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Ingolstadt: Prozess wegen versuchten Mordes: Mit dem Beil auf den Kopf

Ingolstadt

Prozess wegen versuchten Mordes: Mit dem Beil auf den Kopf

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    Der 63-Jährige steht wegen versuchten Mordes vor dem Amtsgericht Ingolstadt.
    Der 63-Jährige steht wegen versuchten Mordes vor dem Amtsgericht Ingolstadt. Foto: Armin Weigel, dpa (Archiv)

    Am Landgericht Ingolstadt muss sich seit gestern ein 63-Jähriger wegen versuchten Mordes verantworten. Er soll laut Anklage der Staatsanwaltschaft

    Es war am Tag der Geburtstagsfeier seiner Schwester gewesen. Oben im ersten Stock waren am frühen Abend etwa 20 Gäste beisammen. Kinder, Enkel, Freunde der Schwester. Nicht dabei war der Angeklagte. Er wohnte in der Erdgeschosswohnung. Das Verhältnis war schon seit Jahren belastet. Und der Angeklagte hätte am nächsten Tag – gerichtlich angeordnet – seine Wohnung räumen müssen.

    Opfer wusste: „Ich habe keine Chance mehr“

    Der Schwager hatte gegen 18.30 Uhr gerade im Garten das Spielzeug der Enkel zusammengeräumt und wollte für die Gäste noch Getränke holen, als er auf dem Weg nach oben im Treppenhaus von hinten „etwas huschen“ hörte. So schilderte es der 65-jährige Pensionist gestern vor der 1. Strafkammer. Er habe von hinten einen Schlag auf den Kopf bekommen. Er habe sich umgedreht und seinen Schwager erkannt. Er habe zwar nicht gesehen, was der in Händen gehalten habe, aber gewusst: „Ich habe keine Chance mehr.“ Er habe versucht, die Stufen hinaufzukriechen, einen zweiten Schlag bekommen, die Hände zum Schutz gehoben und um Hilfe geschrien. Dann sei er bewusstlos geworden.

    Sein Schwager hatte ein Beil. Wie Staatsanwalt Niki Hölzel vortrug, soll er mehrfach mit der stumpfen Seite zugeschlagen haben. Der von ihm Schwerverletzte erlitt unter anderem ein offenes Schädelhirntrauma, überlebte den Angriff allerdings. So, wie er sich gestern vor Gericht zeigte, hat er die Attacke vergleichsweise gut überstanden. Er wird aber nicht nur körperlich versehrt bleiben, sondern ist zudem nach wie vor in psychologischer Behandlung.

    Schwiegersohn hat Beil-Angreifer vertrieben

    Dass es nicht noch schlimmer kam, hat er einem seiner Schwiegersöhne zu verdanken. Diesem war es – mutmaßlich gerade noch rechtzeitig – gelungen, den Angreifer mit einem Kleiderständer aus dem Haus zu vertreiben. Er war sich gestern sicher: „Der hätte weitergemacht, wenn ich nicht dazwischengegangen wäre.“

    Hintergrund der Gewalttat ist ein langjähriger Streit. Der Angeklagte ist überzeugt, dass sein Schwager ihn aus dem Haus „mobben“ wollte. Das zeigte sich gestern, als er konsequent alle Zeugen diesbezüglich befragte. Substanzielle Belege für diese Theorie gab es allerdings keine. Früher hatte der Angeklagte mehrfach die Polizei bemüht. Reifen sollen zerstochen und seine Mikrowelle manipuliert worden sein. Seine Schwester und ihr Mann hatten das Vertrauensverhältnis schließlich so nachhaltig zerstört gesehen, dass für sie ein Leben unter einem Dach nicht mehr infrage kam.

    Im Raum steht, dass der Angeklagte psychisch krank ist. Richter Jochen Bösl sagte, dass auch eine dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie infrage komme. Ein Urteil könnte im Januar fallen.

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