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Impfdurchbruch: Corona nach dem Urlaub: Familie aus dem Allgäu ist geschockt

Impfdurchbruch

Corona nach dem Urlaub: Familie aus dem Allgäu ist geschockt

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    Zurück aus dem Zelturlaub in den Landes in Frankreich bei Biarritz und jetzt infiziert mit Corona: Die Leuterschacher Familie Herbst mit ihren vier Kindern.
    Zurück aus dem Zelturlaub in den Landes in Frankreich bei Biarritz und jetzt infiziert mit Corona: Die Leuterschacher Familie Herbst mit ihren vier Kindern. Foto: Familie Herbst

    Robert Herbst ist vollständig geimpft – aber dennoch mit Corona infiziert. Entsprechend geschockt war der Leuterschacher in dem Moment, als er erfuhr, dass er sich mit der Covid-19-Deltavariante angesteckt hat. Infiziert haben sich Herbst und sein Sohn (5) im Familienurlaub in Frankreich oder auf der Rückreise vergangene Woche. „Ich konnte es einfach nicht glauben.“

    Als der Allgäuer einen Blindtest mit salzigem und süßem Popcorn machte, schmeckte er keinen Unterschied mehr

    „Ich schmecke außer sehr Saurem oder Scharfem nichts mehr. Und ich rieche auch nichts“, sagt Herbst (38). „Sonst würde ich es noch immer nicht wahrhaben wollen.“ Als er einen Blindtest mit salzigem und süßem Popcorn machte, schmeckte er keinen Unterschied.

    Das sei genau das Problem bei Covid mit milden Symptomen: Die Erkrankung sei für Außenstehende unsichtbar. „Wir alle fühlen uns viel zu sicher“, warnt der Marketingfachmann. Corona ist nicht vorbei!“ Das bewiesen Vorfälle wie der Trachtlerausflug in Opfenbach, bei der sich etliche Teilnehmer ansteckten. Inzwischen hat Herbsts ganze sechsköpfige Familie Covid-19.

    Seine Frau (32) und er sind vollständig mit Biontech geimpft, und sie haben am Atlantik bei Biarritz mit ihren vier Kindern als Familie Zelturlaub gemacht, ohne viel mit anderen in Berührung zu kommen. Die Freunde in Paris, die sie auf dem Rückweg besuchten, waren geimpft. Zudem gilt in Frankreich die 3G-Regel. „Und wir waren viel draußen und nie lang in geschlossenen Räumen.“ Letztlich könnten sie es überall gekriegt haben, sagt er. „Vielleicht hätten wir in

    Seine Coronainfektion - und damit den Impfdurchbruch bemerkte der Allgäuer zufällig

    Seine Coronainfektion merkte Herbst, zurück im Allgäu beziehungsweise in Leuterschach bei Marktoberdorf, zufällig. „Sonst würde ich weiter da draußen rumlaufen und andere anstecken.“ Er kam nur darauf, weil seine Frau bei den zwei jüngsten Kindern (5 und 3) freiwillig Schnelltests machte. „Obwohl sie keine Symptome hatten, wollten wir vor der Kita sicher gehen.“ So wie die Älteren in der Schule ja auch am ersten Schultag getestet wurden. Zwei Tage später, am 16. September, war bei dem Fünfjährigen dann plötzlich ein Antigentest positiv. Sofort ließen ihn die Eltern einen zweiten machen.

    „Das ist wie bei einem Schwangerschaftstest“, sagt Herbst und lacht. Wer da das Ergebnis nicht wahrhaben will, mache auch mehrere. Aber der zweite Test des Buben war ebenfalls positiv. Deshalb ging es noch am gleichen Tag zum PCR-Test ins Testzentrum. Herbst ließ sich dort mit seinem Sohn testen. „Ich war entsetzt, als der Laborbefund am Freitag, 17. September, dann ergab, dass wir beide Corona haben.“ Schon seitdem hält die ganze Familie freiwillig häusliche Quarantäne.

