Die Landwirtschaft ist aktuell besonders stark von der Corona-Krise betroffen. Viele, oftmals osteuropäische Arbeitskräfte können aktuell nicht einreisen, gleichzeitig werden schon jetzt viele Helfer für die Ernte gebraucht. Der Bundesverband der Maschinenringe schaltet deshalb am Montag das Internet-Portal "Das Land hilft" frei.
Dort können sich Menschen registrieren, die in der Landwirtschaft aushelfen wollen. „Wenn in der Landwirtschaft helfende Hände fehlen, dann geht uns das alle an: Denn verpasste Ernten kann man nicht nachholen, und was nicht in die Erde kommt, kann auch nicht geerntet werden“, betont Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), deren Ministerium das Portal unterstützt. Erwin Ballis, Geschäftsführer des Bundesverbands der Maschinenringe, erläutert im Interview die Hintergründe.
Herr Ballis, die Maschinenringe starten an diesem Montag eine Plattform, auf der Landwirte und Erntehelfer zusammengebracht werden sollen. Wie viele Arbeitskräfte fehlen denn durch die Corona-Krise?
Erwin Ballis: In diesem Jahr brauchen wir rund 300.000 Erntehelfer. Wir rechnen mit einem großen Ausfall durch die aktuelle Situation. Ein Teil der Saisonkräfte, die sonst kommen, darf nicht einreisen, weil die Reisefreiheit eingeschränkt ist. Andere wollen nicht kommen, weil Deutschland ein Corona-Risikogebiet ist. Wenn wir in dieser Situation nichts tun, können wir unsere Nahrungsmittel auf den Feldern nicht ernten. Das wäre das Schlimmste, was uns passieren kann.
An welche Menschen richtet sich Ihre Plattform?
Ballis: Während bei uns die Arbeitskräfte fehlen, gibt es auf der anderen Seite ja viele Menschen, die im Moment in ihren normalen Berufen nicht arbeiten dürfen, aber gern etwas tun wollen. Unsere Geschäftsstelle am Bodensee hat vergangene Woche über Facebook Menschen gesucht, die den Bodensee-Bauern bei der Ernte helfen können. Danach sind wir überrollt worden. Der Facebook-Post ist mittlerweile fast 20.000 Mal geteilt worden und unsere Geschäftsstelle konnte gar nicht alle Anfragen bearbeiten. Dadurch kam bei uns die Idee auf, eine Plattformen zu bauen, auf der wir koordiniert Helfer suchen und finden können. Wir haben sie so programmiert, dass sie nicht nur für die Landwirtschaft funktioniert, sondern auch für andere Betriebe. Deshalb haben wir auch den Titel gewählt "Das Land hilft". Wir wollen die Solidarität, die Gott sei dank da ist, koordinieren.
Um welche landwirtschaftlichen Arbeiten geht es ganz konkret?
Ballis: Das ist ganz unterschiedlich. Erst mal steht die Spargelernte an, bald weitere Gemüsesorten. Aber es gibt auch ganz andere Aufgaben: Den Hopfen muss man jetzt zum Beispiel anbinden. Da werden Drähte in den Boden gesteckt, damit die Pflanzen hochwachsen können. Bei allen Arbeiten wird natürlich immer auf Abstandsregeln und den Schutz der Helfer geachtet.
Kann sich jeder bei Ihnen melden?
Ballis: Wer bei uns außen vor ist, sind die Risikogruppen. Gerade ältere Menschen müssen geschützt werden, das wäre also die falsche Zielgruppe. Auch Personen, die Symptome einer Corona-Infektion haben oder in einem Risikogebiet waren, können wir nicht beschäftigen. Ansonsten lässt sich das schwer sagen. Ideal ist es natürlich, wenn jemand ein gewisses Vorwissen hat, zum Beispiel ursprünglich aus der Landwirtschaft kommt. Ganz grundsätzlich glaube ich aber, dass es für viele Menschen eine gute Erfahrung sein kann. Denn sie sehen zum einen, dass Deutschland sich mit seinen Lebensmitteln auch dann versorgen kann, wenn die Grenzen zu sind. Und sie bekommen mit, was alles an Arbeit dahintersteckt, bis etwa der Spargel auf dem Wochenmarkt liegt. Vielleicht rückt das die Landwirtschaft dann auch wieder in ein positiveres Licht, als es in den vergangenen ein, zwei Jahren der Fall war.
Erwin Ballis ist Geschäftsführer des Bundesverbands der Maschinenringe. Er lebt in Höchstädt. Die Maschinenringe sind landwirtschaftliche Selbsthilfe-Einrichtungen. Sie vermitteln Maschinen und Hilfskräfte, die als Betriebshelfer zum Einsatz kommen, wenn sich ein Landwirt zum Beispiel das Bein bricht und nicht arbeiten kann.
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