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Ingolstadt: Applaus und Wasserbomben: Die AfD betritt die Wahlkampfbühne

Ingolstadt

Applaus und Wasserbomben: Die AfD betritt die Wahlkampfbühne

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    Auf dem Theatervorplatz in Ingolstadt wurde es bei der Kundgebung der AfD und der Gegenkundgebung rund um das Aktionsbündnis „Ingolstadt ist bunt“ laut.
    Auf dem Theatervorplatz in Ingolstadt wurde es bei der Kundgebung der AfD und der Gegenkundgebung rund um das Aktionsbündnis „Ingolstadt ist bunt“ laut. Foto: kuepp

    Über dem Eingang des Ingolstädter Stadttheaters haben die Schauspieler des Ensembles ein Plakat aufgehängt. Darauf steht: „Für eine offene Gesellschaft“. Im Werkstattfoyer der Bühne öffnet regelmäßig das Café International. Dort treffen sich Geflüchtete, Helfer, Einheimische. Es ist eine vielsprachige Begegnungsstätte.

    Für eine offene Gesellschaft. Unter dem Plakat vorbei und hinein in den Saal geht am Freitagabend auch Alice Weidel, Spitzenkandidatin der AfD für die Bundestagswahl im September. Die Partei hat zum Wochenende ihren Wahlkampf in Bayern eröffnet. Sie hat dafür die Ingolstädter Bühne gewählt. Und es sprechen dort an diesem Abend Politiker, die gegen eine Menge sind: gegen offene Grenzen, gegen den Euro, gegen die sogenannte „Kuscheljustiz“.

    Die Rednerliste vor Weidel ist lang. Zuvor haben sich die bayerischen Spitzenkandidaten Martin Hebner, Peter Boehringer und einige andere vor etwa 200 Parteimitgliedern und Sympathisanten vorgestellt. Der eine, Boehringer, hat über die finanzpolitischen Positionen referiert, der andere, Hebner, spricht über „Bürgerliche Freiheit und Rechtsstaatlichkeit“. Später werden alle Kandidaten auf die Bühne geholt. Jeder sagt ein paar Sätze und hält dazu ein Plakat hoch. Darauf steht zum Beispiel „Bunt statt Burka“. Der Bildausschnitt zeigt dazu Damendekolletés im Dirndl.

    Alice Weidel spricht in Ingolstadt für die AfD

    Danach also die Spitzenkandidatin. Weidel, Jahrgang 79, promovierte Ökonomin, blonder Pferdeschwanz, schneidiger Ton, spricht vor allem über Ausländerkriminalität und die Konsequenzen, die sich aus dieser für das Land ergäben. Ihrer Lesart der amtlichen Kriminalstatistik nach seien im vergangenen Jahr fast 40 Prozent der einer Straftat verdächtigten Personen Ausländer gewesen. Dunkelziffer nicht mitgerechnet. Und diese Ausländer machten nur elf Prozent an der Gesamtbevölkerung aus. Die Hälfte der Straftaten in Deutschland sei auf „offene Grenzen, auf Multikulti und auf eine unkontrollierte Zuwanderung“ zurückzuführen. Weidel: „Wir wollen nicht, dass unsere Frauen Opfer der noch nicht so lange hier lebenden Gäste einer Schlepperbande mit CDU-Parteibuch werden.“

    Die Frau aus Baden-Württemberg fordert deshalb, das Mindestmaß bei Sexualstraftaten auf drei Jahre anzuheben. So könne es keine Bewährungsstrafe mehr für solche Delikte geben. Nächster Punkt: Kein Ermessensspielraum bei der Abschiebung rechtskräftig verurteilter krimineller Ausländer. Dann will Weidel das Strafgesetzbuch erweitern: Ein sogenanntes Drei-Verstöße-Gesetz soll her. Heißt: Jemand, der zum dritten Mal innerhalb einer bestimmten Zeit strafrechtlich verurteilt werde, müsse demnach zwingend zu einer Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt werden. Letzte Forderung: Das Strafrecht so reformieren, dass nicht der Täter-, sondern der Opferschutz im Vordergrund stehe.

    Kundgebung und Gegendemonstration in Ingolstadt

    Für solche Sätze gibt es viel Applaus im Saal. Irgendwo sieht man dann in schöner Regelmäßigkeit ein schwarz-rot-goldenes Schweißband an einem klatschenden Arm in die Höhe schnellen. Im Publikum sitzt auch ein Mitglied des Ingolstädter Stadtrates. Es ist der Republikaner.

    Er war auch schon draußen dabei, als vor dem Theater am Nachmittag der AfD-Kreisverband Ingolstadt zur Kundgebung versammelt hatte. Es kamen vielleicht zwei Dutzend. Ungleich größer die Gegendemonstration des Bündnisses „

    Im Theater sitzt an einem Seitentisch spät am Abend ein älterer Herr. Kein AfD-Mitglied, aber überzeugt, dass das Land den Bach runtergeht. Wegen der Flüchtlinge. Auf die Frage, wie viele er denn persönlich kenne, sagt er: „Keinen.“

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