Was war Sapor Modelltechnik denn überhaupt für ein Laden? War er wirklich eine in der Gründungsphase schlecht geplante, unwägbar zu kalkulierende Unternehmung, begonnen mit einer falschen Einschätzung des (nicht) vorhandenen Marktes für die exquisiten Oldtimer-Modelle?
Eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, mit wechselndem Personal (Straftäter im Maßregelvollzug) und extrem schwankender Kostenstruktur? Ein ewiges Zuschussgeschäft, eine Klitsche, die kein vernünftiger Kaufmann erwerben würde? Ist es so, dass Hubert Haderthauer, wie er behauptet hatte, „eine Bugwelle von Schulden“ vor sich herschob und sich sein unternehmerischer Ehrgeiz lediglich darauf konzentrierte, mit Sapor Modelltechnik „aus der Verlustzone“ zu kommen?
Das waren ein paar der Fragen, die vor dem sechsten Verhandlungstag im Prozess gegen den vorläufig suspendierten Ingolstädter und wegen Betrugs und Steuerhinterziehung angeklagten Landgerichtsarzt geblieben waren. Wie das Gericht, die 5. Strafkammer des Landgerichtes München II unter Vorsitz von Rupert Heindl, die Antworten von Freitag werten wird, ist noch unklar.
Sechster Tag im Haderthauer Prozess
Fest steht: Der Prozess geht in die Verlängerung. Und: Staatsanwalt Achim von Engel wird den Anklagepunkt Betrug nicht fallen lassen. Die Kammer hatte das am Mittwoch angeregt, weil sich gezeigt habe, dass auch die Gegenseite, also der frühere Geschäftspartner und jetzige Kontrahent Roger Ponton und sein damaliger Anwalt, in den für diesen Prozess fraglichen Vergleichsverhandlungen ihre Interessen keinesfalls außer Acht gelassen hatten.
Haderthauer hatte 2008 die Firma ohne das Wissen Pontons verkauft. Es gab später einen Vergleich in Höhe von 20000 Euro aber Ponton fühlt sich im Nachhinein „arglistig getäuscht“. Und für Staatsanwalt von Engel „hat sich nichts geändert.“ Die Steuerschuld beträgt laut Anklage rund 43000 Euro, der angeklagte Betrugsschaden insgesamt rund 84000 Euro.
Haderthauer bestreitet den Betrug, hat die Steuerhinterziehungsvorwürfe allerdings teilweise eingeräumt. Die Kammer hatte am fünften Verhandlungstag zudem angedeutet, derzeit – zusätzlich zu dem, was Haderthauer ohnehin zugegeben hat, davon auszugehen, dass er vier Modellautos aus dem Vermögen von Sapor Modelltechnik entnommen haben könnte. Was der Anklage entspricht. Wie der Prozess ausgeht, erscheint seit gestern allerdings offener denn je.
Hubert Haderthauer bestreitet Betrugsvorwürfe
Denn Richter Heindl verlängerte die Beweisaufnahme und setzte einen weiteren Prozesstag an. Aus England geladene Zeugen waren nicht erschienen. Außerdem sagte – für das Gericht und vor allem die Verteidigung überraschend – der wegen Betruges mitangeklagte frühere Ingolstädter und mit Hader-thauer befreundete Anwalt nicht aus. Er erschien kurz mit seinem Verteidiger und machte von seinen Rechten Gebrauch. Sein Verfahren war am ersten Verhandlungstag abgetrennt worden, wegen erheblicher gesundheitlicher Probleme.
Was den Ingolstädter aber wohl nicht daran gehindert hatte, in einem anderen Zivilverfahren selbst als Anwalt vor Gericht aufzutreten. Richter Heindl goutierte das gestern sehr bedingt und beschied ihm knapp: „Das Verfahren gegen sie läuft weiter.“ Der Mann hatte 2011 die Vergleichsverhandlungen mit Ponton nach dem Verkauf von Sapor Modelltechnik geführt. Schon damals war es um den Wert dieses Ladens gegangen.
Der Steuerfahnder, der am Freitag recht ergiebig in die Untiefen der verlustreichen Buchhaltung von Sapor-Modelltechnik einstieg, kam zu dem Schluss: Nach 19 Jahren habe der Betrieb 107000 Euro Miese gemacht. Und: Auf die Haderthauer-Seite seien insgesamt rund 30000 Euro mehr geflossen, als von dem Ehepaar über die Jahre eingelegt wurde. Und umgekehrt: Roger Ponton habe insgesamt rund 100000 Euro mehr ins Unternehmen gesteckt, als er entnommen habe.
Laut Gericht hat Haderthauer bislang keinen Eintrag im Bundeszentralregister. Der Prozess wird am 5. Februar fortgesetzt.