    Seit 23. September steht fest, dass die gesamte sechsköpfige Familie aus Marktoberdorf-Leuterschach Corona hat

    Zu Recht, denn diese Woche wurden dann auch noch die zwei anderen Söhne positiv getestet, und schließlich auch noch die Tochter und die Ehefrau. Seit 23. September steht fest, dass alle sechs infiziert sind. Daran, dass nun seine ganze Familie an Covid erkrankt sei, sehe man, wie hochansteckend die Deltavariante sei, sagt Herbst.

    Am Samstag, einen Tag nach dem schriftlichen Befund, riefen ihn dann noch Mitarbeiter vom Gesundheitsamt an, berichtet er. „Sie sagten mir, ich soll meine Kontaktpersonen verständigen und sie bitten, zu Hause zu bleiben.“ Denn die Behörde käme erst am Montag dazu, alle anzurufen.

    Geärgert hat den Leuterschacher, dass sich viele seiner Kontaktpersonen dagegen gewehrt haben, "auf die Liste zu kommen"

    Geärgert hat ihn dabei, dass jeder Fünfte seiner Kontakte sich dagegen wehrte, auf seine Liste zu kommen. „Nach dem Motto: Ich muss arbeiten! Quarantäne? Das kann ich nicht brauchen.“

    Seines Wissens nach haben sie bisher keinen außerhalb der Familie angesteckt, sagt er. Alle sechs Herbsts haben etwas erhöhte Temperatur, leichten Husten, Kopfweh, fühlen sich matschig. Mehr sei bisher nicht. Abgesehen vom Verlust des Geruchssinns bei ihm und dem Fünfjährigen. „Die Lieferdienste verdienen gut mit uns.“ Seinen Humor hat Herbst nicht verloren, obwohl er sich Sorgen um seine Familie macht. Sorgen vor Long Covid und davor, dass doch noch bei einem Familienmitglied ein schwererer Verlauf einsetzt.

    Diese Sorgen müsse er sich nicht unbedingt machen, sagt Gregor Blumtritt, Leiter der Ostallgäuer Impfzentren Marktoberdorf und Kaufbeuren. Nach seiner Erfahrung haben Geimpfte keinen schweren Corona-Verlauf. „Manche sind vorübergehend positiv, bleiben aber symptomlos, andere erkranken mild. Aber sie sind wohl schon hochinfektiös!“, sagt der Arzt.

    Der Leiter der Ostallgäuer Impfzentren sagt: "Impfdurchbrüche sind noch selten"

    Noch seien Impfdurchbrüche wie die der Leuterschacher selten in der Region, sagt Blumtritt. „Nach den Zahlen vom Montag gibt es im Ostallgäu mit Kaufbeuren 146

    „Es ist kein Wunder, dass es bei Biontech am häufigsten ist. Der Impfstoff wurde hier am allermeisten verimpft.“ Im August gab es übrigens, wie berichtet, 355 positive Coronafälle im Ostallgäu mit Kaufbeuren. Davon waren „34 echte Impfdurchbrüche“. Als Tendenz lasse sich nur festhalten, dass es öfter zum Durchbruch komme, je länger die Impfung her sei. Auch deshalb rät Blumtritt gefährdeten Gruppen wie über 80-Jährigen und Immungeschwächten jetzt zur Drittimpfung. Denn Impfen biete Sicherheit vor schweren Verläufen.

    "Jeder sollte sich impfen lassen, um sich selbst vor einem schweren Verlauf zu schützen"

    Der Meinung ist Herbst auch. „Jeder sollte sich impfen lassen, um sich selbst vor einem schweren Corona-Verlauf zu schützen!“, sagt er. Auch laut Robert-Koch-Institut (RKI) sind über 94 Prozent der Covid-Patienten auf Krankenhaus-Intensivstationen ungeimpft.

    Wenn aber auch Geimpfte wie er und seine Frau die Krankheit übertragen könnten, mache er sich um so größere Sorgen um die Ungeimpften, sagt Herbst.

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