Ist es tatsächlich ein Wolf, der im Landkreis Rosenheim derzeit sein Unwesen treibt? Diese bange Frage treibt seit Tagen nicht nur die Bauern im Inntal südlich von Rosenheim um – am Wochenende wurde eine Hirschkuh gerissen. Nun hat das Bayersiche Landesamt für Umwelt (LfU ) den ersten Verdacht bestätigt: Der vermeintliche Wolf ist tatsächlich ein Wolf.
Tier stammt aus Alpenpopulation
Eine genetischen Analyse habe ergeben, dass die Rothirschkuh im Landkreis Rosenheim durch einen Wolf gerissen wurde, teilte das Landesamt für Umwelt am Freitagabend mit. Demnach stammt das Tier aus einer Population in den Südwestalpen. Die Ergebnisse einer in Auftrag gegebenen Vergleichsprobe und die Auswertungen des Geschlechtes sowie die genaue Abstammung des Tieres werden im Laufe der kommenden Woche erwartet.
Laut LfU greife nun das Wildtiermanagement. Heißt: Von den Behörden wird eine sogenannte Gebietskulisse festgelegt. Innerhalb dieser Zone werden Tierhaltern Entschädigungen gezahlt, wenn sie trotz Vorsorgemaßnahmen Verluste durch einen „großen Beutegreifer“ – Bär, Wolf oder Luchs – haben. Der naheliegendste Schutz sind Elektrozäune, die Bauern kostenlos ausleihen können.
Wie verhalte ich mich, wenn ich einem Wolf begegne?
Was tun, wenn ich plötzlich einem Wolf begegne? Sechs Tipps:
Haben Sie Respekt vor dem Tier.
Laufen Sie nicht weg, sondern ziehen Sie sich langsam zurück.
Falls Sie einen Hund dabei haben, sollten Sie diesen in jedem Fall anleinen und nahe bei sich behalten.
Wenn der Wolf sich nähert, machen Sie auf sich aufmerksam, indem Sie laut sprechen oder gestikulieren.
Laufen Sie dem Wolf nicht hinterher.
Füttern Sie niemals einen Wolf, sonst gewöhnt er sich daran seine Nahrung in der Nähe des Menschen zu suchen.
Prinzipiell müsse der Freistaat nicht für Schäden durch Wildtiere aufkommen, erläuterte LfU-Sprecher Zoller. Dennoch existiert ein größenteils vom Staat finanzierter Entschädigungsfonds mit festgelegten Sätzen für Nutztierverluste – maximal 5000 Euro bei einem Pferd. Auch würden Pilotprojekte wie etwa die Anschaffung von Herdenschutzhunden finanziert. Im Gegensatz zu Schäferhunden, die die Herden lediglich zusammenhalten, leben solche Schutzhunde mit den Schafen zusammen und schützen sie. Auf Almen, deren Weideflächen oftmals nicht mit Zäunen zu schützen sind, gibt es die Möglichkeit der Behirtung, wie es Zoller nennt, oder des nächtlichen Einpferchens von Herden. Der Almwirtschaftliche Verein Oberbayern hat eine eigene Wolfsbeauftragte, die den Bauern Informationen zum Wildtiermanagement liefert und den Kontakt zu den Behörden hält. Zoller verwies auf das „Netzwerk Große Beutegreifer“ mit seinen 120 ehrenamtlichen Mitarbeitern – Jäger, Förster und Landwirte. Auch sie sind als Ansprechpartner für Betroffene vor Ort schnell erreichbar und vermitteln Kontakte zu Fachleuten.
Bauern sollten Tiere einzäunen
Die Behörden, Interessengruppen und Nutztierhalterverbände vor Ort seien bereits über die Ergebnisse informiert worden. Derzeit befänden sich die meisten Nutztiere noch im Stall oder auf den Talweiden in der Nähe der Betriebe. Almhaltung in Freiweide findet zum jetzigen Zeitpunkt witterungsbedingt noch nicht statt. Das Hauptaugenmerk von Herdenschutzmaßnahmen sollte daher derzeit auf einer guten Einzäunung liegen - vor allem bei kleineren Nutztieren wie Schafen und Ziegen.
Nachdem der Wolf vor rund 100 Jahren ausgerottet worden war, leben seit 1996 wieder mehrere Tiere in Deutschland. Derzeit sind laut Zoller 26 Rudel und Wolfspaare nachgewiesen. Sie leben in der Lausitz, in der Sächsischen Schweiz, in Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. (dpa/AZ)
Experte: Bitte keine Angst vor dem Wolf!