren, dass er sagt: Ja wenn ihr meint, dass nur ich das rausreißen kann, dann helfe ich euch halt.

    Horst Seehofer bringt ihn ja immer wieder für höhere Ämter ins Spiel...

    Asül: Dem Seehofer würde es am meisten widerstreben, wenn der Weg in die Staatskanzlei für den Markus Söder zum Spaziergang würde. Also setzt er den Guttenberg dagegen, mit dessen Internationalität der Söder vermeintlich nicht mithalten kann. Wobei ich selber sagen muss: Dass der Söder uns hier in Hengersberg persönlich das WLAN samt Kabeltrommel vorbeigebracht hat, toppt natürlich jede Auslandserfahrung.

    Alexander Dobrindt scheint ja aus dem Rennen zu sein. Jedenfalls bekommt der Verkehrsminister keine besonders guten Zeugnisse.

    Asül: Als Satiriker hatte ich durchaus den Eindruck, der Dobrindt hatte in Berlin als CSU-Mann auch die Aufgabe, einen Schatten auf die Bilanz von der Frau Merkel zu werfen.

    Glauben Sie, dass die Maut kommt?

    Asül: Jetzt bewegen wir uns ja fast schon im metaphysischen Bereich: Glauben Sie an die Maut? Die CSU hat gesagt, wenn die anderen ihre Maut nicht abschaffen, dann führen wir halt selber eine ein – und zwar so, dass wir selber nicht wissen, ob sie überhaupt kommt. Vielleicht will man mit der Maut auch einfach nur ablenken. Wovon auch immer.

    Als Maibock-Redner nehmen Sie seit Jahren Politiker aufs Korn. Verstehen die alle Spaß?

    Asül: Also bisher hat sich noch keiner nachher bei mir beschwert. Insgesamt ist es natürlich so, dass es sich eine CSU viel mehr leisten kann, Spaß zu verstehen, weil sie ja eh das Sagen in Bayern hat.

    Ein Leserbriefschreiber hat uns neulich darauf hingewiesen, dass AfD-Politiker fast nie lachen. Haben Populisten keinen Humor?

    Asül: Angesichts der generellen Unzufriedenheit, die diese Partei pflegt, liegt die Dichte der Humorfreunde in der AfD eventuell unter dem üblichen Durchschnitt. Aber das ist natürlich eine reine Mutmaßung, weil ich kenne bisher keine AfDler persönlich.

    Die AfD ist der Meinung, dass Deutschland nicht so viele Flüchtlinge integrieren kann. Haben Sie als Niederbayer türkischer Abstammung einen Tipp, wie das funktioniert mit der Integration?

    Asül: Ich kann da eigentlich nicht mitreden, weil ich bin ja seit meinem ersten Tag in Bayern. Aber ich denke, es wäre schon viel gewonnen, wenn man sich als Zugereister vornimmt, erst mal mit den Leuten um einen herum klarzukommen. Und wer sich dann noch das deutsche Grundgesetz zu Herzen nimmt, kann eigentlich schon fast nicht mehr scheitern.

    Das Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei ist ja sehr angespannt. Was hat Erdogan gegen uns?

    Asül: Die Frage könnte ich umfassend nur klären, wenn ich mal zwei, drei Stunden unter vier Augen mit Herrn Erdogan sprechen könnte. Das Gespräch fand bislang aber nicht statt. Ich komme einfach im Moment nicht nach Ankara und er darf ja nicht nach Niederbayern kommen, weil er ja eine Reisewarnung für Deutschland ausgesprochen hat.

    Was wünschen Sie sich von der neuen Regierung?

    Asül: Ich nehme die Wahl hin und mache mir dann Gedanken, was sich daraus für mich für Konsequenzen ergeben könnten. Und ich ahne schon zu wissen, dass es überhaupt keine Konsequenzen geben wird. Ich wünsche mir natürlich, dass Bayern eine Welt für sich bleibt. Aber der Bayer wird für sich eh immer eine Singularität beanspruchen. Ob zurecht oder nicht, is’ ja wurscht. Es ist auf jeden Fall ein gutes Gefühl. Interview: Michael Stifter

    Zur Person: Django Asül stammt aus dem niederbayerischen Hengersberg. Der 45-Jährige mit dem bürgerlichen Namen Ugur Bagislayici gehört zu den bekanntesten bayerischen Kabarettisten. Im Januar tritt er mit seinem Jahresrückblick auch in Augsburg und Kempten auf.

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