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Ingolstadt: Von Vater missbraucht: Tochter wehrt sich gegen Bild bei Facebook

Ingolstadt

Von Vater missbraucht: Tochter wehrt sich gegen Bild bei Facebook

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    Weil sie von ihrem Vater missbrauchte wurde, will eine Frau kein Foto von sich mit ihm bei Facebook sehen. Der Fall kommt nun vor Gericht.
    Weil sie von ihrem Vater missbrauchte wurde, will eine Frau kein Foto von sich mit ihm bei Facebook sehen. Der Fall kommt nun vor Gericht. Foto: Jens Wolf, dpa (Symbolbild)

    Es war ein Schock für die junge Ingolstädterin, als sie in Facebook surfte und plötzlich ein Foto von sich und ihrem Vater aus einst unbeschwerten Tagen fand. Denn der Mann hat die junge Frau sexuell missbraucht, als sie noch ein Kleinkind war. Nun wehrte sie sich gegen die Veröffentlichung und ging zur Polizei.

    Der Fall ist rechtlich nicht ganz einfach, sagt der Ingolstädter Strafrichter Michael Fein, der den Mann am Dienstag vor sich auf der Anklagebank haben wird. Die Staatsanwaltschaft fand nur einen rechtlichen Ansatz gegen den heute 54 Jahre alten Vater des einstigen Missbrauchsopfers: Sie schickte ihm wegen eines Vergehens nach dem Kunsturhebergesetz einen Strafbefehl in Höhe von 40 Tagessätzen zu je 30 Euro und ordnete an, dass das Bild aus glücklichen Tagen umgehend aus dem Internet entfernt werden muss.

    Es geht um die Höhe des Strafbefehls

    Der Strafbefehl ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Der Beschuldigte hat Einspruch dagegen eingelegt. In der Verhandlung am Dienstag geht es allerdings nur noch um die Höhe der Strafe.

    Das Foto zeigt den Mann mit der kleinen Tochter im Arm. „Alles wirkt tatsächlich sehr harmonisch auf diesem Bild“, sagt auch der Strafrichter. Das Glück für die Juristen: Das Foto wurde nicht im häuslichen Umfeld, sondern im öffentlichen Raum aufgenommen. Nur wegen dieser Tatsache ist es laut Richter Fein überhaupt möglich, das Kunsturheberrecht anzuwenden und den Mann zu belangen.

    Das Trauma kam zurück

    Mit dem Bild kam das Trauma von früher schlagartig zurück

    Die heute 22 Jahre alte Tochter musste eine weitere lange Zeit der psychischen Belastung durchstehen. Sie kämpfte lange gegen die Veröffentlichung des Fotos. Die junge Frau hat sich längst von ihrem Vater abgewandt und wollte keinen Kontakt mehr zu ihm.

    Als sie eher zufällig sah, dass sich der Mann im Internet als fürsorglicher Papa darstellt, kehrte das Trauma aus der Kindheit schlagartig in ihr neues Leben zurück – ein Schock.

    Wegen Missbrauchs verurteilt

    Das Schöffengericht hatte gegen den Vater wegen des Missbrauchs ein Jahr und acht Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung verhängt. Das war 1994, das Mädchen war damals drei Jahre alt. Die Strafe ist ein Indiz dafür, dass das Gericht die Tat nicht als leichten Fall des sexuellen Missbrauchs eingestuft hat.

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