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Inkasso-Betrug in Bayern: Mahnungen von einer Firma, die es gar nicht gibt

Inkasso-Betrug in Bayern

Mahnungen von einer Firma, die es gar nicht gibt

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    München. Tausende Menschen sind in den vergangenen Tagen Opfer eines mutmaßlichen Betrugsversuchs geworden. Sie erhielten Forderungen eines Inkassobüros über 132 Euro, weil sie sich angeblich im Frühjahr bei einem Internetdienst namens Interactive Win angemeldet hätten. Das Pikante dabei: Den Dienst gab es im Frühjahr noch gar nicht. Zudem gingen Mahnungen an veraltete Anschriften - und sogar an eine Tote. Jetzt ermittelt die Polizei.

    "Wir sind beauftragt und bevollmächtigt, die nachstehende Forderungen einzuziehen, die unserer Mandantschaft gegen Sie zusteht", hieß es in den Briefen der Münchner Allinkasso GmbH, die rund 10000 Menschen ins Haus flatterten. Wofür das Geld gefordert wurde, stand in den Schreiben nicht. Es gehe um eine "Anmeldung" im Frühjahr, hieß es lediglich. Und dass Auftraggeber der Mahnungen eine Firma namens "Interactive Win Limited" sei.

    Die Mahnungswelle löstete bei Verbraucherzentralen und in Internetforen einen Ansturm aus. Hunderte Mahnungsempfänger beschwerten sich, eine "Interactive Win" nicht zu kennen und sich auch nirgendwo angemeldet zu haben. "Die schrieben mich mit meinem Mädchennamen an", berichtete eine Frau. "Die Mahnung ging an meine Frau, die vor fünf Jahren verstorben ist", so ein Betroffener in einem Blog.

    Und noch dubioser: Die Internetseiten der "Interactive Win Limited", die unter einer Postfachadresse in britischen Birmingham residiert, sind offensichtlich erst seit Anfang Oktober online. Eine Anmeldung im Frühjahr war somit unmöglich.

    Etliche Menschen erstatteten Anzeige bei der Polizei. Die reagierte: Fahnder rückten bei der Münchner Firma Allinkasso GmbH an, welche die Mahnungen verschickt hatte. Doch die Inkassofirma fühlt sich selbst als Opfer. Man habe von einem Mann aus Bad Homburg einen Inkassoauftrag bekommen, so Michaela Hilg, Geschäftsführerin der Allinkasso. Dieser habe erklärt, es gehe um Anmeldungen bei einem kostenpflichtigen Internetdienst.

    Die Daten der rund 10.000 angeblichen Schuldner habe er per Mail geschickt . "Wir sind von der Richtigkeit dieser Forderungen ausgegangen", so Hilg. Erst, als die Inkassofirma von Beschwerden überschüttet wurde und auch die Kripo im Türrahmen stand, "da war uns klar, dass an der Sache etwas faul ist."

    Allinkasso-Chefin Hilg betonte, dass die Mahnungen angesichts der aktuellen Entwicklung natürlich nicht bezahlt werden müssten. "Empfänger können die Forderungen als gegenstandslos betrachten." Wer bereits bezahlt habe, könne das Geld zurück verlangen. "Er soll sich einfach bei uns melden."

    Die Ermittlungen der Polizei gegen den oder die Betreiber der "Interactive Win" dauern an.

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